Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
womit.«
Geli Raubal, Weihnachten 1927
Sie war eine Prinzessin, nach der sich die Leute auf der Straße umdrehten. Wie alle war auch ich wahnsinnig verliebt in sie.
Emil Maurice, Chauffeur Hitlers
Gelis Zukunft liegt mir so sehr am Herzen, das wissen Sie, sie ist das Kostbarste und Liebste, das ich habe, ich sehe meine Aufgabe darin, sie zu beschützen, ich nehme für mich das Recht in Anspruch, auf sie aufzupassen und die Bekannten für sie auszusuchen. Was Geli für Einschränkungen hält, ist weise Überlegung. Ich möchte nicht, daß sie in die Fänge eines Abenteurers gerät.
Hitler gegenüber seinem Fotografen Heinrich Hoffmann, 1929
»Zwei Jahre warten«: Die Verbindung von Geli mit Hitlers Chauffeur Emil Maurice wurde vom NSDAP-Chef vehement abgelehnt.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
»Unter der Obhut von Onkel Adolf«: Geli Raubal und Adolf Hitler im Sommer 1931 auf dem Obersalzberg.
Bayerische Staatsbibliothek, München (Fotoarchiv Hoffmann)
Dennoch soll »Onkel Adolf« wie ein Wahnsinniger getobt haben, als Emil Maurice vor seinen Augen Geli herzhaft auf die Wange küsste. »Ich fürchtete, er würde mich über den Haufen schießen«, erinnerte sich der Fahrer später. Auch als Geli mit einem Linzer Kunstmaler poussierte, soll Hitler interveniert haben. Christa Schroeder, Hitlers Privatsekretärin, erinnerte sich später an einen Brief des Linzer Liebhabers, in dem unter anderem zu lesen stand: »Er will ganz einfach, daß Du eines Tages keinem anderen gehören sollst als ihm. … Dein Onkel ist eine Gewaltnatur.« Aussagen wie diese haben in der Vergangenheit dazu geführt, Hitler und seiner Nichte ein sexuelles Verhältnis zu unterstellen. Otto Strasser, Nationalsozialist und später Hitlers Gegner, gab nach dem Krieg sogar zu Protokoll, Hitler habe Geli zu perversen Sexspielen genötigt.
Geli Raubal war eine der wenigen Personen, die ihm – auch öffentlich – widersprechen durfte. Er hat ihre Gesellschaft zur Entspannung sicherlich sehr genossen. Anzeichen einer großen Liebe gibt es keine .
Anna Maria Sigmund, Historikerin
Doch darf man dem Historiker Anton Joachimsthaler getrost folgen, der in seinem Buch Hitlers Liste meint: »Es würde den Rahmen dieser Untersuchungen sprengen, um auf all die Irrtümer und Behauptungen Otto Strassers und all der anderen einzugehen, die aus Geli Raubal ein sexbesessenes Wesen machen wollten …« Im Jahr 1931 musste Hitler seine Nichte Geli immer öfter sich selbst überlassen, während er deutschlandweit Wahlkampf betrieb. Seit dem Wahlerfolg im Jahr 1930 befand sich die NSDAP im politischen Höhenflug und versuchte durch gezielte Propaganda, Wähler in allen gesellschaftlichen Schichten zu gewinnen. In Hitlers Abwesenheit verliebte sich die junge Frau ernsthaft in einen 16 Jahre älteren Musiker, wie ihre Mutter Angela nach dem Krieg zu Protokoll gab. Angeblich beabsichtigte Geli, ihren Liebhaber zu heiraten, was »Onkel Adolf« jedoch strikt ablehnte. Am 18. September 1931 weilte Hitlers Nichte zu Besuch bei ihrer Mutter auf dem Obersalzberg, als Hitler sie nach München zurückbeorderte. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Bei der Befragung auf einem Münchener Kriminalkommissariat gab Hitler an, dass Geli wünschte, nach Wien zu gehen, um dort »weitere [Gesangs-]Studien zu machen. Er habe sich einverstanden erklärt, unter der Voraussetzung, daß ihre in Berchtesgaden befindliche Mutter mit nach Wien ginge, und als sie das nicht wollte, habe er sich gegen den Wiener Plan ausgesprochen. Sie sei darüber wohl ungehalten gewesen, habe sich aber nicht besonders aufgeregt gezeigt.« Ob Hitler Geli deshalb nach München zurückrief, ist nicht klar. Als Geli jedoch am späten Vormittag des 18. September 1931 am Prinzregentenplatz eintraf, fuhr Hitler zur Parteizentrale ins »Braune Haus«, um seine bevorstehende Wahlkampftour in Norddeutschland vorzubereiten. Gegen 14.30 Uhr kehrte er in seine Wohnung zurück, wo Geli bereits ungeduldig auf ihn wartete. Als er jedoch gleich zu seiner Reise aufbrach, war Geli sichtlich verärgert. »Dann hätte er mich ja gleich am Obersalzberg lassen können!«, soll sie laut Hitlers Köchin Anni Winter gesagt haben. Heinrich Hoffmann, der Hitler auf seiner Reise begleitete, erinnerte sich später an den Abschied im Treppenhaus: »Auf Wiedersehen, Onkel Adolf! Auf Wiedersehen, Herr Hoffmann!«, rief Geli den beiden nach.
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