Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
Schneiders)
Zu dritt ins Flugzeug gedrängt? Mussolini und sein »Befreier« Skorzeny im Fieseler Storch.
Ullstein Bild, Berlin (Roger Viollet)
»Der Held vom Gran Sasso«: Für die Mussolini-Befreiung erhielt Skorzeny aus den Händen seines »Führers« das Ritterkreuz.
Ullstein Bild, Berlin (N.N.)
»Marionette in der Hand Hitlers«: Mussolini nach seiner Ankunft in der Wolfsschanze, 14. September 1943.
BPK, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Heinrich Hoffmann)
Um den Abflug ranken sich ebenfalls Legenden. Skorzeny drängte sich tatsächlich als dritter Mann mit in den Fieseler Storch, obwohl dieser nur für zwei Personen ausgelegt war. Dies wurde oft als unverantwortlich kritisiert – doch Skorzeny hatte den Befehl, Mussolini per Flugzeug zum Flughafen Pratica di Mare zu bringen. Ein zweiter Fieseler Storch konnte im Tal wegen eines Fahrwerksschadens nicht starten, und so musste der Start mit der einen Maschine gewagt werden. Dies geschah, nachdem Skorzeny es mit Nachdruck verlangt hatte, aber nicht gegen den Widerstand des Piloten, wie oft behauptet wurde. Auch Major Harald Mors, der Fallschirmjägeroffizier, der die motorisierte Kolonne auf dem Weg zur Basisstation der Seilbahn befehligt hatte und als Offizier die Gesamtaktion der »Operation Eiche« offiziell leitete, hatte seine Erlaubnis gegeben. In einem Interview nach dem Krieg bestätigte er, dass Skorzeny mit seiner, Major Mors’, Einwilligung gestartet sei. Major Mors hatte zuvor von General Student erfahren, dass Skorzeny in Himmlers und Hitlers Auftrag handle und dass man sich damit abfinden müsse.
Das ist die größte Demütigung, die mir die Nazis je antun könnten: zu denken, dass ich je nach Deutschland gehen würde, um dort eine Regierung mit Unterstützung der Deutschen zu bilden. Nein, niemals würde ich das wollen.
Mussolini, Anfang August 1943
Mussolini wirkte anfangs erleichtert über die Befreiung, hatte er doch befürchtet, von Badoglio an die Alliierten ausgeliefert zu werden. Er bat darum, dass man ihn auf sein Landgut bei Predappio in der Emilia-Romagna entlasse. Der gescheiterte und geschasste Diktator wollte sich ins Privatleben zurückziehen. Doch Hitler hatte andere Pläne – er ließ Mussolini noch am 12. September gemeinsam mit Skorzeny von Pratica di Mare in einer Heinkel-111 nach Wien fliegen. Am folgenden Tag ging es weiter zur Wolfsschanze nach Rastenburg. Mussolini ahnte nun, dass sein deutscher Gesinnungsgenosse ihn in der Hand hatte – fortan würde er nur eine Marionette sein. So kam es schließlich: In Norditalien wurde Mussolini als Führer der »Italienischen Sozialrepublik« installiert. In seiner Residenz in Salò am Gardasee wurde er von deutschen Geheimdienstleuten überwacht – nun war er praktisch ein Gefangener der Deutschen. Die nutzten die Befreiung Mussolinis propagandistisch: Sie konnten der Welt mit einer spektakulär erfolgreichen Aktion beweisen, dass Hitler zu seinen Weggefährten stand; das Reich konnte weiterhin Mussolini als prominenten Verbündeten vorweisen. Teile der italienischen Armee kämpften weiter aufseiten der Deutschen; Italien war also nicht komplett zu den Alliierten übergelaufen. Die praktischen Folgen waren bitter für Italien. In den nördlichen Landesteilen wurde bis zum April 1945 gekämpft, in Abschreckungsaktionen gegen Partisanen begingen die Deutschen zahlreiche Massaker.
Darüber habe ich später oft nachgedacht: Wir haben Mussolini geholt, wir haben ihn befreit, und dann hat er solch ein Ende gefunden. Das ist eine etwas makabre Sache.
Willy Schmidt, Fallschirmjäger am Gran Sasso
Für die Spaltung Italiens, für Bürgerkrieg, weitere Kriegshandlungen und Gräuel machten die Italiener 1945 ihren Exdiktator Mussolini verantwortlich – als kommunistische Partisanen ihn am 28. April 1945 bei seiner Flucht in die Schweiz am Comer See stellten, erschossen sie ihn und seine Geliebte Clara Petacci kurzerhand. Ihre Leichen wurden von einer Menschenmenge in Mailand geschändet. Für Mussolini war die Befreiung am Gran Sasso keine Erfolgsgeschichte; für ihn wurden die »Operation Eiche« und seine Karriere als Marionette Hitlers schließlich zu einer »tödlichen Mission«.
Die Kreipe-Entführung
Während die »Operation Eiche« zur Befreiung Mussolinis legendär wurde und als klassische Kommandoaktion große Beachtung fand, gab es während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Einsätze hinter den feindlichen Linien, die weniger spektakulär verliefen. Aktionen, die
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