Geheimnisse des Himmels
es gezeigt hatte, hörte Schreie und stellte sich ihre Eltern vor, wie diese in Eile und vielleicht sogar panischer Angst gepackt, bei dichtem Schnee und eisiger Kälte ihr einziges Kind ohne eine Antwort schmerzhaft zurück ließen.
„Zuerst dachten wir, dass die Feinde deiner Eltern nicht wissen würden, dass du lebst, hofften, dass sie nichts von deiner Existenz wussten. Diese Hoffnung wurde vierzehn Jahre lang, der Strohhalm an den ich mich klammerte. Unsere Sicherheit.“
Deshalb all die Regeln? All die Vorschriften?
Kaithlyn biss sich so fest auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte. Harlow sah zu ihr auf.
„Kaithlyn. Beruhige dich“, flüsterte ihre Gedankenstimme und ließ Kaithlyn zusammenzucken.
„Ich habe jedoch nicht ausschließlich darauf vertraut und habe mir immer eine Hintertür offen gehalten“, fuhr ihre Tante nun fort. Mrs Koirbet nickte ihr bestärkend zu.
„Wie du richtig vermutet hast, gibt es weitere Mitglieder unserer Familie. Sie heißen jedoch nicht Hayworth. Dies ist der Familienname deines Vaters, welchen deine Mutter annahm, sondern Karacord. Deine Mutter und ich waren ursprünglich Töchter der Karacords.“
Kaithlyn wiederholte den Namen wieder und wieder im Geiste. Ihre Tante hatte nach ihrer Heirat den Namen Abadon angenommen, daher hörte sie diesen zum ersten Mal. Das war wirkliche eine clevere Taktik gewesen, um ihr diese Information vorzuenthalten. Irgendwo tief in ihrem Unterbewusstsein spürte sie eine Vertrautheit mit den Namen. Hatte sie ihn vielleicht schon einmal gehört? Er stand in Verbindung mit etwas, dass…Rose´ Gesicht tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Rose? Was hatte sie damit zu tun?
Verwirrt senkte Kaithlyn den Blick.
„Da ich wusste, dass du dieses Jahr eine neue Schule außerhalb von Nameca besuchen würdest, habe ich versucht über Relia Kontakt zu den Karacords aufzunehmen. Ich wollte nicht, dass jemand meinen Aufenthaltsort erfährt, daher bat ich sie darum.“
Mrs Koirbet rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her.
„Vor zwei Tagen bekam ich eine Antwort.“
Sie atmete einmal tief durch. Kaithlyn wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte.
„Dieser Brief wurde gestohlen. Das bedeutet, jemand sucht nun nach dir.“
Mrs Koirbet und Mrs Abadon tauschten einen unschlüssigen Blick.
„Auch wenn die nördlichen Inseln abgelegner liegen als die anderen, bleiben wir nicht von allem verschont. Die Dierraider haben eine immer größer werdende Anhängerschaft. Tatsache ist, dass Sie nun wo der Brief gestohlen wurde, vielleicht auf die Idee kommen dich zu suchen, weil Sie glauben könnten, es würde Ihnen nutzen. Man könnte denken deine Eltern haben dir etwas überlassen, das von Bedeutung sein könnte. Oder dich vielleicht als Geisel benutzen. Wir wissen es nicht. Aber als einzige Tochter von Alyssa und Aiden Hayworth, werden Sie unvermeidlich daran glauben, dass du ihnen egal wie von Nutzen sein kannst“, schloss Mrs Abadon.
„Deshalb die schnelle Abreise?“, fragte Kaithlyn, die sich völlig überrumpelt fühlte. In ihr stiegen unzählige ungewohnte Gefühle auf. Sie war angespannt und ihr wurde leicht übel.
Sie war also in Gefahr? Ihr Kopf fühlte sich wie Blei an, sie konnte nicht mehr denken.
„Deine Sicherheit ist nun das wichtigste“, sagte Kaithlyns Tante. Sie hatte in diese Stunde mehr als in Kaithlyns ganzen Leben gesprochen; so kam es Kaithlyn zumindest vor.
„Und du wusstest es? Die ganze Zeit?“
Kaithlyn sah ihre Tante an und fühlte sich mit jedem Wort mehr elend.
„Du wusstest, dass es so kommen würde? Deshalb die Verbote und Heimlichtuereien?“
„Ja.“
Kaithlyn stand abrupt auf und vergaß dabei, das Harlow auf ihrem Schoß gesessen hatte.
Harlow plumpste auf den Boden und sah Kaithlyn verwundert an.
„Du wusstest es? DU WUSTESST ES?!“
Kaithlyn schrie fast, es war ihr egal, das all diese Fremden ihr zuhören konnten. Sie war wütend. All die Jahre wurde sie also versteckt? Und nun musste sie das zwischen all den vielen Leuten hören. In Gesellschaft von Fremden etwas über ihr Leben erfahren?
„Du hättest es mir also nie gesagt, wenn der Brief nicht gestohlen worden wäre? Du hättest weiter gelogen? Und so getan als sei alles in Ordnung?“
Kaithlyn holte Luft.
„Du bist eine Lügnerin.“
Als sie nun fast flüsterte, schien das ihrer Tante noch mehr zuzusetzen als ihr Geschrei.
„Wie konntest du nur…? Ich hätte etwas getan…irgendwas.“
Kaithlyn brach ab. Sie sah beschämt
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