Geheimnisse des Himmels
Vielleicht half es, wenn sie es erneut aussprach; vielleicht fühlte es sich dann realer an?
„Was ist Whyburnmagie?“
„Wie bereits angedeutet ist das kein Thema für eine Nacht wie diese“, antwortete Fye sachlich. „Es ist ein umfassendes Thema, dem ich sicher nicht gerecht werden kann, indem ich dir einige Dinge dazu erzähle. Das sollte jemand anderes übernehmen.“
Kaithlyn nickte verständnisvoll. Für eine solch kostbare Information hätte sie in ihrem Gehirn keinen Platz mehr gehabt. Niemand konnte zu viele Ereignisse auf einmal verdauen. Zudem war es nicht Fyes Aufgabe, ihr all ihre Fragen zu beantworten.
„Wenn mein Großvater Karacord heißt und du zum Drachenclan gehörst, sind wir dann…“, sie brach ab und überlegte fieberhaft, ob…
„Die Familien des Clans sind nicht miteinander verwandt. Oft verbindet sie Freundschaft oder etwas anderes, etwas, dass nichts mit der Blutlinie zu tun hat“, sagte Fye, so als hätte er Kaithlyns Gedanken erneut durchschaut.
„Dir mehr darüber zu erzählen, würde viel Zeit in Anspruch nehmen.“
Er deutete auf die Standuhr neben dem Kamin. Zwei Uhr. Kaithlyn störte sich nicht an der Uhrzeit. Sie hatte das Gefühl das Adrenalin der Aufregung, was sie kurz nach ihrer Abreise überfallen hatte, erneut durch ihre Venen rauschen zu spüren.
„Wie kommt es das ich nie davon gehört habe?“, sagte sie.
„Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Da du bei deiner Tante aufgewachsen bist, hätte sie dir alles darüber erzählen müssen, aber anscheinend weißt du nichts darüber. Der Drachenclan sehr bekannt und angesehen, er wird oft in Büchern erwähnt, da er das größte Bündnis ist, welches jemals in der Weltgeschichte geschlossen wurde.“
Fye räusperte sie.
„Aber…“
„Aber?“
„Den Aussagen deiner Tante nach zu urteilen, würde ich meinen, dass sie es dir aus denselben Gründen verschwiegen hat, wie auch all die anderen Ereignisse.“
Kaithlyn nickte stumm. Weil Relia nicht wollte, das Kaithlyn irgendeine Verbindung zwischen ihren Eltern und deren Vergangenheit herausfand. Das hatte sie im Hause von Mrs Koirbet deutlich zu verstehen gegeben…
„Dein Großvater wird dir alles darüber erzählen, da bin ich mir sicher. Falls nicht, lade ich dich zu meiner Familie ein. Mein Vater wird sich freuen, dir davon zu erzählen. Früher oder später fügt sich alles zusammen.“ Fye stand auf und sein Rabe spreizte die Flügel, blieb jedoch auf seinem angestammten Platz sitzen. „Gute Nacht.“
Fye ließ Kaithlyn allein.
Sie sah aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus und es war so als würde etwas von der Düsternis direkt in ihr Herz fließen. Kaithlyn spürte deutlich, wie die Enttäuschung und der Zorn wieder die Oberhand gewannen. Ihre Tante hatte ihr nie auch nur ein Wort von einem Clan erzählt, dem Clan zu dem ihre Familie gehörte. Noch wütender war sie auf sich selbst. Was hatte sie eigentlich all die Jahre über gemacht? In den Tag gelebt ohne sich wirklich zu bemühen an Informationen zu gelangen? Wenn es eine so berühmte Familie war, wieso war sie niemals selbst darauf gestoßen?
Sie schob sich das letzte Stück Brötchen in den Mund und beschloss dann auch ins Bett zu gehen. Es hatte keinen Sinn hier zu sitzen und weiter zu grübeln.
Sie war zu müde um ihren Koffer zu öffnen und sich umzuziehen, also warf sie sich einfach aufs Bett und schlief nach wenigen Minuten schnell ein.
Kaithlyn träumte von Drachen, die gewaltige Feuer spien, von einem alten Mann, der sie fröhlich in die Arme schloss und von Harlow die sagte:
„Kaithlyn ist nicht allein. Ich beschütze Kaithlyn.“
Kapitel 6
Das Labyrinth
Nur wenige Stunden später rieb Kaithlyn sich bereits verschlafen die Augen. Sie rollte sich auf die Seite und blinzelte gegen das Licht an, das hell und grell durchs Fenster fiel und sie an der Nasenspitze kitzelte. Eine Sekunde lang fragte sie sich, warum ihr Bett so groß und voller weicher Kissen war, die nach Flieder rochen, dann fuhr sie erschrocken hoch und starrte in Harlows pelziges Gesicht, bis ihr klar wurde, dass die Ereignisse des gestrigen Tages kein Traum gewesen waren. Harlows grüne Augen starrten zurück und dann begann sie auf den vielen Kissen hin und her zu springen, als gäbe es nichts Schöneres am Morgen.
„Kaithlyn, ich habe Hunger!“, brüllte sie lautstark und hopste nun auf Kaithlyn rum. Es fühlte sich an als würde das Bett vibrieren. Kaithlyn drehte sich um, zog die
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