Geheimnisse des Himmels
Tränen aus. Ihre Hand krallte sich in Kaithlyns Arm. Kaine ließ sein Schwert fallen, wandte sich zu Melora und legte ihr Gesicht in seine Hände. „Melora, du weißt, was du tun musst?“, sagte er ruhig. Seine Augen starrten Melora durchdringend an. „Du bist die Einzige die jetzt mit ihrem Zauber helfen kann.“
Melora schluchzte noch heftiger. Sie rieb sich die Tränen aus dem Gesicht und sah hoch zu Fye. Sie nickte und mit einer kurzen, schwachen Handbewegung schuf sie eine Straße aus Eis mitten in der Luft. Fyes Miene war ernster als sie es jemals gesehen hatte. Ernst und entschlossen. Seine wunderschönen stahlblauen Augen blitzen nun glutrot und gefährlich. Er sprang mit einem Satz zwei Meter weit hinauf auf die eisige Straße und war so schnell, dass die Königin der Lüfte, der Banshees, keine Möglichkeit mehr hatte auszuweichen. Kaithlyn verfolgte gebannt das Geschehen. Fyes rechte Hand wurde plötzlich von Flammen umschlossen, er holte aus und formte sie zu einer gefährlichen Waffe, fast wie ein flammendes Schwert. Innerhalb einer Sekunde durchbohrte er der selbsternannten Königin das Herz. Blut spritze durch die Luft, während beide zu Boden gingen. Melora schloss die Augen und schrie Fyes Namen. Kaithlyn und Kaine sahen fassungslos zu. Staub wirbelte auf und verbarg die Sicht auf beide Kämpfer. Die Stimme der Frau schallte durch die Luft, ein schrilles Lachen. „ Du Narr!“, fauchte sie unter Todesqualen. Jetzt konnte Kaithlyn erkennen, was dort geschah. Fye lag am Boden, die Frau ebenfalls. Ein letztes widerliches Lachen huschte über ihre Lippen, dann war sie tot. Ihr Körper zerfiel augenblicklich zu Staub, der nun merkwürdig umher flimmerte. Fye krümmte sich weiter am Boden. Die Asche der Toten sammelte sich um ihn. Eine Wolke aus schwarzem staubigem Nebel bildete sich um Fye und schloss ihn ein wie eine Blase. Er begann zu schreien. So laut, dass seine Schreie durch den Raum donnerten. Er presste sich die Hände gegen den Kopf.
Kaithlyn stand hektisch auf, Melora weinte unerbittlich und Kaine stand regungslos da. Er hielt Kaithlyn mit sanfter Gewalt zurück.
„Fye! FYE!“, schrie Kaithlyn so laut sie konnte. „Lass mich los! FYE! “
Sie schlug gegen Kaines Brust, doch er hielt sie, stark, wie er war, weiter fest.
„Du kannst nichts für ihn tun“, sagte Kaine bitter.
„FYE!“, schrie Kaithlyn weiter. „Was ist mit ihm?!“
Auch Fye schrie noch immer. Der Rauch begann, in seinen Körper zu ziehen. Seine Augen waren wieder blau. Fye spürte einzig und allein den übermannenden Schmerz. Sein Rabe krächzte ebenfalls schmerzlich. Alle seine Freunde starrten ihn hilflos an. Kaithlyn wollte nur noch zu ihm. Melora schlug verzweifelt mit der Faust auf den Boden. Reid war inzwischen ohnmächtig geworden. Kaine ließ allmählich lockerer.
Dann war alles vorbei.
Der Rauch entzog sich Fyes Körper und verschwand bis hin zu seinem Arm, mit dem er die Frau getötet hatte. An dieser Stelle blieb bis hin zum Ellbogen ein schwarzgrau geflecktes Muster zurück. Fye kippt schwächlich um und verlor das Bewusstsein. Sein Rabe kam im Stutzflug hinunter und setzte sich neben ihn.
In dem Moment, als die zu Nebel gewordene Asche der Frau verschwand, regte sich etwas in den Banshees. Sie ließen von ihren Opfern ab. Die Banshees schrien vor Entsetzen über den Tod ihrer Anführerin und flogen ziellos durcheinander. Sie stürmten zum Himmel und versuchten zu fliehen. Nach wenigen Minuten war der Himmel wieder klar, so als wäre nichts geschehen. Die Gäste, ob sie nun gekämpft hatten oder nicht starrten hinauf. Erleichtert und überwältigt. Es war totenstill.
„Jetzt ist alles vorbei“, sagte Kaine, der sich als Erster wieder gefasst hatte.
„Fye hat uns alle gerettet. Er hat den Fluch der Amythyl Königin auf sich genommen“, sagte Melora leise wimmernd.
„Fye!“
Kaithlyn riss sich los und stürmte zu Fye. Sie verstand nichts von all dem, was geschehen war. Fyes Arm hatte dieses seltsame Muster beibehalten. Harlow saß still neben ihr. Crowden setzte sich auf ihre Schulter und knabberte an ihrem Haar.
Was war nur mit Fye geschehen?
Kapitel 15
Täuschungsmanöver
In der nächsten Woche glich das Anwesen der Karacords einem Krankenhaus. Mercudiheiler waren angereist, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Sie versorgten die vielen Verletzten, von denen es unzählige gab, nur die besonders schlimmen Fälle wurden nach Diadem gebracht – dort gab es das Antwin
Weitere Kostenlose Bücher