Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
„Hübsch siehst du aus, Liebes.“
    „Aber ich fühle mich elend“, erwiderte Annabelle und schaute sie dabei missmutig an. „Ich habe mir heute Nachmittag beim Spaziergang mit den Mauerblümchen den Fuß verstaucht.“
    Philippa sah ihre Tochter erschrocken an. „Müsst ihr euch unbedingt so nennen? Fällt euch denn kein charmanterer Name für eure kleine Gemeinschaft ein?“
    „Er passt aber zu uns“, erklärte Annabelle grinsend. „Ich kann den Namen ja mit einer gewissen Ironie aussprechen, vielleicht gefällt dir das besser.“
    Philippa seufzte. „Ich fürchte, im Moment ist mein Bedarf an Ironie ziemlich gering. Es fällt mir gewiss nicht leicht, zusehen zu müssen, wie du Pläne schmieden und kämpfen musst, während andere Mädchen es so viel leichter haben. Dich in geborgten Kleidern zu sehen und zu wissen, wie schwer du zu tragen hast… Ach, wenn doch dein Vater nicht gestorben wäre und wenn wir doch nur ein wenig mehr Geld zur Verfügung hätten … Wie oft habe ich das schon gedacht…“
    Annabelle zuckte abschätzig die Schultern. „Wie heißt es so schön, Mama? Mit Geld jammert es sich leichter.“
    .Philippa strich ihr zärtlich übers Haar. „Weshalb bleibst du heute nicht mal hier oben? Du legst deinen Fuß hoch, und ich lese dir vor.“
    „Führe mich nicht in Versuchung, Mutter“, sagte Annabelle gerührt. „Nichts täte ich lieber, aber heute Abend kann ich es mir wirklich nicht leisten, hier oben zu bleiben. Ich darf keine einzige Gelegenheit verpassen, einen guten Eindruck auf Lord Kendall zu machen.“ Und ich muss mit Simon Hunt verhandeln, dachte sie ängstlich.
    Nachdem sie einen großen Becher Weidenrindentee getrunken hatte, schaffte Annabelle es nach unten, ohne sich etwas anmerken zu lassen, obwohl die Schwellung am Fuß immer noch nicht abgeklungen war. Bevor sich für die Gäste die Türen zum – Ballsaal öffneten, konnte sie noch kurz mit Lillian sprechen. „Bislang hat Lord Westcliff sich große Mühe gegeben, die Mauerblümchen zu ignorieren“, frohlockte Lillian. Ihre Wangen glühten rosig, und ihre dunkelbraunen Augen schimmerten samten im Schein der Kandelaber. „Du hattest recht, aus der Ecke scheint uns kein Ärger zu drohen. Probleme könnte also nur noch Mr. Hunt machen.“
    „Sei unbesorgt. Ich werde mit ihm reden“, versicherte Annabelle etwas unwillig.
    Lillian lächelte erleichtert. „Du bist ein Schatz, Annabelle.“
    Als sie zum Dinner Platz nahmen, stellte Annabelle leicht irritiert fest, dass sie neben Lord Kendall saß.
    Normalerweise hätte sie sich über diesen Tischpartner gefreut, nur heute Abend nicht. Sie fühlte sich der Aufgabe kaum gewachsen, kluge Konversation zu machen, während das Fußgelenk pochte und der Kopf schmerzte. Zu allem Unglück saß Simon Hunt ihr auch noch direkt gegenüber. Unglaublich selbstbeherrscht sah er aus. Und als ob das alles nicht schon genug gewesen wäre, war ihr obendrein mittlerweile so übel, dass sie sich nicht einmal an dem köstlichen Mahl erfreuen konnte. Lustlos pickte sie auf ihrem Teller herum. Immer wenn sie aufschaute, fühlte sie Hunts scharfen Blick auf sich ruhen und erwartete ständig irgendeine feinsinnige und spöttische Anspielung. Sie war ihm fast schon dankbar, dass die wenigen Bemerkungen, die er an ihre Adresse machte, lediglich höfliche Banalitäten waren, sodass es ihr gelang, das Essen ohne Zwischenfall durchzustehen.
    Als schließlich gegen Ende des Mahls Musik aus dem Ballsaal herüberklang, atmete Annabelle auf, jetzt war sie bald erlöst. Zum ersten Mal freute sie sich, neben den anderen Mauerblümchen sitzen zu dürfen und ihren Fuß schonen zu können, während alle anderen um sie herum tanzten. Sie vermutete, dass sie am Nachmittag zu lange in der Sonne gewesen war, und dass das der Grund für das unangenehme Schwindelgefühl und die Kopfschmerzen war. Im Gegensatz zu ihr machten Lillian und Daisy einen so gesunden und lebhaften Eindruck wie eh und je. Evie allerdings hatte von ihrer Tante wieder einmal eine fürchterliche Moralpredigt bekommen. „In der Sonne bekommt Evie Sommersprossen“, erzählte Daisy traurig. „Tante Florence hat Evie gesagt, dass sie wie ein gefleckter Leopard aussehe und dass sie keinen Kontakt mehr mit uns haben dürfe, bis ihr Teint wieder normal aussieht.“
    Annabelle tat die Freundin leid. „Dieses Ekel Tante Florence“, schimpfte sie leise. „Evie zu kränken, scheint ja wohl ihr einziges Lebensziel zu sein.“
    „Ausgezeichnet

Weitere Kostenlose Bücher