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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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er heute war. Lange waren die alte, aber noch kindliche Wesenheit sowie deren verdrehter, gebrochener Zwilling seine einzigen Freunde gewesen.
    Doch nun nicht mehr, schon mit neun Jahren hatte die Veränderung eingesetzt. Netkopf und Dunkler Kopf waren zwar vor ihm mit der Entwicklung des Medialnet entstanden, doch er war erwachsen geworden, während sie noch auf der Stufe von Kindern standen.
    Der Netkopf war von kindlicher Unschuld, der Dunkle Kopf hingegen glich mehr einem abgelehnten, geschlagenen Kind, das andere ebenfalls schlug und drangsalierte, weil es nichts anderes kannte. Bei Kaleb hatte er eine Art Verständnis gefunden, eine dunkle Seite, die das Böse und den Zorn in ihm angenommen hatte.
    Kannst du es?,
fragte Kaleb den dunklen Zwilling.
    Die Wesenheit glitt in die Schwärze und tollte wie eine Katze darin herum.
    Errichte eine Barrikade,
befahl Kaleb dem Netkopf, als der Dunkle Kopf zurückkam und sich liebevoll an ihn schmiegte, so kalt wie der Tod, dem Kaleb schon mehr als einmal begegnet war.
Schaffe eine breite Pufferzone. Ich möchte nicht, dass irgendjemand in Kontakt damit kommt.
    Bilder von Mauersteinen überfluteten ihn, der Netkopf machte sich bereits an die Arbeit.
Sehr gut,
lobte ihn Kaleb, denn der Netkopf brauchte Lob.
    Sobald sich beide Wesenheiten der Aufgabe widmeten – der Dunkle Kopf hatte sich seinem Zwilling aus Gründen angeschlossen, die nur er selbst kannte –, suchte Kaleb das Bewusstsein von Objekt 8–91 auf. Der Mann war von derselben Krankheit befallen, die gerade ein Stück des Medialnet verschlungen hatte, und diente Kaleb dazu festzustellen, wie weit die Infektion schon fortgeschritten war, eine Art »Kanarienvogel im Kohlenschacht«.
    Man konnte das für grausam halten, doch dem Mann war nicht mehr zu helfen – und er war leicht zu ersetzen. Als Messgerät für diese namenlose Krankheit half er seinem Volk viel mehr als in seinen anderen Funktionen.
    Doch 8–91 lebte noch und funktionierte weiter, ohne zu wissen, dass eine Krankheit den Frontallappen zerfraß. Offensichtlich schritt die Infektion bei Individuen nicht so schnell voran wie bei dem geistigen Netzwerk, das neunundneunzig Komma neun Prozent der Medialen auf dem Planeten verband.
    Kalebs Handy klingelte.
    Er hatte den Anruf schon erwartet. »Nikita«, sagte er und verließ das Medialnet, um mit der Frau zu sprechen, die vor der Auflösung des Rats ebenfalls Mitglied gewesen war und eine Region beherrschte, zu der Individuen mit gebrochenem Silentium Zuflucht nahmen.
    »Ich nehme an«, sagte sie, »dass du die Schockwelle bemerkt hast, die gerade durch das Netz ging?«
    »Ich habe die Ursache dafür gesehen. Bin gleich bei dir.« Er legte auf und ging nach draußen, um nach Sahara zu schauen, die eingeschlafen war. Das seidenschwarze Haar schimmerte nicht so lebhaft wie früher, doch sein Anblick war viel versprechend. Noch war sie allerdings weit entfernt von der wirklichen Sahara, wirkte so zart und blass, als könnte sie jeden Augenblick verschwinden.
    Kaleb nahm eine Strähne zwischen die Fingerspitzen. Das war sehr real. Und sie war sicher in seinem Heim, das so fest verschlossen wie ein Tresor war.
    Er stellte die Alarmanlage auf Fernbedienung und verschob den Sonnenschirm, damit sie vollkommen geschützt war. Dann zog er ein Jackett an, rief vor seinem inneren Auge das Bild von Nikitas Büro in San Francisco auf und war schon dort, mit einer Schnelligkeit und Präzision, von der der tote Ratsherr Enrique Santano einst geglaubt hatte, sie stünde ausschließlich ihm zur Verfügung.
    »Niemand hat eine Erklärung dafür«, sagte Nikita in dem Moment, als er auftauchte. Ihr Ton war ebenso geschäftsmäßig wie ihr Kostüm, die Lichter des mitternächtlichen San Francisco glitzerten hinter ihr. »Aber du behauptest, du hast die Ursache dafür gesehen.«
    Es gab keinen Grund für ihn, ehrlich zu sein – die Wahrheit würde früh genug ans Licht kommen, wenn seine Annahmen sich als zutreffend erwiesen. »Ein Teil des Medialnet existiert nicht mehr.«
    »Ein weiterer Angriff auf Anker?« Der strenge Pagenschnitt fiel über Nikitas Wange, als sie sich über die gläserne Schreibtischplatte beugte, in den mandelförmigen Augen blitzte die kühle Intelligenz auf, die sie zu einer der reichsten Frauen der Welt gemacht hatte. »Es gab keinerlei Berichte …«
    »Nein. Das Medialnet selbst hat sich aufgelöst.«
    Nikita starrte ihn an und zuckte beinahe unmerklich zusammen, als die Kommunikationskonsole an

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