Geheimnisse des Himmels
gut. Ich kann ihn holen gehen“, sagte Kaithlyn, obwohl sie keine Ahnung hatte wo die Küche war.
„Aber Miss, sie sind unser Gast.“
„Ich bin Kaithlyn.“
„Was?“
„Nenn mich Kaithlyn, du bist ja kaum älter als ich.“
Das Mädchen sah verwirrt umher.
„Wie ist dein Name?“
Sie zögerte.
„Ich heiße Hannah“, sagte sie leise.
„Sollen wir zusammen in die Küche gehen, Hannah? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wo sie ist“, sagte Kaithlyn und presste die Serviette fester um Daumen und Zeigefinger. Sie hatte sich ziemlich tief geschnitten.
„Kommen Sie Miss, hier entlang.“
Hannah schob den Wagen nun vor sich her, anstatt ihn zu ziehen.
Sie musterte Kaithlyn besorgt aus den Augenwinkeln.
Am Ende des Flurs war ein Aufzug, der sie hinunter in die Küche brachte. Kaithlyn studierte erstaunt die Anzeigetafel der Stockwerke. Wenn man es glauben konnte, hatte das Gebäude, in dem sie sich befand, außer Erdgeschoss noch acht weitere Stockwerke.
„Ist dieses Haus hier sehr groß?“, fragte sie Hannah.
„Es ist überwältigend. Es besitzt rund dreihundert Zimmer auf acht Stockwerke verteilt.“
„Ist Mr Karacord, der Einzige der hier wohnt?“
„Mr Karacord bekommt nicht sehr oft Besuch. Außer ihm wohnen die Angestellten und seine Assistenten hier“, sagte Hannah, die nicht recht zu wissen schien, ob sie Kaithlyn all das erzählen durfte.
Die Küche war geräumig und blitz blank sauber geputzt, alles leuchtete förmlich. Viele Töpfe und Pfannen hingen von der Decke und der Boden hatte Ähnlichkeit mit einem gewienerten Schachbrett. Die Küche bot viel Arbeitsfläche zwischen Spülen und Herden.
„Warum braucht man eine so große Küche, für so wenige Personen?“
Hannah schwieg. Sie ging in eine Ecke, wo der Verbandskasten neben dem Speiseaufzug hing. Sie setzten sich an einen Tisch in einer Wandnische und Hannah verband Kaithlyns Finger.
„Danke“, sagte Kaithlyn.
„Ich bin dir hinterher gegangen, weil ich dich was fragen wollte.“
Kaithlyn sah noch einmal auf Hannahs Uniform und das Wappen.
„Das da. Dieses Zeichen oder Wappen. Wofür steht es?“
„Das?“
Sie zeigte auf ihre Uniform.
„Es ist das Zeichen der Familie Karacord, das Familienwappen.“
„Weißt du, ob es eine Bedeutung hat?“, fragte Kaithlyn stürmisch.
„Das Schwert steht für Macht und Ruhm, man findet es oft in Wappen, von sehr berühmten Familien. Das rechte Symbol…“
Hannah deutete auf etwas, das aussah, wie eine Sonne die von einem Kreutz durchzogen wurde.
„Es ist ein altes Symbol aus einer noch älteren Sprache und bedeutet Karacord. Das Symbol in der linken Hälfte steht für den Drachenclan.“
Es sah aus wie eine gebogene Flamme.
„Drachenclan?“, sagte Kaithlyn. Sie hatte noch nie davon gehört.
„Die Familie Karacord gehört diesem Clan an. Viele Familien gehören dazu, sie leben über diese ganze Insel verteilt.“
„Danke.“
Kaithlyns Magen begann zu knurren.
„Ich habe wohl Hunger“, lachte Kaithlyn. Es stimmte, seit gestern Abend hatte sie nichts mehr gegessen und inzwischen war so viel passiert, dass sie gar nicht gemerkt hatte, wie hungrig sie eigentlich war.
„Ich werde sie zurückbringen, Miss“, sagte Hannah etwas lockerer.
„Nenn mich nicht Miss, sondern Kaithlyn, okay? Und nochmals danke, aber ich denke den Weg finde ich auch alleine.“
Kaithlyn ging zurück zum Aufzug.
„Gute Nacht.“
Nachdem sich die Tür des Aufzuges geschlossen hatte, trat eine rundliche Frau mit gewelltem roten Haar aus einer Nische.
„Wer war denn das?“, fragte sie neugierig.
„Ein Gast, der heute gekommen ist“, sagte Hannah.
„Du hast uns belauscht, Serverine?“
„Ich nenne es eher einen Zufall“, lachte die Frau laut auf.
„Ich war nur neugierig. Vielleicht war das die Enkelin von Mr Karacord?“
„Seine Enkelin?“, hauchte Hannah.
„Ja, ja…hast du es noch nicht gehört? Sie soll doch unter den Besuchern sein! Sie hat wohl vorher bei Relia Abadon gewohnt und Mr Karacord bekam doch diesen Eilbrief. Susanne hat es mir erzählt. Die Kleine eben hatte doch Ähnlichkeit mit Harlow Hayworth, nicht? Stell dir vor, sie wäre es…wie aufregend!“
Hannah sah hinüber zum Aufzug.
„Sie war sehr nett“, sagte Hannah. Die dicke Frau lächelte.
Kaithlyn stand vor der Tür zum Wohnraum. Melora würde sicher wissen wollen, wo sie gewesen war. Melora war äußert bedacht darauf nett zu ihr zu sein, aber ihre Freundlichkeit hatte etwas Trügerisches.
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