Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Abzeichen seiner Partei. … Diese Kissen hatte er ewig bei sich«, heißt es im Interview mit Maria Reiter. Am 23. Dezember 1926 beging Mimi ihren 17. Geburtstag. Überraschend erschien Hitler gegen Abend in Berchtesgaden und schenkte dem jungen Mädchen eine goldene Armbanduhr. Am nächsten Tag feierten sie gemeinsam Weihnachten, Mimi überreichte stolz die zwei Sofakissen, an denen sie wochenlang gearbeitet hatte. Doch auch Hitler hatte ein Geschenk für sie: die soeben erschienenen beiden Bände Mein Kampf , Exemplar Nummer 111, in rotes Saffianleder gebunden und mit einer persönlichen Widmung versehen.
»Du ahnst nicht, wie glücklich mich ein Briefchen macht, aus dem Deine liebe Stimme zu mir spricht. Denn die höre ich dann immer im stillen. Und dann faßt mich auch die Sehnsucht nach Dir stets von neuem. Denkst auch Du noch öfter an mich? Weißt Du, Mizerl, wenn ich oft Ärger und Sorgen habe, dann wollte ich so gern bei Dir sein und in Deine lieben Augen schauen können und das andere vergessen. Ja, Kind, Du weißt wirklich nicht, was Du mir bist und wie lieb ich Dich habe. Aber lies die Bücher, und Du wirst mich dann verstehen können.«
Hitler, 22. Dezember 1926
Wenig später kehrte Hitler nach München zurück; das Paar sah sich erst im März 1927 wieder, als Maria mit dem Eiskunstlaufverein Berchtesgaden eine Fahrt in die bayerische Hauptstadt unternahm. Hitler führte Mimi zum Essen aus und überraschte sie mit Theaterkarten. All das geschah völlig ungeniert – auch in Berchtesgaden promenierten Hitler und Mimi Arm in Arm durch die Stadt, was in damaliger Zeit einer Verlobung gleichkam. Erst im Juli 1927 zogen an Mimis »rosarotem Himmel« dunkle Wolken auf: Im Juli hielt sich Hitler wieder einmal in Berchtesgaden auf, doch meldete er sich diesmal nicht bei seiner »Verlobten«. »Ich saß allein in der Wohnung. Die Zimmertür zum Gang stand weit offen. Und ich starrte länger als eine Stunde auf den Vorplatz hinaus. Schließlich fing ich an zu weinen, ich war verzweifelt. Für mich begann langsam eine Welt zusammenzustürzen. Ich hatte keine Anhaltspunkte; nichts Bestimmtes, womit ich diese Situation erklären könnte. Ich sah mich mit einem Mal verlassen. Alle möglichen Bilder tauchten vor meinen Augen auf, … andere Frauengesichter, und ich sah Hitler, wie er ihnen freundlich zulächelte. Mir liefen die Tränen über die Wangen. Ich wollte plötzlich nicht mehr leben«, erinnerte sich Maria Reiter später. Mit einer Wäscheleine wollte sich das junge Mädchen an einer Türklinke erhängen, doch konnte Mimi im letzten Moment von ihrem Schwager gerettet werden. Nach einigen Tagen erfuhr Mimi, warum Hitler sich nicht hatte blicken lassen: In der Münchener Parteizentrale waren anonyme Briefe eingegangen, die den »Führer« bezichtigten, sich in Berchtesgaden »mit minderjährigen Mädchen« zu vergnügen. Da Hitler befürchtete, die Beziehung zu Mimi könnte seine politische Karriere zerstören, zog er sich unverzüglich von seiner Freundin zurück. Bereits zwei Jahre zuvor hatte Hitler die Meldung seiner angeblichen Verlobung in einem Zeitungsartikel heftig dementiert. »Die Nachricht ist von Anfang bis zum Ende purste Dichtung. Ich bin mit der Politik dermaßen verheiratet, daß ich nicht daran denken kann, mich auch noch zu ›verloben‹.« Zwar korrespondierten Hitler und Mimi in den folgenden Monaten noch, doch allmählich schlief ihre Beziehung ein. Im Mai 1930 heiratete Maria Reiter Alfred Wolderich, mit dem sie in Seefeld am Tegernsee ein Hotel eröffnete. Zu ihrem 21. Geburtstag bedachte sie ihr früherer Freund mit einer Grußkarte und einem verspäteten Hochzeitsgeschenk. »Allen Segen für Deine Ehe! Wolf«, schrieb Hitler. Doch die Verbindung mit Wolderich verlief nicht glücklich. Glaubt man den Erinnerungen von Maria Reiter, so brach sie eines Morgens im Sommer 1931 nach einer heftigen ehelichen Auseinandersetzung kurz entschlossen nach München auf, um Hitler wiederzusehen. In der darauffolgenden Nacht, die sie mit Hitler allein in der weitläufigen Wohnung am Prinzregentenplatz verbracht haben will, wurde Mimi nach eigenem Bekunden Hitlers Geliebte.
Doch ein dauerhaftes »heimliches Verhältnis« lehnte die junge Frau ab. Nach ihrer Scheidung von Wolderich traf sie Hitler angeblich erst 1934 wieder. Die Liaison flammte, so Mimi, erneut auf, noch einmal habe Hitler sie gebeten, als seine Geliebte bei ihm zu bleiben. Als Mimi ablehnte, weil sie »heiraten und Kinder haben«
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