Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
Vom Netzwerk:
für den er die Amerikaner gewinnen wollte. Er rechnete damit, dass die Aussicht auf verlustreiche Kämpfe die Amerikaner nachgiebig stimmen könnte. Und er hoffte darauf, Chef einer Tiroler Landesregierung bleiben zu dürfen.
    Wir werden uns weiterhin an die Berge krallen.
    Gauleiter Franz Hofer in einer Rundfunkansprache am 30. April 1945
    Beide deutschen Emissäre trieben ein gefährliches Spiel. Hitler und Himmler kannten Wolffs Absichten. Als der SS -General versuchte, seine Familie nach Südtirol in Sicherheit zu bringen, schlug Himmler zu: »Ich habe mir die Freiheit genommen, diesen Fehler zu korrigieren. Ihre Frau und Ihre Kinder bleiben am Wolfgangsee«, teilte er seinem Untergebenen mit. Damit war klar: Familie Wolff war Geisel der SS . Dem Familienvater waren von nun an die Hände gebunden.
    Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Weichen bereits gestellt. Generaloberst von Vietinghoff-Scheel, der Oberbefehlshaber Südwest, und sein Stabschef Hans Röttinger hatten die Verhandlungen mit Dulles fortgesetzt. Am 29. April unterzeichneten ihre Bevollmächtigten im italienischen Caserta eine Vereinbarung über einen sofortigen Waffenstillstand.
    Das Problem: Der Oberkommandierende Süd, Feldmarschall Kesselring, war noch immer gegen eine Kapitulation. Als Hofer feststellen musste, dass seine Träume von einem unabhängigen Tirol ausgeträumt waren, und Kesselring über die Vereinbarungen informierte, tobte der deutsche Oberbefehlshaber: »Ich möchte mit diesen Machenschaften nichts zu tun haben. Warum kämpft ihr nicht, statt zu verhandeln?« Als erste Reaktion enthob er Vietinghoff-Scheel und Röttinger ihrer Posten.
    Feldmarschall Sir Harold Alexander hat eben bekannt gegeben, dass die Land-, See- und Luftstreitkräfte unter dem Kommando von General von Vietinghoff, dem deutschen Oberkommandierenden der Heeresgruppe C, bedingungslos kapituliert haben.
    Winston Churchill am 2. Mai 1945 im britischen Unterhaus
    In einem dramatischen Telefongespräch in der Nacht zum 2. Mai gelang es Wolff in Bozen, den Durchhalte-General Kesselring in Pullach bei München zu überzeugen. Kurz zuvor war die Nachricht von Hitlers Ende in Italien eingetroffen. Der »Führer« hatte sich am 30. April in Berlin durch Selbstmord der irdischen Verantwortung entzogen. Auf diese neue Lage verweisend, erklärte Wolff: »Da der Tod des Führers Sie von Ihrem Treueeid entbunden hat, bitte ich Sie, unser selbstständiges Vorgehen, bei dem wir uns von unserem Gewissen leiten ließen, nachträglich zu billigen.«

    »Vom Treueeid entbunden«: Nach dem Tod Hitlers ließ sich Kesselring (Mitte, hier mit US-Offizieren) überzeugen, mit seinen Truppen im Alpenraum zu kapitulieren.
    Ullstein Bild, Berlin (N.N.)
    Dennoch drohte die Lage in den Abendstunden zu eskalieren. Deutsche standen gegen Deutsche, Panzer der SS gegen die der Wehrmacht. Endlich, gegen 4.30 Uhr, lenkte Kesselring ein. Er erteilte seine Zustimmung zur Kapitulation und widerrief die Absetzung seiner führenden Offiziere. Die Waffen schwiegen. Der Krieg in Italien war zu Ende. Das Alpen-Réduit, die Festung, die nie existierte, hatte die Waffen gestreckt.
    Rette sich, wer kann
    Wenn schon kein militärisches Abwehrbollwerk, so sollte die »Alpenfestung« doch zur Fluchtburg vieler Nazi-Größen werden, die sich hier in Sicherheit bringen wollten. Es gelang ihnen nicht.
    SS -Offizier und Mussolini-Befreier Otto Skorzeny, der bis zuletzt als Führer der »Werwölfe« für Angst und Schrecken gesorgt hatte, irrte zuletzt in der Saalfeldener Kallbrunnalm umher. Der Mann stellte sich seinen Häschern in der Nähe von Salzburg.
    Odilo Globocnik, Gauleiter von Wien und einer der Organisatoren der Judenvernichtung, hatte noch am 4. Mai 1945 Durchhalteparolen verbreitet. Es seien »genügend Truppen im Anmarsch«, um die »Briten aufzuhalten«, redete er der Bevölkerung ein, bevor er sich nach Klagenfurt absetzte. Auf der Möslacher Alm stellte ihn ein Kommando britischer Soldaten.
    Robert Ley, Hitlers Mann an der »Deutschen Arbeitsfront«, verbarg sich unter dem Pseudonym Ernst Distelmeier in den Alpen, wo ihn die Amerikaner enttarnten und festnahmen.
    Einen besonderen Fang machten US -Truppen drei Wochen nach Kriegsende. In Waidring ging ihnen mit Julius Streicher der Stürmer -Herausgeber und einer der größten Rassenfanatiker und Judenhetzer ins Netz.

    Auch der antisemitische Hetzer Julius Streicher wurde in den Alpen verhaftet.
    Corbis Images, Düsseldorf (Hulton-Deutsch

Weitere Kostenlose Bücher