Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
handfestere Informationsquellen über ihren neuen Kontrahenten auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz. Im englischen Bletchley Park hatten Kryptologen den als »absolut sicher« geltenden Code der deutschen Verschlüsselungsmaschine »Enigma« geknackt, mit der die Wehrmacht ihren gesamten Funkverkehr abwickelte. Zwar war das Dechiffrieren der Funksprüche kompliziert und zeitaufwendig, doch die britische Führung wusste nun zumindest in Grundzügen über die Pläne und Einsatzstärken ihres Gegners Bescheid. Dies sollte sich vor allem für die deutsche Kriegsmarine verheerend auswirken, machte sich jedoch auch im Wüstenkrieg in Nordafrika bemerkbar. Demnach erschienen den Briten die wenigen Wehrmachtssoldaten in Libyen nicht als ernsthafte Bedrohung. Am 12. Februar, dem Tag, an dem Rommel in Tripolis eintraf, entschied das War Cabinet , den Vormarsch in Libyen zunächst einzustellen. Für Premier Winston Churchill hatte nun Griechenland Priorität, in das italienische Truppen Ende Oktober 1940 eingefallen waren – ebenfalls ohne Abstimmung mit ihrem deutschen Bündnispartner. Zwar hatten Mussolinis Streitkräfte von der griechischen Armee schon bald gestoppt werden können, doch drohte nun auch an der Ägäis ein militärisches Eingreifen der Wehrmacht.
»General Bluff«: Um eine größere Truppenstärke vorzutäuschen, ließ Rommel seine wenigen Panzer während der Truppenparade in Tripolis mehrfach an den Schaulustigen vorbeirollen.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
Dies alles blieb Rommel verborgen. Er wusste nicht, dass die Briten Kräfte aus Nordafrika abzogen, und rechnete vielmehr mit dem baldigen Beginn einer britischen Großoffensive. Dies erklärt auch die Eile, ja Hektik, mit der er seine Truppen Richtung Front in Marsch setzen ließ. Er wollte jedenfalls den Briten unbedingt zuvorkommen und das Heft des Handelns in der Hand behalten. Inzwischen hatte seine Truppe auch ihre offizielle Bezeichnung erhalten: »Deutsches Afrika-Korps« (DAK). Hitler hatte den Namen als Reminiszenz an das »Deutsche Alpenkorps« gewählt, in dem Rommel während des Ersten Weltkriegs gekämpft hatte – pikanterweise gegen die Italiener. Jetzt, 1941, war Rommel offiziell dem italienischen »Comando Supremo« unterstellt, und alle militärischen Operationen hätten eigentlich von diesem genehmigt werden müssen. Doch faktisch scherte sich Rommel darum nicht, wie er sich vom deutschen OKH nicht einschränken ließ – solange er sich vom »Führer« persönlich gedeckt wusste.
Rommel sagte: Wo marschiert wird, wird gesiegt; jeder Stillstand ist schlecht.
Friedrich Hauber, Ordonnanz in Rommels Stab
Als der General Mitte März noch einmal in Berlin Vortrag hielt, musste er feststellen, dass man im OKH an der defensiven Ausrichtung des Einsatzes festhielt. Dennoch entschloss Rommel sich zum Vormarsch. Noch von Berlin aus gab er den Befehl zum Angriff und konnte bei einem kleinen Wüstenfort namens El Agheila den ersten Erfolg verbuchen. »Ich bin mit einer kleinen Gruppe – vielleicht 20 Mann und ein Leutnant – vorgefahren«, erinnert sich Winrich Behr, damals Angehöriger einer Aufklärungsabteilung. »Wir haben dann unsere Fahrzeuge stehen lassen und sind nachts am Strand die restlichen Kilometer zu Fuß marschiert. Als wir ankamen, stellte sich heraus, dass im Fort zwar Hunderttausende von Flöhen, aber kein einziger Brite übernachtete. Erst im Morgengrauen kamen ihre Spähwagen angefahren, die wir dann schnappten oder abschossen. Und diese lächerliche Geschichte kam, weil sie natürlich von einer gewissen strategischen Bedeutung war, in die deutsche Presse. Das Fort El Agheila erschien dort, als ob es Fort Knox wäre und wir eine große Schlacht geschlagen hätten. In Wirklichkeit war es eine lächerliche Karl-May-Geschichte.«
Am meisten hat mich die Wochenschau geärgert mit den Spiegeleiern auf den Panzern. Wo hätten wir die Eier herkriegen sollen? Vielleicht einer, der hinten in der Etappe war und mit Beduinen zusammenkam. Eier konnte man vielleicht gegen Tee und gegen Zucker kriegen. Aber wo sollte ich Tee und Zucker hernehmen?
Rolf-Werner Völker, Panzergrenadier im Afrikakorps
»Er hat sich schon entsprechend in Positur gestellt«: Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Wehrmachtsgeneralen liebte Rommel den großen Auftritt.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
»Als wäre es Fort Knox«: Die Eroberung des Wüstennests El Agheila durch die deutschen Verbände war der
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