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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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geworfen. Doch alle Bemühungen blieben weitgehend erfolglos. Im Sommer 1942 jagten 19 deutsche U-Boote in der Karibik und im Golf von Mexiko noch fast gänzlich ungehindert Tanker, Frachter und Versorgungsschiffe. Allein von Mai bis September 1942 versenkten deutsche U-Boote im Golf von Mexiko mehr als 60 Schiffe.
    Es gab in den ersten drei, vier Monaten keine Verteidigung gegen die U-Boote. Unsere Schiffe fuhren mit eingeschalteten Positionslichtern, sie fuhren in den meisten Fällen auf eigene Faust ohne Eskorte. Es war, wie deutsche Kommandanten es nannten, wie eine Entenjagd. An den Strand wurde Öl angeschwemmt, manchmal Leichen und Treibgut.
    Gordon Vaeth, Nachrichtendienst US-Marine

»Wie eine Entenjagd«: Wie dieser brennende Tanker vor der Küste von New Jersey im Februar 1942 fielen der »Aktion Paukenschlag« zahlreiche US-Schiffe zum Opfer.
    Ullstein Bild, Berlin (The Granger Collection)

    Matrosen von U 132 malen im August 1942 sogenannte Tonnagewimpel. Mit ihnen wurde bei der Rückkehr in den Heimathafen die Größe der versenkten Schiffe angezeigt.
    Bundesarchiv, Koblenz (Bil101II-MW-6813-08/Tiemer)

Winston Churchill resümierte diesen Abschnitt des Krieges rückblickend so: »Sechs oder sieben Monate wüteten die U-Boote fast unbehindert in den amerikanischen Gewässern und trieben uns um ein Haar in die Katastrophe einer nicht abzuschätzenden Kriegsverlängerung.«
    »Laconia« – Drama einer Rettung
    Jeder Wimpel am Turm eines einfahrenden U-Boots stand für Tod und Leid aufseiten des Gegners. Jede Versenkung mag für die U-Boot-Männer ein Triumph gewesen sein, doch was war mit den Opfern?
    Besonders dramatisch war der Angriff auf die »Laconia«. Der Luxusdampfer stand der Royal Navy seit Kriegsbeginn für militärische Zwecke zur Verfügung und sollte, bewaffnet mit acht 152-mm-und zwei 76-mm-Kanonen, Truppen über den Atlantik transportieren. Auch im September 1942 war die »Laconia« unterwegs – im Südatlantik, ohne Konvoi, Kurs Nordwest.
    Josephine Pratchett war damals 14 Jahre alt und mit ihrer Familie auf dem Weg nach England: »Die ›Laconia‹ war übervoll beladen. Das Schiff war sehr alt und langsam. Wir hatten zwar einige Geschütze, aber das war es schon mit unserem Schutz.« Mit ihr an Bord waren 365 weitere Passagiere, dazu 1809 italienische Kriegsgefangene und deren Bewacher sowie die Besatzung – insgesamt 2741 Menschen.
    Meine Eltern waren immer sehr liebevoll zu mir, und ich dachte, wenn sie dabei sind, kann uns nichts passieren. Düstere Vorahnungen, wie die Erwachsenen sie hatten, gab es bei uns Kindern nicht.
    Josephine Pratchett, Überlebende der »Laconia«
    Die junge Josephine machte sich Sorgen beim Anblick der Rauchwolke, die das Schiff kilometerweit sichtbar machte: »Aus dem Schornstein quoll eine gewaltige Wolke, und niemand war besonders froh, denn wir wussten von dem U-Boot-Krieg im Atlantik, der mit großem Erfolg von den Deutschen geführt wurde. Und genau da mussten wir durch, ohne Eskorte.«
    Wenige Tage nachdem das Schiff Südafrika verlassen hatte, fand es sich tatsächlich im Fadenkreuz des Sehrohrs eines deutschen U-Boots. U 156 kreuzte am 12. September 1942 vor der westafrikanischen Küste. Als der Kommandant, Korvettenkapitän Werner Hartenstein, die » RMS Laconia« entdeckte, ließ er sofort die Torpedos klarmachen.

    Die »Laconia« im Hafen von Alexandria, Mitte der 20er-Jahre. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie von der Royal Navy als Truppentransporter genutzt.
    Getty Images, München (Hulton Archive/Topical Press Agency)
    An Bord des Passagierschiffs zogen sich die Eltern von Josephine Pratchett gerade ihre vornehme Garderobe an. Josephine erinnert sich an diesen Moment, der ihr Leben für immer veränderte: »Vier Tage nachdem wir Kapstadt verlassen hatten, gab es einen Tanzabend. Ich wäre gerne mitgegangen. Aber meine Eltern sagten, ich sei noch zu jung, und außerdem sollte ich auf meinen kleinen Bruder aufpassen. Meine Eltern verließen gerade die Kabine, und ich kletterte die Leiter des Stockbetts zu meinem Bruder hoch, um Dame zu spielen. Da traf der erste Torpedo. Es war entsetzlich. Die Explosion war ohrenbetäubend. Das Schiff schlingerte.«
    Kommandant Hartenstein hatte zwei Torpedos kurz hintereinander abgeschossen, um die Trefferwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Wenige Sekunden nach dem ersten Treffer hörte Hartensteins Mannschaft die Detonation des zweiten Torpedos. 270 Kilogramm Sprengstoff rissen ein zweites gewaltiges

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