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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Schießübungen und brannte auf »Aktionen«. Die erste bewaffnete Auseinandersetzung, an der er erwiesenermaßen teilnahm, war der Hitler-Putsch 1923. Himmler trug als Mitglied des von Ernst Röhm geführten Wehrverbands »Reichsflagge« dieselbe am Tag des Putsches. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Radikalen, Reichswehr und Polizei. Himmler kam ungeschoren davon. »Das gewaltsame Vorgehen gegen politische Gegner, ihre ›Ausschaltung‹«, war aber laut Peter Longerich für Himmler seit diesen Tagen geläufig und kein »moralisches Problem«.

    »Sprungbrett Bayern«: Himmler im März 1933 als Münchner Polizeichef mit seinem einstigen Gönner und späteren Widersacher, dem SA-Chef Ernst Röhm (hinten links).
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (Scherl)
    Nach dem missglückten Umsturz ging Himmler auf Arbeitssuche. 1924 wurde er Sekretär von Gregor Strasser, einem der Führer der nationalsozialistischen Bewegung, der nach dem Verbot der NSDAP deren Ersatzorganisation betreute. An Strassers Seite machte Himmler Parteikarriere. Nach Wiederzulassung von Hitlers Partei 1925 wurde er Gaugeschäftsführer, 1926 stellvertretender Gauleiter sowie stellvertretender Reichspropagandaleiter und 1927 zunächst stellvertretender, zwei Jahre später alleiniger »Reichsführer SS«. Die »Schutzstaffel« war zu diesem Zeitpunkt nur einige hundert Mann stark und fungierte als Untergliederung der SA lediglich als Leibwache für Hitler und als Saalschutz für prominente Parteiredner. Ihr Aufstieg zum allumfassenden Staat im Staate, zur Inkarnation von Terror und Gewalt, sollte das künftige Ziel Heinrich Himmlers werden.
    Gelegenheit, die Schlagkraft seiner SS unter Beweis zu stellen, bekam er 1932. Nach dem Wahlerfolg der NSDAP reagierten übermütige NS-Haudegen in Königsberg mit Bombenanschlägen und drangsalierten gezielt Gegner des Nationalsozialismus. Der Terror wurde in den darauffolgenden Tagen auf ganz Ostpreußen und Schlesien ausgeweitet. Verschiedene kommunistische und sozialdemokratische Politiker wurden ermordet, andere schwer verwundet. »Es gibt einen recht eindeutigen Hinweis darauf, dass es Himmler war, der die Königsberger Terrorkampagne maßgeblich befahl«, schreibt Peter Longerich. Der Historiker fand ein Schreiben eines SS-Mannes, der angibt, er habe »im Jahre 1932 als Führer der Standarte Ostpreußen den Befehl des RFSS, die Kommunistenhäuptlinge umzulegen, durchgeführt«.
    »Es war ja gerade der Willkürcharakter der KZ-Haft, der ihre abschreckende Wirkung begründete, und auf diesem Schrecken basierte nicht zuletzt Himmlers Macht.«
    Peter Longerich, Himmler-Biograf
    Nachdem die Nazis 1933 schließlich die Macht erlangt hatten, sicherten sie sich ihre Herrschaft mit Repression und Brutalität. In Heinrich Himmler fanden sie einen geschickten und ehrgeizigen Vollstrecker. Sein erstes Sprungbrett wurde Bayern. Als die Nationalsozialisten die Länder nach der »Machtergreifung« gleichschalteten, wurde Himmler Polizeichef in München. In der Folge gelang es ihm geschickt, die Politische Polizei mit der SS zu verzahnen. Polizisten erhielten SS-Ränge, SS-Leute fanden sich als Polizisten wieder. Er richtete umgehend ein Konzentrationslager in Dachau ein, Vorbild aller nachfolgenden KZs. Hier hatte allein die SS das Sagen. Himmler ließ Menschen ohne Angaben von Gründen, ohne Richter, ohne Prozess und für unbestimmte Zeit in »Schutzhaft« nehmen. Der totalitäre Staat ebnete Himmler den Weg.
    Diesen Dreiklang – Politische Polizei, KZ und SS – dehnte Himmler innerhalb weniger Monate auf sämtliche Länder aus und brachte sie somit unter seine Kontrolle. Dabei erwies er sich als geschickter Taktierer und Organisator. Die SS hatte sich inzwischen zu einem Gegengewicht der Sturmabteilung (SA) entwickelt. Für seinen Freund und Gönner, den »guten Hauptmann Röhm«, hatte Himmler beim Hitler-Putsch noch die Reichskriegsflagge getragen. Doch ihm war nicht entgangen, dass der SA-Führer den NS-Größen schon lange ein Dorn im Auge war. Die nationalsozialistische Parteiarmee hatte Mitte 1934 etwa 4,5 Millionen Mitglieder. Damit bildete sie einen gefährlichen Machtfaktor und stand in Konkurrenz zur Wehrmacht. Dies wollte Hitler nicht dulden und beschloss, die SA auszuschalten. Am 30. Juni 1934 wurden Röhm und andere hohe SA-Führer verhaftet. Überdies auch Gregor Strasser, ein weiterer früherer Mentor Heinrich Himmlers. Bis zu 200 Personen wurden hingerichtet – von Heinrich Himmlers

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