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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Herries
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aber ihre Augen waren voller Tränen. Sie eilten zu Sir Johns Schlafkammer. Es war offensichtlich, dass es mit ihm zu Ende ging, denn er sah totenbleich aus. Seine Augen waren geschlossen. Philip kniete neben dem Bett, den Kopf im Gebet gesenkt. Sir John öffnete die Augen, als Kathryn zu ihm trat.
    „Mein geliebtes Kind“, sagte er. „Komm, küsse mich ein letztes Mal.“
    Sie beugte sich sanft über ihn und drückte ihre Lippen zart auf seine weiche, papierdünne Haut, während ihr die Tränen aus den Augen liefen.
    „Weine nicht, mein Liebes“, beschwichtigte Sir John sie. „Nun, da ich dich in Sicherheit weiß, bin ich bereit zu sterben.“ Er blickte an ihr vorbei auf Lorenzo. „Sir, ich bitte Euch, schenkt meiner Tochter ebenso viel Liebe wie sie Euch entgegenbringt.“
    „Ich liebe sie mehr, als ich je irgendwen geliebt habe.“
    „Dann bin ich zufrieden.“
    Sir John schloss die Augen. Er hatte Kathryns Hand festgehalten, aber nun verließ ihn die Kraft, und seine Finger glitten weg.
    Sie schluchzte leise auf, als ihr bewusst wurde, dass er aufgehört hatte zu atmen. Aber dann war Lorenzo schon neben ihr. Er zog sie sanft auf die Beine und in seine Arme und hielt sie fest, während sie an seiner Schulter weinte.
    „Er hat jetzt seinen Frieden gefunden“, tröstete er sie.
    „Er ist bei unserer Mutter“, sagte Philip. „Ich glaube, das war es, was er wollte.“ Er beugte sich über seinen Vater, schloss ihm die Augen und legte Münzen darauf, danach zog er das Laken über ihn. „Wir sollten ihn jetzt den Frauen überlassen.“
    Lorenzo und Philip führten Kathryn aus dem Zimmer. Sie war froh darüber, den stützenden Arm ihres Mannes um ihre Taille zu spüren. Trotzdem wollte sie einen Augenblick lang keinen anderen Menschen um sich haben.
    „Würdet ihr mich kurz entschuldigen?“, fragte sie. „Ich möchte eine Weile alleine sein.“
    „Ja, wenn das dein Wunsch ist.“
    Lorenzo sah ihr nach, als sie mit geradem Rücken und hoch erhobenem Kopf fortging. Er sehnte sich von ganzem Herzen nach ihr, und er hätte ihr Trost gespendet, wenn sie es gewollt hätte. Aber es schien, als zöge sie es vor, nur mit sich zu sein.
    Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn immer noch liebte, aber er fühlte sich in diesem Moment sehr einsam. Vielleicht hatte sie ihm in ihrem Herzen doch noch nicht ganz vergeben …
    Kathryn weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Sie fühlte sich schließlich so erschöpft, dass sie in einen tiefen Schlaf fiel. Als sie wieder erwachte, war es Nacht. Jemand hatte ein Feuer in ihrem Kamin angezündet und sie zugedeckt, aber das Bett war leer.
    Auf einmal wollte sie Lorenzo an ihrer Seite haben. Sie hatte alleine sein müssen, um ihre Trauer herauszulassen, aber jetzt sehnte sie sich danach, seine starken Arme um sich zu spüren. Er war nicht zu ihr gekommen, aber sie würde zu ihm gehen.
    Sie warf die Decken zurück und stand aus dem Bett auf. Dann ging sie auf die andere Seite des Zimmers, um einen Span anzuzünden und damit eine Kerze anzumachen. Sie war gerade auf dem Weg zur Tür, als diese geöffnet wurde und Lorenzo eintrat. Er starrte sie schweigend an, doch schließlich fand er seine Worte wieder.
    „Ich dachte, du schläfst.“
    „Bis vor kurzem, traf dies auch zu.“ Sie nahm einen tiefen Atemzug und fuhr fort. „Aber als ich wach wurde, sehnte ich mich nach dir. Willst du nicht bei mir sein, Lorenzo? Es ist lange her, dass wir als Mann und Frau beieinander lagen.“
    „Ich war mir nicht sicher, ob du das willst.“
    „Wie konntest du es bezweifeln? Habe ich dich nicht immer in meinem Bett willkommen geheißen?“
    „Ich würde dir keinen Vorwurf machen, wenn du mich hasst“, sagte er, die tiefblauen Augen eindringlich auf ihr Gesicht gerichtet. „Du wurdest meinetwegen entführt. Ich war in Rom unfreundlich zu dir, weil ich Angst davor hatte, dich zu lieben. Und schließlich war ich der Grund für die Entfremdung zwischen dir und deinem Vater …“
    „Ruhig, mein Liebster.“ Kathryn trat auf ihn zu. Ihr Parfum schien ihn zu umhüllen und seine Sinne zu benebeln. Sie legte einen Finger auf seine Lippen und lächelte ihn so liebevoll an, dass ihm der Atem stockte. „Ich war manchmal wütend auf dich, und manchmal wusste ich einfach nicht weiter. Aber seit dem Augenblick, als ich dir in Venedig zum ersten Mal in die Augen blickte, habe ich dich geliebt. Mein Herz erkannte dich schon damals als Dickon, obwohl mein Kopf sich dagegen wehrte. Aber ganz gleich, ob

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