Geheimnisvoll wie der Orient
herab, als die wochenlange Anspannung von ihm abfiel.
Seine Erleichterung und der Triumph in seinen Augen entgingen Molly, da sie in diesem Moment in Tränen ausbrach.
Tair schnürte es die Kehle zusammen, als er sie schluchzen hörte. „Meine geliebte, tapfere, wunderschöne Molly“, sagte er und nahm sie in die Arme. „Ist es so schlimm, mich zu lieben?“
„Es ist entsetzlich.“
Unfähig, sich noch länger zurückzuhalten, beugte sich Tair zu ihr hinab und küsste sie. „Ist es jetzt besser?“
Molly schluckte und nickte. „Viel besser“, gab sie zu. „Ich bin ein bisschen labil im Moment. Das kommt von den Hormonen und allem.“
Er strich ihr sanft durchs Haar und bog ihren Kopf ein wenig zurück, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. „Und du hattest Angst um mich?“
„Ich habe doch erlebt, wie draufgängerisch du bist. Und nun hat man dich isoliert und schlimme Gerüchte über dich in die Welt gesetzt.“ Sie atmete seinen wunderbar maskulinen Duft ein. Nie werde ich zulassen, dass man ihm wehtut, dachte sie.
„Und da hast du geglaubt, dass ich bessere Chancen habe, ungeschoren davonzukommen, wenn ich dich heirate und wir Kinder bekommen.“
Sie barg ihren Kopf an seinem Hals und sagte heftig: „Mach dich nicht über mich lustig!“
„Ich tue nichts weniger als das, glaub mir, ma belle .“
„Aber Beatrice hat …“
Sacht legte er ihr den Zeigefinger auf die Lippen. „Mir scheint, Beatrice hat viel zu viel geredet. Sie hat dich in Angst und Schrecken versetzt.“
„Ich bin froh, dass sie mich eingeweiht hat. Ich habe ein Recht zu wissen …“
„Ich befinde mich nicht in Gefahr, Molly.“
Ungläubig sah sie ihn an: „Beatrice würde mich nicht anlügen.“
„Nicht direkt“, räumte er ein. „Aber sie scheint ziemlich übertrieben zu haben. Ich gebe zu, dass ich einigen einflussreichen Leuten an den Karren gefahren bin, als ich die Regierungsgeschäfte übernahm.“
Er lächelte über ihre besorgte Miene. „Und sie wären mehr als glücklich, wenn ich wieder verschwinden würde. Allerdings haben sie nicht die Macht, einen Umsturz zu bewirken.“
Molly verspürte eine unendliche Erleichterung. „Bist du sicher?“
„Sie sind in der Minderheit. Jahrelang haben sie das Land ausgebeutet und sich dabei zahlreiche, auch mächtige Feinde gemacht. Die sind jetzt meine Verbündeten. Meine Kritiker finden weder in der Bevölkerung noch in der herrschenden Schicht große Unterstützung.“
„Dann besteht also wirklich keine Gefahr für dich?“ Sie war noch immer nicht vollkommen überzeugt.
„Nein, die einzige wirkliche Rebellin, die ich kenne, bist du. Du hast dich von Anfang an gegen mich aufgelehnt.“
„Dabei habe ich mich fast auf den ersten Blick in dich verliebt.“
„Und trotzdem wolltest du mich nicht heiraten.“
„Ich wollte keine Ehe um der Ehre willen.“
„Ich weiß“, sagte er, nahm ihre Hand und küsste sie. „Ich war zu verbohrt, um mir einzugestehen, dass ich dich liebe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich meine Sturheit in den letzten Wochen bereut habe.“
„Nicht so sehr, wie ich meine Weigerung, deine Frau zu werden, bereut habe. Ich habe mich so einsam gefühlt ohne dich.“
„Gut.“
„Das ist keine besonders nette Bemerkung“, erwiderte sie vorwurfsvoll.
„Ich habe dir bereits gesagt, dass ich kein besonders netter Mann bin.“
„Du bist der einzige, den ich haben will.“
Tair beugte sich zu ihr und umarmte sie stürmisch.
Mit einem Seufzer schlang Molly ihm die Arme um den Nacken und erwiderte seinen nicht enden wollenden Kuss.
Sie standen noch immer eng umschlungen, als es an der Tür klopfte.
„Nicht antworten“, sagte Tair mit gesenkter Stimme.
Auch das zweite und dritte Klopfen ließ sich ignorieren. Schwieriger wurde es, als sie Khalids Stimme vernahmen, der ihre Namen rief. „Tair … Molly!“
„Er weiß, dass wir hier sind. Du musst ihm antworten“, ermahnte sie Tair schließlich.
Er warf ihr einen frustrierten Blick zu und gab nach. „Also gut.“
Khalid schien nicht zu bemerken, dass er störte, sondern teilte ihnen sofort, nachdem Tair ihm die Tür geöffnet hatte, mit, dass Beatrice sie beide dringend im Ballsaal erwarte. Es sei äußerst wichtig, antwortete er auf Mollys besorgte Frage.
Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen, während er sie zurück zu den übrigen Gästen führte.
„Freunde.“ Die Stimme König Hakims trug bis in den hintersten Winkel des Saales.
Unruhig blickte
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