Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
»Große Faschistische Rat« den italienischen Diktator Benito Mussolini ab, am Tag darauf wurde er auf Befehl des italienischen Königs Viktor Emanuel III . verhaftet. Der König ernannte Marschall Pietro Badoglio zum Ministerpräsidenten. Die Deutschen waren überrascht von dieser Entwicklung; über den Verbleib Mussolinis wurden sie nicht aufgeklärt. Noch aber befand sich Italien nicht im offenen Konflikt mit dem Deutschen Reich. Der neue Machthaber in Rom, Marschall Badoglio, erklärte zwei Tage nach Mussolinis Verhaftung, dass Italien den Krieg gegen die Alliierten an der Seite Deutschlands fortsetzen wolle.
Doch Hitlers Misstrauen war geweckt. Er hielt die neue Führung in Rom für einen unzuverlässigen Partner und reagierte rasch: Im Laufe des August 1943 verlegten die Deutschen immer mehr Truppen nach Italien – im Falle eines Austritts der Italiener aus dem Bündnis mit Deutschland sollten diese kampfkräftigen Divisionen in Ober- und Mittelitalien die Macht übernehmen und die italienische Armee entwaffnen. Noch aber betrachteten sich deutsche und italienische Soldaten als Verbündete – die Alliierten waren noch immer der gemeinsame Feind, den es zu bekämpfen galt. Doch bei Spitzentreffen deutscher und italienischer Generäle und Diplomaten wurde deutlich, dass man einander nicht mehr traute. Tatsächlich hatten die Italiener im neutralen Lissabon geheime Verhandlungen mit den Alliierten eingeleitet – Italien wollte den Krieg beenden und bat um einen Separatfrieden. Doch die Alliierten forderten beharrlich eine bedingungslose Kapitulation Italiens. Die Verhandlungen zogen sich im August über Wochen hin. So war Italien in einer denkbar ungünstigen Position, als es sich am 3. September mit den Alliierten auf einen Waffenstillstand einigte. Die Alliierten betraten in Kalabrien gerade erst italienisches Festland – vom Regierungssitz Rom waren sie noch weit entfernt, während es inzwischen in ganz Ober- und Mittelitalien von schwer bewaffneten und bestens ausgerüsteten deutschen Soldaten wimmelte. Deshalb hielt die neue italienische Regierung den Waffenstillstand noch geheim, um eine Reaktion der so bedrohlichen deutschen Truppen zu vermeiden. Noch immer hatte man das Bündnis mit den Deutschen nicht offiziell gebrochen.
»Hitlers Misstrauen geweckt«: Deutsche Tiger-Panzer rollen über den Brennerpass nach Italien, Sommer 1943.
BPK, Berlin (Arthur Grimm)
Deutsche Fallschirmjäger vor der Engelsburg
in Rom, September 1943.
BPK, Berlin (Archiv Heinrich Hoffmann)
Flehentlich baten derweil die Italiener das Oberkommando der US -Streitkräfte, bei Rom alliierte Luftlandetruppen abzusetzen, um eine Besetzung der Stadt durch die Wehrmacht zu verhindern. Doch auch der alliierte Oberbefehlshaber, US -General Dwight D. Eisenhower, traute den Italienern noch nicht. Einen Angriffstermin für eine Landung wollte er ihnen nicht verraten – dafür aber gab er am 8. September um 18.30 Uhr per Rundfunkansprache offiziell bekannt, dass Italien mit seinen alliierten Streitkräften einen Waffenstillstand vereinbart hatte. Die deutsche Führung war vollkommen überrascht – ebenso wie die Italiener. Um 19.45 Uhr sprach Marschall Badoglio im Radio zu seinem Volk und erklärte die bedingungslose Kapitulation. In den frühen Morgenstunden des 9. September landeten dann Tausende britische und amerikanische Soldaten im Golf von Salerno – damit war der Kampf um das italienische Festland eröffnet, aber Rom lag für die Landungstruppen noch in weiter Ferne. Nicht so für die Wehrmacht – sie stand in den Vororten Roms, das bislang als »offene Stadt« gegolten hatte. In den Morgenstunden des 9. September, während die Alliierten im Golf von Salerno erbittert um einen Brückenkopf kämpften, rückten die 2. deutsche Fallschirmdivision und die 3. Panzergrenadierdivision in Rom ein. Am Stadtrand kam es zu vereinzelten Gefechten mit italienischen Einheiten, die aber bis zum 10. September überwältigt wurden oder den Kampf aufgaben. Der Regierung Badoglio, die gerade mit den Deutschen gebrochen hatte, wurde der Boden in Rom nun zu heiß. In den frühen Morgenstunden des 9. September flohen die Regierung und König Viktor Emanuel in einer langen Autokolonne nach Pescara. Von der Hafenstadt, die auf der Höhe von Rom an der Adriaküste liegt, brachte eine italienische Fregatte die Badoglio-Regierung zum äußersten Absatz des italienischen Stiefels – von hier hatten sich die Deutschen nach der Räumung Siziliens
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