Geheimnisse des Himmels
trocken wurde. Kaithlyn würde ihre letzte Sicherheit verlieren, wenn Relia sie nicht begleiten würde. Sie wäre ganz allein. Einsamkeit war im Vergleich zu ihrer unerbittlichen Wut ein noch unerträglicheres Gefühl.
„Musa und ich werden nach Diadem fliegen.“
Kaithlyn wusste, das Diadem die Himmelsinsel war, auf der sich der königliche Palast befand. Diese Insel lag ganz in der Nähe derjenigen auf der die Deity Akademie lag.
Kaithlyn ließ sich keine weitere Enttäuschung anmerken. Sie schwieg und stellte keine Frage nach dem weshalb oder warum. In diesem Augenblick war es ihr egal, das Einzige was zählte war, dass Relia sie nicht begleiten würde.
„Es wird dir gut ergehen.“
Mrs Abadon zeigte den Anflug eines unsicheren Lächelns.
„Dort wohnen viele Freunde deiner Eltern. Es wird sehr viele Menschen geben, die sich freuen werden dich kennen zulernen. Zudem…“
Sie sprach nicht zu Ende. Kaithlyn wand den Blick ab.
„In einer Stunde werden wir abreisen und diese Insel verlassen“, sagte Mrs Koirbet freundlich. Auf ein Zeichen hin erhob sie sich gemeinsam mit Fye und Melora.
„Es gibt noch einiges vorzubereiten. Bitte entschuldigt uns nun.“
Alle drei gingen zur Tür und Mrs Koirbet drehte sich noch einmal um.
„Ich könnt euch durch dieses Haus frei bewegen.“
Sie schloss die Tür und ließ Mr Aveda, Mrs Abadon, Kaine und Kaithlyn zurück. Kaithlyn starrte mit leerem Blick zu Boden. Die Standuhr schlug gerade elf Uhr, doch die Zeit, die sie in diesem Raum verbracht hatte, kam ihr viel länger als eine Stunde vor.
„Ich habe einen Großvater“, wiederholte sie leise vor sich hin murmelnd.
Benommen nahm sie kaum war, dass Mr Aveda das Wort ergriff.
„Es ist ein ungünstiger Zeitpunkt, aber ich denke es wird Zeit für mich zu gehen“, sagte er freundlich.
„Natürlich, David“, sagte Mrs Abadon gefasst.
„Kaithlyn, ich wünsche dir alles Gute. Wir werden uns sicher bald wieder sehen.“
Er streckte ihr eine Hand hin, die Kaithlyn schweren Herzens annahm.
„Danke, Mr Aveda“, sagte sie niedergeschlagen.
„Sagen Sie Rose bitte, dass ich Morgen nicht zu ihr kommen kann?“
„Selbstverständlich. Mach dir keine Sorgen.“
„Glauben Sie, dass es für andere, die mich kennen auch gefährlich werden könnte?“
Kaithlyn machte sich große Sorgen.
„Da der Brief erst vor kurzen gestohlen wurde, werden Sie wohl kaum wissen, mit wem du etwas zu tun hast, oder?“, sagte Mrs Abadon. Kaithlyn stimmte zu.
„Versprich mir, dass du dir nicht allzu sehr den Kopf zerbrichst“, sagte Mr Aveda.
„Wir werden uns bestimmt schneller wieder sehen, als du denkst.
„Ich versuche es. Und hoffentlich“, fügte sie hinzu.
Sein aufheiternder Versuch prallte einfach an ihr ab.
„Auf Wiedersehen.“
„Pass auf dich auf, Kaithlyn. Alles gute Relia.“
Mrs Abadon reichte ihm zum Abschied die Hand. Die Tür schloss sich leise.
„Warum gehen alle?“, tönte es unter einem Sessel hervor. Harlows grüne Augen funkelten aus dem Schatten heraus.
„Hast du denn nicht mitgehört?“, sagte Kaithlyn.
„Ich habe es gehört, aber nicht verstanden.“
So ähnlich fühlte Kaithlyn sich auch. Vierzehn Jahre lang hatte sie nie etwas erfahren, was ihr solche Kopfschmerzen bereitete. Sie war nicht erleichtert oder froh, wie sie es erwartet hätte, wenn sie endlich ein paar Antworten bekam. Stattdessen warfen sich noch mehr Fragen in ihrem Kopf auf.
„Mit wem redest du da?“, fragte Mrs Abadon und sah auf den leeren Sessel.
„Mit Harlow.“
„Mit Harlow?“
„Kannst du sie nicht hören?“
„Nein.“
„Kiankis können nur mit ihrem Meister kommunizieren, wenn sie ihre Gedankenstimme benutzen“, sagte Harlow leise.
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich meine normale Stimme kaum benutze. Das strengt mich ungemein an.“
„Sie ist ein Kianki, falls du weißt, was das ist“, sagte Kaithlyn einwenig überlegen.
„Mrs Koirbet hat sie mir geschenkt.“
Mrs Abadon lachte kurz auf.
„Oh. Geschenkt ist wohl nicht das richtige Wort. Kiankis suchen sich ihrem Meister selber aus, das habe ich jedenfalls gehört.“
Kaithlyn musterte Harlow.
„So?“
„Schön, dass sie dich gewählt hat. Hat sie auch besonderen Kräfte?“
„Weiß nicht…mh…“
Harlow machte auf Kaithlyn nicht den Eindruck als hätte sie besondere Kräfte.
„Sie scheint noch sehr jung zu sein. Pass gut auf sie auf. Kiankis sind sehr selten. Viele Menschen würden einiges tun, um eines zu
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