Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
Vom Netzwerk:
Loch in die Hülle des Luxusliners.

    »Uns kann nichts passieren«: Josephine
Pratchett und ihr jüngerer Bruder Alec.
    Privat

    U-Boot-Kommandant Werner Hartenstein
ließ die »Laconia« torpedieren.
    Ullstein Bild, Berlin (N.N.)
    Die Pratchetts an Bord der »Laconia« waren fassungslos: »Wir wollten nicht glauben, dass wir angegriffen worden waren, da traf bereits der nächste Torpedo mit einer gewaltigen Explosion. Wir schafften es gerade noch, die Treppe hochzukommen, bevor sie zusammenbrach. Viele Menschen schrien. Dieser Lärm, es war schrecklich. Die Torpedos hatten die Quartiere der Italiener im Schiffsbauch getroffen. Es war ein Blutbad.«
    Die beiden Treffer waren richtiggehende Volltreffer. Die »Laconia« ist dann innerhalb von zwanzig Minuten untergegangen. Wir sahen natürlich dann, wie also die Leute in die Rettungsboote hineingegangen sind und wie viele Leute einfach ins Meer gesprungen sind.
    Hans Kleer, Maschinist auf U 156
    An Deck brach die Hölle los. Alle Passagiere versuchten, in eines der rettenden Boote zu gelangen. Doch es waren viel mehr Menschen an Bord als Plätze auf den Booten. Szenen der Verzweiflung. Einige Boote stürzen unkontrolliert in die Tiefe. Andere Beiboote waren überfüllt oder verklemmten sich beim Abfieren. Im Schein der Flammen schwammen Hunderte im Meer und versuchten, vom untergehenden Schiffsriesen möglichst weit weg zu kommen.
    Ich habe immer noch das Bild mit all den Menschen im Wasser vor meinen Augen, die verzweifelt versuchten, in das Rettungsboot zu kommen, doch es war überfüllt. Sie wurden immer wieder mit den Rudern zurückgestoßen. Es war entsetzlich.
    Josephine Pratchett, Überlebende der »Laconia«
    Als sich abzeichnete, dass der Dampfer unterging, ließ Hartenstein auftauchen. Er hoffte, die Schiffsoffiziere als Kriegsgefangene an Bord holen zu können. Doch der Anblick an der Wasseroberfläche war ein Schock: Mehr als zweitausend Menschen kämpften um ihr Leben, unter ihnen Frauen und Kinder. Auch italienische Stimmen waren zu hören. Josephine Pratchett erinnert sich an diesen Moment: »Diesen schrecklichen Anblick werde ich nie mehr vergessen: Der Schein des Feuers leuchtete auf die Reling des Schiffes, als es unterging. Hunderte von jungen Menschen im besten Alter, sie hatten nie eine Chance.«
    Umgehend ordnete Hartenstein Rettungsmaßnahmen an. Um 23.23 Uhr war die »Laconia« untergegangen – zwei Stunden später sendete er einen verschlüsselten Funkspruch an seinen Oberbefehlshaber: »Versenkt von Hartenstein Brite ›Laconia‹. Marinequadrat FF 7721 310 Grad. Leider mit 1500 italienischen Kriegsgefangenen. Bisher 90 gefischt. Erbitte Befehle.«
    Tatsächlich schickte Admiral Dönitz zwei weitere U-Boote zur Unterstützung. Um 6 Uhr setzte Hartenstein einen weiteren Funkspruch ab, diesmal unverschlüsselt und auf Englisch. Er gab seine Position an und forderte alle Schiffe in der Nähe auf, zu Hilfe zu kommen: »If any ship will assist the ship-wrecked ›Laconia‹ crew, I will not attack providing I am not being attacked by ship or air forces. I picked up 193 men. 4,53 South, 11,26 West – German submarine.« Wenn ein Schiff der havarierten »Laconia«-Besatzung hilft, werde er nicht angreifen, solange er nicht von Schiffen oder aus der Luft angegriffen werde. Er habe 193 Menschen aufgenommen. Er gab seine genaue Position durch: 4,53 Süd, 11,26 West, deutsches Unterseeboot, so sein Funkspruch.

    »Frauen und Kinder an Bord«: Im Pendelverkehr
werden Schiffbrüchige der »Laconia« von U 156 (im
Vordergrund) an U 507 (im Hintergrund) übergeben.
    Privat
    Hartenstein hielt mit seinem Boot für die folgenden zweieinhalb Tage die Position. Am späten Vormittag des 15. September kam endlich weitere Hilfe von U 506, von U 507 unter Korvettenkapitän Harro Schacht sowie dem italienischen U-Boot »Cappellini«.
    Auf dem Wasser treibend, wurde die Situation für die schiffbrüchigen Passagiere in ihren Beibooten immer unerträglicher. Josephine Pratchett sah plötzlich etwas aus dem Wasser ragen: »Ein Periskop kam näher, und dann tauchte das U-Boot auf. Wir dachten, jetzt hat unsere letzte Stunde geschlagen, jetzt werden sie uns fertigmachen. Aber nichts dergleichen. Der Kommandant sagte per Sprachrohr, dass Frauen und Kinder an Bord kommen können, sie würden sich um uns kümmern. Die Männer würden in den Rettungsbooten bleiben, versorgt und dem U-Boot hinterhergezogen werden. Also gingen wir an Bord.«
    Der ungewöhnliche Konvoi aus

Weitere Kostenlose Bücher