Geheimnisse des Himmels
Augenblick für solch eine Begrüßung schon längst verflogen war. Fye war der einzige der ihr antwortete.
„Sitzt ihr schon lange hier?“, fragte Kaithlyn.
„Ein paar Minuten“, sagte Melora und spähte feixend zu Kaine hinüber.
Wie auf Abruf klopfte es an der Tür. Es war Mr Roberts. Er hatte ganz rosige Wangen, so als wäre er geradewegs im Eiltempo zu ihnen geeilt.
„Guten Morgen! Ich hoffe Sie haben alle gut geschlafen?“, sagte er strahlend. Kaithlyn schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Von Höflichkeit schienen ihre neu gewonnenen Bekanntschaften anscheinend noch nichts gehört zu haben.
„War alles zu Ihrer Zufriedenheit? Gut, das freut mich. Wenn Sie mir nun folgen möchten, das Frühstück ist bereits angerichtet.“
Es ging zurück durch den Flur, die Treppe erneut hoch, an den Gemälden vorbei und in einen anderen Gang. Kaithlyn hatte längst aufgegeben zu versuchen sich hier den Weg zu merken. Sie folgten Mr Roberts durch einen steinernen Rundbogen ins Esszimmer, das wie alle Räume im Karacord Anwesen nicht an Platz sparte. Der Raum öffnete sich nach oben und die hohe Decke war mit Stuckaturen besetzt. Eine hölzerne Tafel durchzog den Raum, an deren Ende ein hoher langer Stuhl mit Armlehen stand, anders als die anderen Stühle, die kleiner und schmaler waren. Gut zwanzig Leute hatten hier Platz, aber es waren nur vier Gedecke aufgetragen und eine riesige Auswahl an Essen stand bereit. Alle erdenklichen Brotsorten und Brötchen, Croissants, frisches Spiegelei, Speck, Aufschnitt, Käse, Marmelade, Obst, Saft – und Milchkrüge, dampfender Tee und Kaffe, sogar Pfannkuchen und Waffeln und vieles mehr. Kaithlyn staunte nicht schlecht. Sie konnte sich gar nicht mehr satt sehen.
„Man hat mir zugetragen, dass Sie ihr Kianki noch nicht lange bei sich haben“, sagte Mr Roberts an Kaithlyn gewand.
„Ja, das stimmt.“
„Es ist so: Kiankis können menschliche Nahrung zu sich nehmen, aber das eigens für sie gemachte Futter ist nahrhafter und Vitamin reicher, zudem enthält es ein Spurenelement das sich Sefrien nennt und die natürlichen magischen Energien der Kiankis stärkt. Daher halte ich es für ratsam Sie lassen ihr Kianki das Pettropfutter essen.“
Mr Roberts wies auf verschiedene Näpfe, die akribisch aufgereiht, auf einem kleinen Teppich an der rechten Wand standen.
„Ähm…“, machte Kaithlyn verwirrt. Mr Roberts sprach von Harlow als sei sie Kaithlyns Haustier, aber Harlow war kein gewöhnliches Tier.
„Ich überlasse das ihr“, meinte sie und warf Harlow einen fragenden Blick zu. Mr Karacord Assistent sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Kaithlyn sah hilflos zurück. Sie bemerkte, dass eine Stange, mit einer keinen Holzplattform für Fyes Raben, neben dem für Harlow organisierten Essen stand. Wenn er sein Kianki dieses Futter essen ließ, war es vielleicht doch richtig? Während sie grübelte nahm Harlow ihr die Entscheidung ab, indem sie sich über einen der gefüllten Näpfe hermachte. Kaithlyn seufzte erleichtert. Sie hatte die Verantwortung für ein Kianki und konnte nicht einmal eine solche Kleinigkeit entscheiden?
Fye trat neben sie, streckte den Arm aus und sein Rabe hüpfte seinen Arm entlang, bis zur Handfläche und flog das zu seinem Futterplatz hinüber.
„Kiankis haben ihren eigenen Willen“, flüsterte Fye leise.
„Sie brauchen also spezielles Futter?“, fragte Kaithlyn und sah Harlow zu deren Schwanz vor Freude durch die Luft sauste.
„Sie wird dir sagen, was sie braucht. Keine Sorge.“
Melora riss einen Stuhl herum und setzt sich, nicht ohne sich auffällig zu räuspern, was Kaithlyns Unwissenheit zu gelten schien. Sie ignorierte Melora und beschloss später ein Buch über Kiankis in der Bibliothek zu suchen.
„Noch etwas, Miss Hayworth“, sagte Mr Roberts und hielt Kaithlyn einen Brief entgegen.
„Ihr Großvater ist leider verhindert. So sehr er es auch bedauert, seine Arbeit ihnen vorzuziehen, er ist ein beschäftigter Mann und so manche Dinge haben eine beständige Wichtigkeit, daher möchte ich mich in seinem Namen entschuldigen.“
„Danke“, sagte Kaithlyn, wendete den Brief in den Händen und las auf der Rückseite ihren Namen, der in so verschlungener Schrift dort stand als hätte der Absender es sehr eilig gehabt. Ihr Magen verkrampfte sich und machte einen Satz nach vorne. Ein Brief von ihrem Großvater? Sie öffnete ihn und las. Er war recht kurz gehalten.
Liebe Kaithlyn,
ich freue mich, dass du und deine
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