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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Weichsel.
    Endlich war Heinrich Himmler nicht nur Soldat, sondern auch Feldherr. Die Vollendung seines Traums endete kläglich. Seine Fronten brachen genauso zusammen wie die der anderen Befehlshaber. Himmler wurde seines Kommandos wieder enthoben und zog sich in die Klinik Hohenlychen zurück. Gemeinsam mit »Häschen« und seinen Kindern verbrachte er dort Tage tiefer Depression. Alles war in Auflösung begriffen. Am 20. April 1945 besuchte Himmler ein letztes Mal Adolf Hitler in seinem Bunker unter der Reichskanzlei. Anschließend setzte er sich nach Norddeutschland ab. Am 20. Mai 1945 stand Himmler vor der Entscheidung, sich zu stellen oder zu fliehen. Er entschied sich für die Flucht. Die Option, »kämpfend unterzugehen«, wie er es von seinen SS-Leuten verlangte, galt für den SS-Chef anscheinend nicht. Für viele seiner Jünger brach eine Welt zusammen.
    »Nun ist H. im Osten. Wenn die Lage ernst wird, muß er helfen. Wie herrlich, daß er zu großen Aufgaben berufen ist u. sie meistern kann. Auf ihn blickt ganz Deutschland.«
    Margarete Himmler, Tagebuch, 2. Februar 1945
    Himmler rasierte sich seinen Schnurrbart ab, legte eine Augenklappe an und die Unform eines Feldwebels der Geheimen Feldpolizei. Mit den Papieren eines gewissen »Heinrich Hitzinger« machte er sich mit zwei Adjutanten auf die Flucht. Weit kam er nicht. Eine sowjetische Patrouille setzte die drei Männer fest, übergab sie jedoch wenig später an die Briten. Die Sowjets hatten ihren Fang nicht erkannt. Am 23. Mai lüftete Himmler sein Inkognito, ließ sich zum leitenden Offizier des Gefangenencamps von Barnstedt südlich Lüneburg bringen, nahm seine Augenklappe ab und sagte mit leiser Stimme: »Heinrich Himmler.« Himmler musste sich komplett ausziehen und eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Als der Militärarzt schließlich seinen Mund untersuchen wollte, biss der Gefangene auf die Zyankalikapsel, die er laut Aussage seiner Ehefrau seit dem ersten Kriegstag immer bei sich trug. Die Briten verscharrten den Leichnam in der Lüneburger Heide. Wo genau seine Gebeine liegen, ist bis heute unbekannt. Das Grab des Mannes, der maßgeblich für den Holocaust verantwortlich war, sollte kein Wallfahrtsort für Neonazis werden.

    »Die Lage ist ernst«: Wenige Monate vor dem Ende des »Dritten Reichs« wurde Himmler von Hitler die militärische Führung des Volkssturms übertragen.
    bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
    »Und nun mit der Neige des alten Jahres noch einmal meine innigsten Wünsche und Grüße. Wenn ich mir auch immer wieder einrede, daß das neue Jahr schwer – vielleicht lastend sein wird – bin ich fast neugierig gespannt, was es bringen wird. Dir wünsche ich vor allem anderen die Kraft für die Aufgabe, die Führer und Vaterland Dir übertragen werden. – Daneben ist dann alles klein – sind wir – bin ich arm. Bleib gesund und vergiß mich nicht, Deine X.«
    Hedwig Potthast, Brief an Himmler, 30. Dezember 1944
    Mit seinen beiden Frauen hatte Himmler bis kurz vor seinem Tod brieflich und telefonisch Kontakt. Beide hielten standhaft zu ihm. Hinweise auf Zweifel an ihrer Beziehung zu einem Massenmörder lassen sich nirgendwo finden. Marga Himmler und ihre Tochter Gudrun wurden am 13. Mai 1945 in Südtirol von amerikanischen Truppen verhaftet. Die nächsten Monate verbrachten sie in einem britischen Internierungslager in Italien. Im September 1946 wurde Frau Himmler nach Nürnberg gebracht, um im Zusammenhang mit den Kriegsverbrecherprozessen auszusagen. Gegenüber dem verhörenden US-Offizier, Colonel John H. Amen, beharrte sie darauf, nicht gewusst zu haben, was in den Konzentrationslagern vor sich ging, und bezweifelte, dass ihr Mann sie befehligt habe. Marga Himmler starb 1967.
    Hedwig Potthast soll bis Kriegsende zunächst am Tiroler Achensee gelebt haben. Als sie von Himmlers Selbstmord am 23. Mai 1945 erfuhr, tauchte sie im bayerischen Rosenheim unter, wo sie wenige Wochen später von den Amerikanern gefangen genommen wurde. Sie wurde eine Woche lang verhört und dann freigelassen. Kurze Zeit später habe sich Hedwig Potthast nach Informationen von Katrin Himmler bei Hilde Himmler, der Ehefrau von Himmlers Bruder Gebhard, in Gmund blicken lassen: »›Häschen‹, so erzählen Gebhards Älteste und ihr Mann, sei ihnen damals sehr wunderlich vorgekommen, sie habe immer nur von ›König Heinrich‹ gesprochen – womit sie den

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