Geheimnisvolle Beruehrung
kostbaren Werken zu unzähligen Themen – Gestaltwandler, Physik, Architektur und sogar geologische Forschungen, darunter auch Bände, die sich mit Erdbeben und Vulkanismus beschäftigten.
Es war begreiflich, dass ein intelligentes Individuum viele verschiedene Interessen hatte, und es gab sicher gute Gründe für einen TK -Medialen, sich mit der Bewegung tektonischer Platten zu beschäftigen – obwohl alleine der Gedanke, er könnte so etwas bewerkstelligen, ihr das Herz stocken ließ –, doch in den Regalen standen auch Dinge, die nicht ins Bild passten. Ein glänzend blauer Stein zum Beispiel neben einem Buch über Vulkane in Südamerika. Sie rieb den Stein zwischen den Fingern: Lapislazuli.
Ein Regal weiter fand sie noch etwas, für das sie keine Erklärung hatte: Ein Stück Holz, in das Kalebs Name und ein Baum eingeritzt waren. Das Holz war nichts Besonderes, die Arbeit wenig kunstvoll. Nicht weit davon entdeckte sie zwischen einem dicken Buch über Erdbeben und einem über Tiefseeströmungen einen kleinen Gedichtband. Nur zufällig war ihr Blick darauf gefallen, der Einband sah billig und zerschlissen aus, ganz anders als der der anderen Bücher.
Neugierig geworden, fand sie noch mehr halb versteckte Werke. Alle waren eher nachlässig gebunden, enthielten Gedichte oder Theaterstücke, und eines war sogar ein Klassiker aus dem neunzehnten Jahrhundert, den ein Mensch geschrieben hatte. Dann sah sie ein verbogenes Metallstück unbekannter Herkunft, von dem etwas in ihrem Kopf hartnäckig behauptete, es stamme von einem Hochgeschwindigkeitszug.
Sie schüttelte das eigenartige Gefühl des Wiedererkennens ab und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Kardinalmedialen am Tisch, der seinen Kontrahenten gerade kaltblütig in Einzelteile zerlegte. Sorgfältig kurz geschnittenes Haar, klare Gesichtszüge, eine leicht gebräunte Haut, die verriet, dass er sich nicht nur im Haus aufhielt, und unglaubliche Augen. Doch trotz aller Schönheit war er sehr maskulin und faszinierend männlich in allem, was er tat.
Ihr Atem stockte, besorgt drehte sie den Lapislazuli in den Fingern. Sie zwang sich, den Stein zurückzulegen, denn sie hätte ihn zu gerne behalten – er fasste sich so gut an und hatte genau die richtige Form und Größe. Sie wollte auch Kaleb nicht mehr anstarren. Ihre Wärter waren hauptsächlich Männer gewesen, einige von ihnen waren offensichtlich wegen ihres Aussehens ausgewählt worden, um Saharas Unerfahrenheit auszunutzen und so ihr Silentium zu brechen. Nicht ein einziges Mal, nicht eine Minute hatte sie vergessen, dass sie ihr Leben bedrohten.
Und nun fiel ihr die Schönheit dieses gnadenlosen, zweifellos hoch manipulativen Mannes auf, der Macht und Kontrolle schätzte – Dinge, die er sich mithilfe ihrer verborgenen Fähigkeit leicht verschaffen konnte. Wer immer Sahara Kyriakus in seiner Macht hatte, hatte auch Macht über das Medialnet, und Kaleb Krychek war jemand, der im Machtspiel rücksichtslos jeden Vorteil nutzte, wie sie gerade mit eigenen Ohren gehört hatte.
Beunruhigt und mit einem heftigen Schmerz in der Brust ging sie durch die offene Tür ins Freie. Instinktiv wollte sie außer Sichtweite des Mannes bleiben, dessen aggressive Stimme sie am anderen Ende der Leitung hörte, und der das Spiel gleich verlieren würde. Im Augenblick war es sicher besser, wenn sie in den Augen der Welt ein Gespenst bliebe.
Die glänzenden Holzdielen fühlten sich weich unter ihren Fußsohlen an, die Sonne streichelte warm ihre Haut. Sie hob das Gesicht zum Himmel, nahm gierig Wärme und Licht in sich auf.
Du wirst einen Sonnenbrand bekommen.
Überrascht von der telepathischen Mitteilung sah sie ins Zimmer; sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie den Kanal überhaupt geöffnet hatte. Der Mann, der sie gleichzeitig verwirrte und faszinierte, sah weiterhin auf den Bildschirm, immer noch mit Verhandlungen beschäftigt, die eher ein Kreuzen von scharfen Klingen waren, bei denen jedes Wort nur dazu diente, möglichst großen Schaden anzurichten. Sahara schloss die Schiebetüren, legte sich auf die Sonnenliege, die am Morgen noch nicht auf der Terrasse gestanden hatte, und streckte die Zehen in die Sonne.
Eine Sekunde später öffnete sich ein großer Sonnenschirm über ihr. Ihr Gesicht lag nun im Schatten, die Füße bekamen aber weiterhin Sonne.
Lass das,
sagte sie über den telepathischen Kanal, und es kam ihr weder fremd noch eigenartig vor. Sie hatte eher das Gefühl, als sei der Kanal in sie
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