Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Linz, wo Hitler und seine Familie seit Herbst 1900 lebten, will der damalige Schüler »die Bekanntschaft hübscher junger Mädchen gesucht« haben – so jedenfalls stellte es Hitler später gern selbst dar. Glaubt man Zeugenberichten aus dieser Zeit, so verhielt sich der junge Adolf Hitler dem weiblichen Geschlecht gegenüber jedoch ausgesprochen scheu und befangen. Im Frühjahr 1906 verliebte sich der Pubertierende in ein »hübsches blondes Mädchen« aus Linz, das ihm als weibliches Schönheitsideal und nicht zuletzt deshalb unerreichbar erschien. Stefanie Isak, wie die Angebetete hieß, war zwei Jahre älter, Tochter eines hohen Regierungsbeamten und hatte reihenweise Verehrer, junge Offiziere zumeist. Den blassen, damals sechzehnjährigen Hitler, der die blonde Schönheit bei ihren abendlichen Spaziergängen durch Linz heimlich beobachtete, bemerkte sie gar nicht.
Während gerade für das jugendliche Schwärmen ein steter Wechsel typisch ist, gab es für Adolf während dieser Jahre kein anderes weibliches Wesen als Stefanie. Er sah gar nicht, daß neben ihr noch andere Mädchen existierten. Stefanie verkörperte für ihn das Weibliche schlechthin.
August Kubizek, Adolf Hitler, mein Jugendfreund
»Dann kriegen wir auch die Weiber«: Immer wieder verfielen Frauen dem Nimbus des ehelosen »Führers«, hier während der Besetzung des Sudetengebiets im Oktober 1938.
Bundesarchiv Koblenz (Bild 183-H13160)
»Ich darf keine Frau lieben«: Angehörige des »Bunds Deutscher Mädel« (BDM) huldigen dem »Führer« vor dem Berghof, Sommer 1939.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
In seiner Jugend in Linz schwärmte Adolf Hitler mehrere Jahre lang für die schöne Stefanie Isak.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
Hitler schmiedete Pläne, Stefanie zu entführen – oder seinem Leben durch einen Sprung in die Donau ein Ende zu setzen. Schließlich fasste der Jüngling den Entschluss, nach Wien zu gehen und ein berühmter Künstler zu werden, um seiner Angebeteten zu imponieren. Stefanie Isak war freilich völlig ahnungslos, als sie im Herbst 1907 einen rätselhaften Liebesbrief erhielt.
In Georg Stefan Trollers Fernsehfilm »Ein junger Mann aus dem Innviertel« aus dem Jahr 1975 schilderte sie die merkwürdige Begebenheit im Interview: »Ich erhielt einstens einen Brief, worin mir einer mitteilte, er gehe jetzt auf die Kunstakademie, aber ich solle auf ihn warten, er werde wiederkommen und mich heiraten. Was sonst noch darin stand, weiß ich nicht mehr, auch nicht, ob und wie der Brief unterschrieben war. Ich wusste damals absolut nicht, wem ich denselben zuschreiben sollte.« Erst viele Jahre später erfuhr Stefanie, dass der unbekannte Briefeschreiber von damals Adolf Hitler gewesen war.
»In einem … Briefe schrieb mir die Dame, sie könne nicht begreifen, warum denn Hitler, wenn er schon so sehr für sie geschwärmt haben sollte, ihr seine Zuneigung in gar keiner Weise zu verstehen gab; ›an allzu großer Schüchternheit wird der damalige Hitler auch kaum gelitten haben‹.«
Franz Jetzinger, Hitlers Jugend
Die spärlichen Augenzeugenberichte aus Hitlers Zeit in Wien lassen das Bild eines Sonderlings erstehen, der Kontakte zum weiblichen Geschlecht eher mied. Zwischen seinem 18. und 24. Lebensjahr scheint Hitler keinerlei Berührungen mit Frauen gehabt zu haben – höchstens in seinen Tagträumen. August Kubizek, mit dem Hitler in Wien eine Zeit lang das Zimmer teilte, glaubte den Grund für die sexuelle Enthaltsamkeit seines Mitbewohners zu kennen: Angst vor Syphilis. So sei Hitler bei einem gemeinsamen Ausflug in den »Pfuhl der Laster« entsetzt vor den Dirnen zurückgewichen und habe sich für ein Verbot der Prostitution ausgesprochen.
»Ich glaube mit Gewißheit sagen zu können, es fehlte Adolf sowohl in Linz wie auch in Wien die tatsächliche Begegnung mit einem Mädchen, das bereit war, sich ihm ganz zu schenken.«
August Kubizek, Adolf Hitler, mein Jugendfreund
Diese Schilderungen und weitere, die sich in Kubizeks 1953 erschienenem Buch Adolf Hitler, mein Jugendfreund anekdotenhaft aneinanderreihen, haben später dazu geführt, Hitler eine latente Homosexualität zu unterstellen. Vor allem Kubizeks Erzählung, Hitler sei einmal in seinem Beisein von einem »gut gekleideten, sehr bürgerlich aussehenden Mann« angesprochen und zum
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