Geheimnisse des Himmels
wahr?“
„Ich glaube nicht an Schicksal“, erwiderte Kaithlyn trocken. Nicht, wenn man vierzehn Jahre lang eine Lüge gelebt hatte und sich schlagartig alles änderte. Relia. Wie hatte sie eben noch Partei für diese Frau ergreifen können? War jemals etwas von dem was Relia Abadon ihr erzählt hatte wahr gewesen?
Ihr Großvater stand auf, umrundete seinen Schreibtisch, bis er neben ihr stand. Unbeirrt legte er ihr eine kräftige Hand auf die Schulter und vermittelte ihr das Gefühl von Geborgenheit, ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Als sie ihm prüfend in die Augen blickte, spürte sie den Anflug von Vertrautheit.
„Noch einmal verliere ich dich nicht aus den Augen“, sagte er zufrieden und seine anfängliche Gelassenheit verschwand; die autoritäre Ruhe hüllte ihn wieder ein, als habe er sich einen Mantel aus Zuversicht um die Schultern gelegt.
„Ich freue mich dich hier zu haben.“
Kaithlyn nickte dankbar, dass er keinerlei Erwartungen an sie stellte.
„Ich möchte, das du das Karacord Anwesen als dein zu Hause siehst. Solange du hier bist, werde ich dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt. Ich werde dir natürlich alles über den Drachenclan erzählen, seine Entstehung, die Legende von Blaze Karacord…es gibt so viele wunderbare Dinge, die du lernen wirst! Du wirst sehen, schon bald ist dein Wissen so umfangreich wie es ein sollte. Du hast jetzt eine Familie. Alle Familien des Clans werden dich kennenlernen wollen und du wirst natürlich auch in unsere Künste eingeweiht“, verkündete ihr Großvater feierlich.
„Künste?“, fragte Kaithlyn.
„Unsere Zauber und Geheimnisse, die speziellen Fähigkeiten des Drachenclans, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden, du wirst schon sehen.“
„Du meinst Magie?“, brachte Kaithlyn völlig überwältigt hervor.
„Momentan scheinen dir die Gesetzte der Magie als etwas Unnahbares, Privilegiertes vor Augen zu schweben. Es gibt mehr Magier, als du vielleicht annimmst“, lächelte ihr Großvater.
„Es hat immer etwas mit natürlicher Begabung zu tun. Den meisten Menschen steht es zu sich an der Mercudimagie zu versuchen, da diese als Alltagsmagie eingesetzt wird. Sie verlangt ein Studium, das allen offen steht. Die Art von Magie, die dem Drachenclan und einigen anderen vorbehalten ist, nennt man Whyburnmagie – erschaffende Magie, die ihren Ursprung in den Elementen fand. Sie steht einem nur zu, wenn man in einer bestimmten Blutlinie geboren wurde oder von Whyburnmagiern entfernt abstammt. Es klingt komplizierter als es ist.“
Mr Karacord rückte einen der Stühle zurecht und ließ sich neben ihr nieder.
„Aber –“
„Ich will nicht unhöflich erscheinen und dich unterbrechen, aber ich denke dieses Thema ist ein weitaus komplexeres, um es nach einem Gespräch wie diesem anzuschneiden. Wir werden es vertagen, in Ordnung?“
Kaithlyn entfuhr ein leises Wow. Glückselig ließ sie sich den Gedanken auf der Zunge zergehen. Ihr Großvater beobachtete sie erheitert.
„Du willst mir also sagen, das Relia niemals Magie anwandte?“
„Zumindest nicht in meiner Nähe“, meinte Kaithlyn.
„Oh“, seufzte Mr Karacord.
„Dann liegt ein weiter Weg vor uns.“
Er zwinkerte ihr verheißungsvoll zu. Bevor sie das Gespräch fortsetzen konnten, klopfte es mehrmals energisch an der Tür. Kaithlyn hob den Kopf, als ihr Großvater herein rief. Mr Roberts platze mit hochroten Wangen ins Zimmer.
„Entschuldigen Sie, Mr Karacord, aber es dringend. Eliza Green ist unten, sie sagt, es wäre von großer Bedeutung, was sie ihnen mitzuteilen hat.“
Mr Karacord nickte bedeutend. Er sah Kaithlyn an.
„Ich verstehe das schon“, sagte Kaithlyn rasch. Sie lächelte gezwungen.
„Das ist sehr höflich von dir. Entschuldige bitte, aber ich werde mir wohl anhören müssen, was sie zu sagen hat.“
Green. War Eliza Green eine Verwandte? Die wichtige Nachricht machte Kaithlyn neugierig, obwohl sie kaum damit rechnete, dass es eine gute sein würde.
„Wir setzen unser Gespräch sobald es möglich ist wieder fort“, sagte Mr Karacord entschuldigend.
„Ja“, antwortete Kaithlyn beflissen.
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte und um einige Ecken gegangen war, setzte sie sich auf den Boden und schloss die Augen. Sie versuchte zu verstehen, wie sie sich fühlte und das Gehörte hallte in ihrem Kopf wieder, wie ein nerviges Echo. Sie ließ, dass Gesagte Revue passieren. Ein Gedanke drang immer wieder an die Oberfläche und spülte
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