Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
bereits zurückgezogen, das Gebiet war aber noch nicht von alliierten Truppen besetzt worden.
Die Mussolini-Befreiung
In diese chaotische Phase fielen die Vorbereitungen zur Befreiung Mussolinis. Seit Wochen hatten die Italiener den prominenten Gefangenen vor den Deutschen geschickt verborgen gehalten. Seit Wochen hatte SS -Hauptsturmführer Otto Skorzeny nach Mussolini gesucht – auf Befehl Heinrich Himmlers. Skorzeny war Kommandeur des SS -Jägerbataillons 502, einer Spezialeinheit, die bis zum Juni 1943 noch » SS Sonderlehrgang zbV Friedenthal« geheißen hatte. Die 300 Mann starke SS -Sondereinheit »zbV« – »zur besonderen Verwendung« – war in Friedenthal bei Oranienburg ausgebildet worden. Himmler wollte die Einheit aufwerten und gleichzeitig seine eigene Stellung im Machtgefüge des »Dritten Reichs« stärken – und zwar damit, Hitler stets zu Diensten zu sein. So erhielt Skorzeny den Auftrag, mithilfe der Geheimdienstleute des SD und der SS in Italien den abgesetzten Diktator aufzuspüren – jenen Mann, den Hitler als einen »Freund« betrachtete. Skorzeny begab sich selbst nach Italien und setzte sich auf die Spur Mussolinis. Geschickt sammelte er alle Informationen und wertete sie aus. Nach einigen Fehlschlägen hatte Himmlers Spürhund schließlich die Gewissheit, dass Mussolini seit dem 2. September auf dem Gran Sasso versteckt gehalten wurde. Für die Planung der bevorstehenden Befreiungsaktion hatte Hitler den General der Fallschirmjäger Kurt Student auserkoren – dessen Luftlande-Einheiten galten als Elitetruppe, die jede Schwierigkeit meistern konnte.
Seit dem 8. September, seit dem Abfall Italiens von der »Achse«, war klar, dass Hitler Mussolini um jeden Preis befreien wollte. Es galt zu verhindern, dass sein einstiger Weggenosse von der Badoglio-Regierung an die Alliierten ausgeliefert würde. Die Vorbereitungen der Fallschirmjäger liefen auf Hochtouren – und auch Skorzeny trug seinen Teil bei. An Bord einer Heinkel-111-Aufklärungsmaschine flog er über das Massiv des Gran Sasso. Einige wenige Fotos, die bei diesem Flug geschossen wurden, ließen ahnen, dass auf den kahlen Hängen rund um das Hotel »Campo Imperatore« Lastensegler mit Fallschirmjägern landen konnten. Genau das sollte geschehen – gleichzeitig sollte eine Fahrzeugkolonne mit Fallschirmjägern von Frascati über Aquila und Assergi zum Örtchen Fonte Cerreto fahren. Dort, am Fuße des Gran Sasso, war die Talstation einer Seilbahn, die zum Hotel »Campo Imperatore« führte. Die Kolonne sollte die Landungsaktion oben auf dem Berg von unten absichern und die Truppe auf dem Berg bei Bedarf verstärken. Beide Einheiten – die Lastensegler- und die motorisierte Truppe – waren schwer bewaffnet und darauf eingestellt, sich mit brachialer Gewalt Zugang zum gefangenen Mussolini zu verschaffen.
Am 12. September 1943 um 13 Uhr starteten die zwölf DFS-230-Lastensegler – in jedem war Platz für neun Mann und einen Piloten – vom Flughafen Pratica di Mare südlich von Rom. An Seilen wurden sie von Schleppflugzeugen in die Luft und zum Zielort gezogen. An Bord der Lastensegler waren allerdings nicht nur Fallschirmjäger. Auf Geheiß Himmlers und in Absprache mit Fallschirmjägergeneral Kurt Student flogen auch Otto Skorzeny und 16 SS -Spezialkräfte des ehemaligen »Sonderlehrgangs zbV Friedenthal« mit. An der Spitze der kleinen Luftarmada flog das Gespann mit dem Fallschirmjägerleutnant Berlepsch – sein Lastensegler sollte als erster am Gran Sasso landen. Im Lastensegler dahinter saßen Skorzeny, sieben SS -Männer und der italienische Polizeigeneral Fernando Soleti. Den hatten die SS -Leute zum Mitflug gezwungen; seine Anwesenheit sollte die italienischen Wachen verwirren und dazu bewegen, nicht zu schießen. Der Plan sah ferner vor, nach der Landung der Fallschirmjäger auf dem Berg und nach der Überwindung des italienischen Widerstands zwei Fieseler-Storch-Flugzeuge, die nur kurze Lande- und Startbahnen benötigten, auf dem Gran Sasso landen zu lassen. In einem sollte der befreite Mussolini ausgeflogen werden, im anderen Skorzeny.
Der Schmerz, der mich persönlich erfasste, angesichts des historisch einmaligen Unrechts, was man diesem Mann angetan hat, seine entwürdigende Behandlung, die ihn, der über 20 Jahre lang nur in der Sorge über sein eigenes Volk lebte, nun in die Ebene eines gemeinen Verbrechers herabstieß, ist verständlich. Ich war und bin glücklich, diesen großen und treuen Mann als meinen
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