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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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transportierten. Außerdem musste für die Sicherheit der Besatzung des versenkten Schiffes gesorgt sein. Horst Bredow erinnert sich an die damalige Vorgehensweise: »Es gab erst mal den Schuss vorn Bug, und dann kamen wir rüber, und da hieß es: ›Bitte verlassen Sie das Schiff!‹ Dann wurde die Besatzung in die Rettungsboote gebracht, wurde häufig versorgt von den U-Booten, bekam Decken, Lebensmittel und so weiter, und dann wurde ihnen gezeigt, in welche Richtung sie segeln mussten.«
    Bereits im Ersten Weltkrieg hatten die Deutschen durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg den Kriegseintritt der USA provoziert. Das sollte diesmal durch die Order, sich an die Prisenordnung zu halten, vermieden werden. Bewaffnete Handelsschiffe und solche unter Geleit von Kriegsschiffen waren allerdings von dieser Regelung ausgenommen. Gleichwohl wurden immer wieder Passagierschiffe versenkt, so bereits am dritten Kriegstag, dem 3. September 1939, die britische »Athenia« durch U 30.
    Hitlers U-Boot-Helden
    Für Hitler eigneten sich die U-Boot-Männer perfekt zur Kriegspropaganda. Die erfolgreichsten Kommandanten, die sogenannten U-Boot-Asse – Günther Prien (U 47), Otto Kretschmer (U 99) und Joachim Schepke (U 100) – wurden nach ihren Feindfahrten als Kriegshelden gefeiert. In der öffentlichen Darstellung verkörperten sie all jene Tugenden, die Hitler gerne bei allen Waffengattungen gesehen hätte: Verwegenheit, Entschlossenheit und Todesverachtung. Besonders großes Prestige genoss in dieser Hinsicht der 31-jährige Günther Prien, Kommandant von U 47. Bereits auf seiner zweiten Feindfahrt drang er in der Nacht auf den 14. Oktober 1939 in den als »uneinnehmbar« geltenden Hafen der britischen Heimatflotte, Scapa Flow, ein, wo der Stolz der britischen Flotte lag: Flugzeugträger, große Kriegsschiffe und Zerstörer. An dem als sicher geltenden Naturhafen auf den Orkney-Inseln waren im Ersten Weltkrieg bereits zwei deutsche U-Boote gescheitert. Priens Scapa-Flow-Aktion war also auch in besonderem Maße symbolträchtig.

    »Unglaublicher Paukenschlag«: U 47 unter Kapitänleutnant Günther Prien nach der Rückkehr aus Scapa Flow.
    Ullstein Bild, Berlin (N.N.)
    Wochenlang hatte Prien die Einfahrten zum Hafen beobachtet, nach einer Schwachstelle gesucht – und eine gefunden. Doch es schien in Scapa Flow zunächst keine lohnenden Ziele zu geben. Dann aber entdeckte die Brückenwache von U 47 im Nordosten zwei vor Anker liegende Kriegsschiffe. Bei einem ersten Angriff versagten die Magnetzünder von drei Torpedos, doch Prien riskierte einen zweiten Angriff. Mit zwei weiteren Torpedos versenkte er die » HMS Royal Oak«. Traurige Bilanz: über 800 britische Seeleute kamen ums Leben.
    Es gab einen ohrenbetäubenden Knall. Mein Freund rief: »Was zur Hölle ist das?« Das Schiff bekam Schlagseite. Ich konnte gelben Rauch sehen und riechen. Es wurden keine Rettungsmittel ausgegeben. Ich glaube, jeder war schockiert allein durch die Tatsache, dass wir torpediert wurden. Niemand hatte gedacht, dass wir in Scapa Flow versenkt werden können. Wer sich retten wollte, musste schwimmen. Es war grauenvoll.
    Kenneth Conway, Matrose auf der »Royal Oak«

»Was zur Hölle ist das?«: Das britische Schlachtschiff »Royal Oak« sank nach der Torpedierung durch U 47 in Scapa Flow.
    Ullstein Bild, Berlin (N.N.)

»Das war natürlich ein unglaublicher Paukenschlag, auch für die Engländer, die fühlten sich da an ihrer Flottenbasis geschädigt und bedroht«, erinnert sich Horst Bredow. »Natürlich ist es auch propagandistisch erheblich ausgewertet worden.« So tönte die NS -Wochenschau: »Unsere Kriegsmarine hat inzwischen die deutsche Flagge weit hinausgetragen auf die Nordsee. Das siegreiche U-Boot, das bei Scapa Flow die ›Royal Oak‹ versenkte, kehrt in seinen Heimathafen zurück. Hier der kühne Kommandant Prien […].«

    »Natürlich propagandistisch erheblich ausgewertet«: Prien wird von Hitler in der Reichskanzlei empfangen, 18. Oktober 1939.
    Ullstein Bild, Berlin (N.N.)
    »Der Stier von Scapa Flow« lautete Priens neuer Spitzname. Einen Tag nachdem U 47 am 17. Oktober nach Wilhelmshaven zurückgekehrt war, überreichte ihm Adolf Hitler persönlich das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Vor laufender Kamera schilderte Prien sein Husarenstück: »Wir haben uns durchgemogelt durch die Bewachung und waren plötzlich drin, drin im Hafen von Scapa Flow, dem Hafen der englischen Seemacht. Wir sind dann im Hafen rumgefahren, haben uns

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