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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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»Einen Augenblick schien er [Hitler] unschlüssig, dann ging er wieder zurück. Ich wartete an der Haustür auf ihn. Niemand hat jemals erfahren, was sich zwischen Hitler und Geli in dieser kurzen Zeit ereignet hatte.« Als Hitler und seine Begleiter gegen 14.45 Uhr vom Prinzregentenplatz wegfuhren, wirkte Geli »aufgeregt und auch depressiv«. Köchin Anni Winter gab später zu Protokoll: »Am 18.9.’31 sah ich, wie Raubal stark aufgeregt in das Zimmer Hitlers ging und dann wieder in ihr Zimmer zurückeilte. Dies kam mir etwas wunderbar vor. Ich nehme nun an, daß sie sich damals die Pistole aus dem Zimmer Hitlers geholt hat.« Maria Reichert, die Wirtschafterin Hitlers, die sich ebenfalls in der Wohnung aufhielt, hörte gegen 15 Uhr, »wie die Tür der Raubal zugeschlossen wurde. … Kurze Zeit darauf vernahm ich aus dem Zimmer der Raubal einen kleinen Krach, als ob etwas umgestoßen worden wäre. Ich schenkte dem keine besondere Bedeutung«, sagte sie gegenüber der Polizei aus. Erst am nächsten Morgen entdeckte man Geli Raubals Leiche. Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden vor ihrem Sofa, auf dem sich eine Pistole vom Typ Walther 6,35 mm befand. Die junge Frau war an einem Schuss in die Lunge gestorben. »Es handelte sich um einen Nahschuß, der im Ausschnitt des Kleides unmittelbar auf der Haut angesetzt und oberhalb des jedenfalls nicht getroffenen Herzens eingedrungen war«, heißt es im Polizeibericht. Die Nachricht von Gelis Tod erreichte Hitler unterwegs. Sofort gab er seinem Chauffeur Anweisung, »so schnell wie möglich nach München zu fahren«. Kurz nach 14.30 Uhr erreichte Hitler den Münchner Prinzregentenplatz. Gelis Leiche war soeben weggebracht worden.
    »In dem Zimmer von Raubal konnte kein Brief und auch kein sonstiges Schriftstück mit irgendeiner Angabe über ihre Selbstmordabsicht gefunden werden. Nur ein angefangener Brief an eine Wiener Freundin, in dem so gar nichts von Lebensüberdruß enthalten war, lag auf dem Tische.«
    Bericht der Polizeidirektion München über den Tod Geli Raubals

»Eine rätselhafte Affäre«: Sofort nach dem Bekanntwerden der Todesnachricht spekulierten die Zeitungen über die Hintergründe des Falls.
    Bayerische Staatsbibliothek, München

»Jetzt bin ich ganz frei«: Nach ihrem Tod betrieb Hitler einen wahren Totenkult um seine Nichte.
    Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)

    »Amtswegig enterdigt«: Die sterblichen Überreste von Geli Raubal wurden mehrfach umgebettet. Das Grab im Jahr 1950.
    bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
    Da die Pistole, die am Tatort gefunden worden war, Hitler gehörte, musste auch er sich einem Verhör der Polizei unterziehen. Schon wenige Tage nach Gelis Tod kursierten die wildesten Gerüchte und Spekulationen: Von Inzest und Eifersucht als möglichen Tatmotiven war die Rede, aber auch von Mord. »Das Nasenbein der Toten ist zertrümmert, die Leiche trug auch andere schwere Verletzungen«, schrieb am 21. September 1931 die Münchner Post und kolportierte, es sei zwischen Hitler und Geli zu einem »heftigen Auftritt« gekommen. Ist es tatsächlich möglich, dass Geli Raubal ermordet wurde? Das ZDF hat den damaligen Polizeibericht dem Experten Thomas Althaus von der Kommission für Todesermittlungen der Polizei München vorgelegt mit der Bitte, die Angaben darin noch einmal zu prüfen und zu bewerten. »Fremdverschulden kann eindeutig ausgeschlossen werden«, meint Thomas Althaus. Das Nasenbein sei nicht zertrümmert, die Nase nur infolge der Gesichtslage der Leiche platt gerückt worden. »Der Verlauf der Kugel durch den Körper sowie die ›Standmarke‹, die die Pistole auf der Haut im Bereich des Dekolletés hinterlassen hat, sprechen eindeutig für Selbstmord.«
    Jetzt bin ich ganz frei, innerlich und äußerlich. Vielleicht hat es so sein sollen. Jetzt gehöre ich nur noch dem deutschen Volk und meiner Aufgabe. Die arme Geli! Sie hat sich dafür opfern müssen.
    Hitler nach dem Tod Geli Raubals
    Der Tod seiner Nichte ging Hitler zweifelsohne nahe, doch bereitete ihm viel größere Sorgen, dass seine politischen Gegner aus dem Fall Kapital schlagen könnten. Nicht zuletzt aus diesem Grund gab die Familie Gelis damals der Theorie den Vorzug, es habe sich nicht um Selbstmord, sondern um einen Unfall gehandelt. Dafür spricht, dass am Tatort kein Abschiedsbrief gefunden wurde, sondern nur ein angefangenes Schreiben

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