Geheimnisvoll wie der Orient
Molly zu der aufrecht stehenden Gestalt in der Mitte des Raumes. Dann sah sie Tair an, der nur die Schultern zuckte und den Kopf schüttelte.
Es fiel ihr schwer, sich auf die Ansprache zu konzentrieren. Ihr Herz war voller Liebe für Tair, und sie hörte nur mit halbem Ohr zu, als der weißhaarige König seiner Schwiegertochter zum Geburtstag und zur Geburt ihres Sohnes gratulierte.
„Und schließlich“, fuhr Hakim fort, „möchte ich noch ein neues Mitglied in unserer Familie begrüßen. Die Schwester meiner Söhne – Miss Molly James.“
Starr vor Schrecken verharrte sie auf der Stelle, während die Gäste zwischen dem König und ihr eine Gasse bildeten und ihre Brüder auf sie zukamen.
Erst als Tair ihr einen kleinen Schubs gab, ging sie den beiden entgegen.
Flankiert von ihren Brüdern, schritt sie schließlich unter großem Applaus auf den König zu. Der fasste sie an den Schultern und küsste sie förmlich auf beide Wangen.
Als das Klatschen nachließ, drehte sie sich um und sah Tair auf sich zukommen. Der Blick seiner blauen Augen ließ sie nicht los, bis er bei ihr angekommen war.
Er verbeugte sich tief vor dem König und murmelte: „Es ist mir eine Ehre, Onkel.“ Dann ergriff er Mollys Hand und ließ seinen Blick über die neugierig zuschauenden Gäste schweifen.
„Was hast du vor?“, flüsterte Molly.
„Lieber Onkel, ich möchte in aller Form um die Hand von Miss Molly James anhalten.“
„Tatsächlich, Prinz Tair?“ Hoheitsvoll hob der König eine Augenbraue. „Ich habe keine Einwände, obgleich ich der Ansicht bin, Miss Molly könnte eine bessere Partie machen, mein lieber Neffe.“
„Molly James.“ Den Blick fest auf sie gerichtet, ließ sich Tair vor Molly auf die Knie nieder. „Willst du mich zu deinem Mann nehmen?“
Molly, die die vielen Blicke, die auf sie gerichtet waren, spürte, murmelte mit klopfendem Herzen: „Ja, das will ich.“
Tair grinste, als sie ihn mit zitternder Stimme bat aufzustehen. Er erhob sich mit einer eleganten Bewegung und küsste ihr die Hand. Dann wandte er sich den versammelten Gästen zu und verkündete mit so viel Stolz in der Stimme, dass Tränen in Mollys Augen schimmerten: „Meine Prinzessin.“
Applaus und Jubel brandeten auf, und Molly raunte: „Mach das nie wieder mit mir.“
Belustigt flüsterte er ihr ins Ohr: „Alle sollen wissen, dass du jetzt zu mir gehörst.“
Sie sah, wie er vor Liebe und Stolz strahlte, und spürte ein warmes Gefühl der Freude in sich aufsteigen. Sie war die glücklichste Frau der Welt!
Wortlos nahm sie sein Gesicht in die Hände und küsste ihn fest auf den Mund.
Tair ließ einen leisen Pfiff erklingen. „Dafür, dass du nicht gern im Mittelpunkt stehst, war das …“
Molly lächelte. „Auch ich will allen zeigen, dass du mein bist, Prinz Tair.“
„Es könnte sein, dass man es ganz da hinten noch nicht mitbekommen hat“, flüsterte er mit ernster Miene, die durch die Wärme und das Lachen in seinen Augen Lügen gestraft wurde.
„Na dann …“ Lachend gab sie sich seiner Umarmung hin, bis niemand im Ballsaal mehr den geringsten Zweifel daran haben konnte, wer zu wem gehörte.
Sie gehörten zusammen. Für immer.
– ENDE –
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