Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
ums andere Mal Dichtung und Wahrheit. Rommel spreche perfekt Arabisch, hieß es beispielsweise – dabei waren es kaum 50 Worte, die der General beherrschte. Andere Experten wussten die Antwort darauf, warum Rommel sich mit solch schlafwandlerischer Sicherheit in der Wüste bewegte – wollten sie doch unter den mehreren Dutzend Bezeichnungen, die das Arabische für den Begriff »Sand« bereithielt, auch den altarabischen Ausdruck »Rommel« entdeckt haben.
Der Herr des Wüstenkriegs
Erarbeitet hatte sich der solchermaßen Gefeierte das Image als »Herr des Wüstenkriegs« mit seinem blitzschnellen Vorstoß in die östliche libysche Provinz Cyrenaika, der Freund und Feind vollkommen überraschte. Rastlos trieb Rommel seine Männer vorwärts, und nach vier Tagen waren bereits 300 Kilometer Wüste zurückgelegt. Als Problem erwies sich bald der Nachschub, der über immer längere Strecken herbeigeschafft werden musste. Mit Blick auf diese Achillesferse forderte das italienische Oberkommando die sofortige Einstellung der Angriffe. Doch gegen alle Warnungen und expliziten Verbote riskierte Rommel den weiteren Vormarsch – und bekam schließlich von Hitler recht, der ihn zu seinen »unerwarteten Erfolgen« beglückwünschte. Was die britischen Soldaten in zwei Monaten erkämpft hatten, eroberte Rommels noch unvollständiges Afrika-Korps in kaum zwei Wochen zurück. Das Nachschubproblem vermochte Rommel dabei auf seine Weise zu lösen: Beim überstürzten Rückzug hatten die Verteidiger oftmals das zurückgelassen, was die Deutschen am dringendsten brauchten – Brennstoff und Verpflegung. Diese Beute nährte den weiteren Angriff – zumindest vorläufig.
Die Versorgungsfrage interessierte ihn nur in zweiter Linie. Er sagte zu uns: »Holt euch das Benzin doch bei den Tommys!« Das haben wir eine Zeit lang auch gemacht. Aber die Versorgung auf Dauer sicherzustellen, dafür hatte Rommel nicht die gleiche Sorge wie andere Leute.
Winrich Behr, Offizier des DAK
»Der Wüstenfuchs«: Rommels spektakuläre Vorstöße machten ihn in Nordafrika bei Freund und Feind zur mythischen Figur.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
»Das Heft des Handelns in der Hand behalten«: Nach ihrer Ankunft in Afrika marschieren deutsche Kolonnen durch die Wüste Richtung Front.
Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
Doch war es allein Rommels Sieg? Hatten allein sein taktisches Geschick, sein Ideenreichtum und sein besonderer Führungsstil diesen Triumph über die britischen Kräfte ermöglicht? Die deutsche Propaganda verkaufte es so, allerdings war das nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich war Rommel auf einen Gegner getroffen, der sich in einer Phase der Umorganisation befand. Zudem hatten die britischen Befehlshaber den Meldungen der eigenen Funkaufklärung vertraut – diese hatte die defensiven Befehle des OKH an Rommel entschlüsselt und Entwarnung gegeben. Dass sich der Befehlshaber des DAK über die Weisungen aus Berlin einfach hinwegsetzen könnte und dennoch angreifen würde – damit hatten die Briten nicht rechnen können.
»Kein Interesse an der Versorgungsfrage«: Rommels Krieg in Nordafrika krankte bis zuletzt an der niemals zufriedenstellend gelösten Frage des Nachschubs.
Bundesarchiv Koblenz (Bild 101I-782-0049-21, Foto Erich Borchert)
Und noch war nicht die gesamte Cyrenaika in deutscher Hand: Als Stachel im Fleisch der Front war Tobruk übrig geblieben. Die von den Italienern zur Festung ausgebaute Hafenstadt war von einem Verteidigungsring von fast 50 Kilometern umgeben. Ausgedehnte Panzersperren, Drahtverhaue und Minenfelder versperrten den Weg. Die Festung wurde über den Seeweg versorgt und von einem starken britischen Truppenkontingent verteidigt. Im Rausch des schnellen Vormarschs glaubte Rommel, auf genaue Pläne der Festungsanlagen verzichten zu können und auch Tobruk aus der Bewegung einzunehmen – ein fataler Trugschluss.
Die ersten Angriffe auf Tobruk hat hier niemand verstanden. Obwohl die Stärke und Besatzung der Festung bekannt war, wurde jedes neu eintreffende Bataillon zum Angriff angesetzt und kam natürlich nicht durch. So ist jeder Verband vor Tobruk stark angeschlagen. Manche sprunghafte Führung des DAK will uns inferioren Führern nicht recht in den Kopf.
Maximilian von Herff, Regimentskommandeur im DAK
Mehrfach ließ er seine zahlenmäßig weit unterlegenen, von den Strapazen des Vormarschs ausgelaugten Truppen anrennen. Überall gerieten sie in starkes
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