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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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von ihnen, mich überhaupt hineinzulassen.“
    „Na ja, schließlich sind Sie sechs Stunden hierhergefahren, um Ihre Deadline noch zu schaffen. Aber wie schon gesagt, wir werden uns kurz fassen müssen. Setzen Sie sich bitte.“
    Sie bot ihm keine Erfrischung an. Er bat auch nicht darum. Stattdessen drehte er sich um und setzte sich in einen massiven Hartholzstuhl mit Löwenklauen und einem Samtpolster. Dante betrachtete sein Gesicht durch Morgans Augen und fühlte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Oder war es Morgans Herz?
    Die linke Gesichtshälfte des Mannes war von unebenem, rosigem Fleisch überzogen, das wie eine geschmolzene Plastikpuppe aussah. Das Augenlid hing herunter, die Wange sackte ab, die Lippe war verzerrt und das Ohr war nur ein unförmiger Klumpen. Er trug auf dieser Seite auch ein Haarteil. Dante hatte es erst nicht gesehen, aber jetzt erkannte er deutlich, dass das Haar einen etwas anderen Farbton hatte und auf einer Seite des Kopfes etwas weniger strubbelig war als auf der anderen. Es war gute Arbeit. Gut genug, um einen Sterblichen zu täuschen.
    Der entstellte Frank lächelte sie an. Man musste es Morgan hoch anrechnen, dass sie zurücklächelte. Aber auch sie spürte Gefahr. Allerdings glaubte sie, wegen seiner Narbe nervös zu sein, und schalt sich selbst, denn dafür konnte der Mann nun wirklich nichts.
    „Sie müssen sehr aufgeregt sein wegen Ihrer Nominierung“, sagte er. „Ich finde, Sie haben es verdient.“
    „Danke. Ja, ich bin ziemlich überwältigt, dass der Film so gut angenommen wurde.“
    „Es ist ein guter Film.“ Er zog einen Notizblock aus der Tasche, dann einen Stift. Genau, wie man es von einem Reporter erwarten würde. Ein weiteres Warnsignal für Dante. „Aber andererseits waren die ersten beiden auch gut. Warum, glauben Sie, ist dieser so viel besser angekommen?“
    Dantes Herz schien schon wieder auszusetzen. Die ersten beiden?
    „Die ersten beiden Filme hatten ein viel kleineres Budget“, antwortete Morgan, „aber dennoch haben sie eine Anhängerschaft gewonnen, die größer war als unsere wildesten Erwartungen. Das führte natürlich dazu, dass wir den dritten viel größer aufziehen konnten.“
    Der Mann nickte. „Und ein vierter ist in Arbeit?“
    „Natürlich.“
    Während Dantes Herz zusehends aus dem Rhythmus geriet, kritzelte der Reporter lächelnd auf seinen Notizblock. „Ich glaube, diese Filme haben einen Realismus an sich, der anderen Vampirfilmen – eigentlich allen Horrorfilmen – fehlt. Der Charakter Dante … er ist vollkommen glaubwürdig. Sehr echt.“
    Morgan schluckte nervös. Er ist echt – für mich wenigstens, flüsterten ihre Gedanken. Laut sagte sie etwas anderes. „Das ist der Schlüssel für gute Fiktion, wissen Sie. Es glaubwürdig erscheinen zu lassen.“
    „Tatsächlich“, hakte er nach. „Aber es ist mehr als glaubwürdig. Fast … ja, fast wie eine wahre Geschichte. Und als ich dann darüber gestolpert bin, dass Ihr Haus früher einem Mann namens Dante gehört hat, na ja, da bin ich zugegebenermaßen neugierig geworden.“
    Jeder Nerv in Morgans Körper wurde zum Zerreißen gespannt. „Wovon reden Sie, Mr. Stiles?“
    „Ach, kommen Sie. Die Akten sind für jeden einsehbar.“
    Sie schüttelte langsam mit dem Kopf. „Nein“, sagte sie, „sind sie nicht.“ Dann schien sie sich zu fangen. „Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen beziehen, aber sie sind falsch. Dieses Haus wurde von seinem früheren Besitzer verlassen, einem gewissen Mr. Daniel Taylor. Der Staat hat es für sich beansprucht, nachdem er, ohne Erben zu hinterlassen, gestorben war, und mein Onkel David hat es von ihnen gekauft.“
    „Daniel Taylor war einer der vielen Decknamen, die der Vampir Dante über die Jahre benutzt hat.“
    Fassungslos starrte sie ihn an. Dante konnte es nicht sehen, aber er konnte fühlen, wie sie die Lippen verzog und die Brauen hob. Was sie da zu hören bekam, war viel zu absurd, um überhaupt darüber nachzudenken. „Meine Güte, Sie haben eine grenzenlose Fantasie.“
    „Es ist eine Tatsache, Morgan. Genau wie die Dinge in Ihren Filmen Fakten sind.“
    Langsam stand sie auf. „Sie sind verrückt, wenn Sie glauben, dass es Vampire tatsächlich gibt, Mr. Stiles. Und ich empfange nicht gerne wahnsinnige Fremde nach Einbruch der Dunkelheit. Ich denke, es ist Zeit für Sie, zu gehen.“
    „Und ich denke, es ist Zeit für Sie, die Wahrheit zu sagen. Vampire sind echt, Ms. De Silva. Sie wissen das, und ich weiß

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