Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
Suche nach weiteren Überlebenden fortgesetzt. Dann fuhr die »Barnegat« in ihren Heimathafen. Am nächsten Morgen suchte ein Flugzeug nach weiteren Überlebenden, musste die Mission aber ohne Erfolg abbrechen. Guggenberger und die übrigen Gefangenen bestätigten, dass U 513 aufgrund des völlig zerstörten Vorderdecks und der geöffneten Turmluke gesunken war.
Guggenberger war schwer verletzt, drei Halswirbel waren lädiert, zwei Rippen gebrochen. Nach der medizinischen Erstversorgung in Rio de Janeiro wurde er nach Miami geflogen und von Militärärzten versorgt. Bei der Einlieferung ins Hospital erklärte er schriftlich: »Hiermit gebe ich mein Ehrenwort, als deutscher Marineoffizier keinerlei Fluchtversuch während der Zeit, in der ich in medizinischer Behandlung bin, zu unternehmen. Dieses Ehrenwort gilt nur bis zu meiner amtlichen Entlassung aus dem Krankenhaus.« Guggenberger hielt sein Versprechen. Doch sofort nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, dachte er intensiv über eine Flucht nach.
Ausbrecherkönige
Ende September 1943 kamen Friedrich Guggenberger und einige Männer von U 513 ins Kriegsgefangenenlager nach Fort Hunt, dann nach Crossville in Tennessee. Im Januar 1944 wurde Guggenberger in das Gefangenenlager Papago Park Camp in der Nähe von Phoenix, Arizona, verbracht. Hier begann seine Karriere als Ausbrecher. Mit vier deutschen U-Boot-Kommandanten gelang ihm eine erste Flucht aus dem Lager. Während zwei der Flüchtlinge schon kurze Zeit später wieder verhaftet werden konnten, schlug sich Guggenberger mit August Maus, dem Kommandanten von U 185, bis nach Tucson, Arizona, durch, also knapp 200 Kilometer. Doch hier endete die Reise mit Festnahme. Kaum zurück im Papago Park Camp, planten die beiden mit anderen Offizieren den nächsten Ausbruch. Sie wollten um keinen Preis den Rest des Krieges hinter Stacheldraht verbringen.
Der Plan war verwegen: Die vier U-Boot-Fahrer und 25 weitere deutsche Offiziere wollten durch einen 55 Meter langen Fluchttunnel in ein nahes Waldgebiet fliehen. Irgendwann im September 1944 begann die Aktion unter der Leitung der vier U-Boot-Kommandanten, die beim Bridgespielen in der Kaserne den Plan ausgeheckt hatten. »Es war eine Herausforderung und ein Abenteuer«, erinnerten sie sich später. »Der Tunnel wurde eine Art allumfassender Sport. Wir lebten, aßen, schliefen, redeten, flüsterten, träumten ›Tunnel‹ und dachten wochenlang an nichts anderes.«
»Wir dachten an nichts anderes«: Über mehrere Monate gruben die Gefangenen in Papago Park einen Fluchttunnel. Der Eingang wurde mit Kohlekisten getarnt.
NARA
Die Wachen der Sektion 1a des Kriegsgefangenenlagers bemerkten, dass die Gefangenen plötzlich den Ehrgeiz entwickelten, sich um ihren Bereich im Lager zu kümmern. Sie legten große Blumenbeete und ein Faustballfeld an, alles wurde liebevoll gepflegt. Die Wachen glaubten lediglich, Zeugen »deutscher Gründlichkeit« zu werden. In Wirklichkeit handelte es sich um Täuschungsmanöver, um den Abraum des Tunnelbaus vor den Augen des Wachpersonals zu verbergen.
Der Eingang des Schachts befand sich einen Meter neben dem Badehaus, einem Gebäude, das nur gut 50 Meter vom Begrenzungszaun entfernt lag. Um den Zugang zu tarnen, wurden große Kohlekisten auf das Loch gestellt. Die Ausbrecher arbeiteten nachts in drei Gruppen zu je drei Männern in 90-Minuten-Schichten. Eine vierte Gruppe verteilte am nächsten Tag den Aushub. An einem guten Tag kamen sie einen knappen Meter voran, doch die letzten 15 Meter wurden die schwersten. Die Ausbrecher in spe mussten in eine Tiefe von fünf Metern graben, um einen Drainagegraben und eine Straße zu unterqueren. Am 20. Dezember 1944 war das Werk endlich vollbracht.
Drei Tage später sollte der Ausbruch stattfinden. Am Abend des 23. Dezember feierten die Unteroffiziere in Sektion 1b ein lautstarkes Fest, das die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zog. Die Männer wollten in Zweier- oder Dreierteams vorrücken, beladen mit Ersatzkleidung, Essen, Zigaretten und gefälschten Ausweisen. Kurz vor 21 Uhr stiegen die ersten beiden, Friedrich Guggenberger und der ehemalige Kommandant von U 595, Jürgen Quaet-Faslem, die Leiter zum Tunnel hinab und begannen, sich auf ihren Ellenbogen und Knien durch den engen Tunnel zu quetschen. Für die 55 Meter brauchten sie 40 Minuten. Dann stieg Guggenberger vorsichtig die Leiter am Tunnelausgang hoch und hob die Abdeckung an. Es fiel leichter Regen. Die beiden Männer
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