Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
Nun, da du deinen Ehemann wiederhast, der dich beschützt, kann ich beruhigt sterben – wenn du mir verzeihen kannst, dass ich so unfreundlich gegen dich war, Tochter?“
Kathryn beugte sich hinunter, um ihn auf die Lippen zu küssen. „Ich liebe dich“, wiederholte sie. „Du warst mir stets ein guter und hingebungsvoller Vater. Es schmerzte mich, weil ich deine Härte nicht verstand, aber jetzt …“
„Danke, Kathryn“, erwiderte er und lächelte. „Setz dich ein wenig hier an mein Bett. Es tut außerordentlich gut, dich in meiner Nähe zu wissen.“
In Kathryns Augen brannten Tränen, doch sie hielt sie mit Mühe zurück. Sie hatte sich ihrem Vater wegen seiner offensichtlichen Absicht, sie gegen ihren Willen zu verheiraten, entfremdet gefühlt. Aber nun, da sie um seine Gründe wusste, empfand sie nur noch Trauer über sein Sterben und bedauerte, dass sie die Zeichen der Krankheit nicht erkannt hatte.
Sie saß den größten Teil der Nacht bei ihm und verließ seine Bettstatt erst, als ihr Bruder kam, um ihren Platz einzunehmen und darauf bestand, dass sie sich ein paar Stunden ausruhte.
„Lorenzo sagt, du musst etwas schlafen“, teilte Philip ihr mit. „Ich werde dich rufen, wenn etwas sein sollte.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass er so krank ist.“
„Mach dir keine Vorwürfe, Kathryn. Er verbarg seine Beschwerden gut, am Anfang sogar vor mir. Ich bat ihn inständig, mich nach Venedig fahren zu lassen, um dich zu suchen. Aber er bestand darauf, die Reise selbst anzutreten. Ich glaube, das raubte ihm seine restliche Kraft. Er wurde seit eurer Rückkehr zunehmend schwächer.“
Sie war zu sehr mit ihrer Trauer um Lorenzo beschäftigt gewesen, um irgendetwas zu bemerken! Zutiefst bedauerte sie das nun, als sie in ihr Schlafgemach ging. Sie hatte gehofft, dass Lorenzo sie dort aufsuchen würde, denn sie sehnte sich danach, seine Arme um sich zu spüren. Doch er kam nicht. Eine Weile lag sie wach und wälzte sich schlaflos im Bett, dann schlief sie endlich ein.
Lorenzo trat am nächsten Morgen in ihr Zimmer, als sie sich gerade ankleidete. Ihr Herz setzte vor Angst einen Schlag aus, als sie seinen ernsten Gesichtsausdruck sah.
„Geht es ihm schlechter?“
„Es geht ihm auf jeden Fall nicht besser. Ich habe mit den Ärzten gesprochen. Sie haben nicht viel Hoffnung, dass er wieder gesund wird. Es ist keine gute Nachricht, Kathryn. Ich weiß, dass dich das schmerzen muss.“
„Ja, es quält mich sehr“, gab sie zu. „Wir sind in der letzten Zeit nicht besonders gut miteinander ausgekommen, und das macht es mir noch schwerer.“
„Du hattest meinetwegen Streit mit ihm?“
„Ja …“ Sie unterdrückte ein Schluchzen. „Ich verstand nicht, warum er wollte, dass ich so schnell wieder heirate. Er dachte, dann wäre ich in Sicherheit, wenn er nicht mehr da ist.“
„Es tut mir leid, wenn es meinetwegen böses Blut zwischen euch gab.“
„Das muss es nicht“, erwiderte sie. „Ich trauerte um dich – und bemerkte deswegen nicht, dass er krank war.“
„Ging es dir so schlecht, als du mich tot glaubtest?“ Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht und forschte nach der Wahrheit.
„Ja, natürlich“, sagte sie und schaute ihm fest in die Augen. „Es brach mir das Herz. Ich glaubte, es wäre besser, wenn ich nicht mehr am Leben wäre. Eines Tages ging ich zum Kliff … Ich glaube, ich hätte mich ins Meer gestürzt, wenn Michael nicht gekommen wäre.“
„Dann rettete er dir das Leben?“
„Er bewahrte mich davor, eine Sünde zu begehen – denn es ist eine Sünde, sich selbst das Leben zu nehmen. Aber ich hatte doch keinen Grund mehr weiterzuatmen, nicht bevor du wieder zu mir zurückgekehrt wärst.“
„Kathryn …“ Seine Stimme war rau und voller Reue. „Und ich war so schroff zu dir. Vergib mir, wenn du kannst. Als ich sah, wie du Hand in Hand mit Michael in die Halle kamst, glaubte ich das Schlimmste, und …“
Er wurde durch die Ankunft eines Dienstmädchens daran gehindert fortzufahren.
„Es wird nach Euch verlangt, Mistress Kathryn“, sagte das Mädchen. „Sir John liegt im Sterben und fragt nach Euch.“
„Oh, nein!“, rief Kathryn. Lorenzo ergriff ihre Hand und hielt sie fest. „Kommst du bitte mit?“ Sie blickte ihn flehentlich an.
„Selbstverständlich“, erwiderte er. „Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst, Kathryn. Wir werden in diesem Leben nie wieder voneinander getrennt sein, wenn ich es irgendwie verhindern kann.“
Sie lächelte ihm zu,
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