Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
unseren Gegner ausgesucht, haben unsere Torpedos gelöst. Im nächsten Augenblick krachte es, und erst wurde die ›Repulse‹ getroffen, und dann flog die ›Royal Oak‹ in die Luft. Der Eindruck war unermesslich.« Der Kameramann der Wochenschau war dabei so begeistert von Priens Erzählung, dass er ganz vergaß, Hitler zu filmen.
»Verheerende Folgen«: Die Versenkung der »Arandora Star« (hier eine Vorkriegsaufnahme aus Venedig) durch U 47 gehört zu den großen Tragödien des Seekriegs.
Ullstein Bild, Berlin (Heinrich Hoffmann)
Nicht alle Versenkungen Priens waren jedoch für die Propaganda geeignet. Im Juli 1940 war der ehemalige Luxusliner »Arandora Star« unter britischer Flagge auf dem Weg von Liverpool nach Kanada. Vor der irischen Küste torpedierte Prien das Schiff, das innerhalb von 35 Minuten sank. Priens Angriff war legitim, hatte allerdings verheerende Folgen: Über 800 Menschen starben. Die meisten Passagiere an Bord waren deutsche, österreichische und italienische Internierte, die bei Kriegsausbruch bereits in Großbritannien gelebt hatten oder als Juden oder Sozialisten vor den Nationalsozialisten dorthin geflohen waren, gleichwohl aber als »feindliche Ausländer« galten – auf dem Weg nach Neufundland. Es war eine der großen Tragödien im U-Boot-Krieg.
Für Prien selbst war es ein tragisches Ereignis, dass er deutsche Zivilinternierte an Bord eines alliierten Schiffes versenkt hat. Aber er selbst konnte sich während des Angriffes keiner Schuld bewusst sein, denn es war ein legitimes Ziel für einen U-Boot-Angriff.
Axel Niestlé, U-Boot-Fachmann
»Wo ist Prien?«: U 47 beim Überwasserangriff auf einen britischen Einzelfahrer im Nordatlantik. Seit März 1941 war das U-Boot verschollen.
Ullstein Bild, Berlin (Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl)
Im Winter 1940/41 begann sich das Blatt in der Atlantikschlacht langsam zu wenden. Großbritannien rüstete auf. Technische Neuerungen wie Radar auf den Geleitschiffen und eine drastische Erhöhung der Anzahl an verfügbaren Eskorten machten es zunehmend riskanter für die deutschen U-Boote, Konvois der Alliierten zu attackieren. Am 20. Februar 1941 lief U 47 zu seiner zehnten Feindfahrt aus. Seit den frühen Morgenstunden des 7. März 1941 gab es von U 47 keine Meldung mehr, von Prien und seiner Besatzung fehlte jede Spur. Vieles spricht dafür, dass U 47 bei einem Angriff auf einen Konvoi Opfer eines Wasserbombenangriffs geworden ist.
Ein U-Boot im Kugelhagel eines britischen Flugboots, 1941. Technische Neuerungen und die zunehmende Sicherung der Konvois machten den »Grauen Wölfen« zu schaffen.
BPK, Berlin (N.N.)
Es folgten weitere schlechte Nachrichten von Dönitz’ U-Boot-Assen: Schepke (U 100) wurde am 17. März versenkt, Kretschmer (U 99) geriet in britische Gefangenschaft. Goebbels wollte diese Nachrichten auf jeden Fall geheim halten, doch die Alliierten machten ihm einen Strich durch die Rechnung, indem sie über dem Reichsgebiet Flugblätter mit folgendem Inhalt abwarfen:
»Schepke – Kretschmer – Prien. Was wurde aus diesen drei Offizieren, diesen berühmten U-Boot-Kommandanten, denen der Führer das Eichenlaub verlieh? Schepke ist tot. Das Oberkommando der Wehrmacht ( OKW ) musste das zugeben. Kretschmer gefangen. Das OKW musste das zugeben. Und Prien? Wer hat kürzlich was über Prien gehört? Was sagt das OKW dazu? Wo ist Prien?«
Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor erklärte Hitler den USA den Krieg und schickte U-Boote vor die nordamerikanische Küste.
Ullstein Bild, Berlin (TopFoto)
»Operation Paukenschlag«
Beim Zusammentreffen mit US -Kriegsschiffen übten deutsche U-Boote weiterhin Zurückhaltung. Die Lage änderte sich allerdings, als Präsident Roosevelt die US -Navy aufforderte, auch ohne Kriegserklärung Jagd auf deutsche U-Boote zu machen. Am 11. Dezember 1941, vier Tage nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, erklärte Hitler dann seinerseits den USA den Krieg. Umgehend schwärmten Langstrecken-U-Boote vom Typ IX nach Westen aus, die Anfang Januar 1942 Nordamerikas Küsten erreichten und in ersten Angriffen im Rahmen des »Unternehmens Paukenschlag« der US -Handelsmarine erhebliche Verluste beibrachten. Die amerikanische Küstenwache konnte nur eine bunt zusammengewürfelte Flotte zur Jagd auf deutsche Unterseeboote ansetzen. Umfunktionierte Fischkutter, Sportboote und selbst die Privatjacht Ernest Hemingways gingen auf Posten. In Panik wurden sogar Wasserbomben auf Delfine
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