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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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über die schweißnasse Stirn. „Oh Gott, mir wird schlecht“, stöhnte sie und schluckte die aufkommende Galle hinunter. Ihr Bein schmerzte höllisch. „Oh Gott, nein! Ich kann mich doch nicht hier draußen übergeben!“
    „Das macht nichts“, beruhigte Lillian sie und führte sie geradewegs zu einem Rosenbeet an der Seite der Terrasse.
    „Hier sieht dich niemand. Ubergib dich nur. Daisy und ich bleiben hier und passen auf.“
    „Ganz bestimmt“, versicherte Daisy. „Wahre Freunde halten dir auch den Kopf, wenn du spuckst.“
    Annabelle hätte gelacht, wenn ihr nicht so schrecklich übel gewesen wäre. Zum Glück hatte sie zum Abendessen nicht viel gegessen, sodass sie schnell alles von sich geben konnte. Spuckend und nach Luft ringend stand sie vor dem Blumenbeet. ,,Entschuldigt bitte“, stöhnte sie matt. „Es tut mir so leid, Lillian …“
    „Quatsch“, antwortete das amerikanische Mädchen ruhig. „Das Gleiche tätest du doch auch für mich …, oder?“
    „Natürlich …, aber du wärst niemals so dumm …“
    „Du bist doch nicht dumm“, sagte Lillian sanft. „Dir ist nur übel. Hier, nimm mein Taschentuch.“
    Immer noch vornübergebeugt nahm Annabelle dankbar das kleine Spitzentuch und fuhr zurück. „Oh, nein“, flüsterte sie. „Der Geruch! Hast du kein anderes …, eins ohne Parfüm?“
    „Verdammt! Nein! Daisy, gib ihr dein Taschentuch.“
    „Vergessen!“, war die prompte Antwort.
    „Dann musst dü eben doch meins nehmen, Annabelle“, sagte Lillian.
    „Nehmen Sie dieses“, kam eine männliche Stimme aus dem Dunkeln.

12. KAPITEL
    Viel zu benommen, um überhaupt zu verstehen, was um sie herum passierte, benutzte Annabelle das saubere Taschentuch, das man ihr in die Hand gedrückt hatte. Es roch angenehm frisch nach Stärke. Sie wischte sich Gesicht und Mund damit ab, dann richtete sie sich auf, um sich zu bedanken. Der Magen revoltierte erneut, als sie sah, wer sich zu ihnen gesellt hatte. Simon Hunt war ihr auf die Veranda gefolgt – wie peinlich. Am liebsten wäre sie im Boden versunken und hätte dabei für immer vergessen, was Simon Hunt eben gesehen hatte, eine Annabelle, die sich über das Blumenbeet erbrach.
    Völlig unbewegt sah Hunt sie an. Lediglich die leichte Stirnfalte deutete an, wie besorgt er war. Doch als Annabelle schwankte und umzufallen drohte, stützte er sie sofort. „So kurz nach unserer Abmachung, Miss Peyton?
    Das ist aber wenig schmeichelhaft.“
    „Ach, gehen Sie“, stöhnte Annabelle und fand es doch äußerst angenehm, sich an ihn lehnen zu können, als ihr erneut übel wurde. Sie presste sich das Taschentuch vor den Mund und atmete tief durch. Zum Glück ging der Anfall vorbei, aber nun fühlte sie sich so schwach, dass sie sich selbst mit seiner Hilfe nur mühsam auf den Beinen halten konnte. Großer Gott, was ist nur mit mir los, fragte sie sich.
    Hunt legte den Arm als Stütze um sie. „Mir ist vorhin schon aufgefallen, dass Sie sehr blass aussahen“, erklärte er – und strich ihr dabei vorsichtig eine Locke aus der feuchten Stirn. „Was ist los, Liebling? Ist es nur der Magen, oder haben Sie sonst noch irgendwo Schmerzen?“
    Obwohl sie sich so unsäglich elend fühlte, war Annabelle doch recht erschrocken über die zärtliche Anrede, ganz zu schweigen davon, dass ein Gentleman die inneren Organe einer Dame niemals erwähnen sollte. Aber im Moment war ihr nicht danach, ihn zurechtzuweisen. Froh, sich an ihm festklammern zu dürfen, versuchte sie, das Chaos in ihrem Innern zu beherrschen und sich auf eine Antwort zu konzentrieren. „Alles tut mir weh“, flüsterte sie. „Der Kopf, der Magen, der Rücken, aber vor allem mein Fußgelenk.“
    Während des Sprechens bemerkte sie eine Taubheit auf den Lippen. Vorsichtig fuhr sie mit der Zunge darüber.
    Kein Gefühl. Wäre sie nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, wäre ihr bestimmt aufgefallen, dass Simon Hunt sie anschaute wie noch nie zuvor. Später sollte ihr Daisy berichten, wie besorgt Hunt um sie gewesen war.
    Aber im Moment ging es Annabelle viel zu schlecht, um neben ihrem jämmerlichen Zustand etwas anderem Beachtung zu schenken.
    Lillian trat an Annabelles Seite, um sie von Hunt zu befreien. „Danke für das Taschentuch, Sir“, sagte sie barsch.
    „Sie können gehen. Meine Schwester und ich werden uns weiter um Miss Peyton kümmern.“
    Hunt nahm überhaupt keine Notiz von der jungen Amerikanerin. Er hielt Annabelle fest im Arm und studierte ihre

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