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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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an so wenig aus meinem früheren Leben erinnern kann«, fing sie an.
    »Wie war zum Beispiel das Haus, in dem Sie gelebt haben? Können Sie sich daran vielleicht noch erinnern?«
    »An unser Haus kann ich mich schon noch erinnern. Es war ein hübsches kleines Cottage mit einem Maulbeerbaum im Garten, nicht weit von einer Windmühle. Und ich hatte ein kleines, weiß gestrichenes Zimmer im oberen Stock, mit einem Bettgestell aus Messing.«
    »Und Ihre Mutter? Können Sie sich an ihren Namen erinnern?«
    »Natürlich. Sie hieß Letitia«, sagte Charlotte mit gut gespielter Traurigkeit. »Und sie hatte dunkles Haar wie ich und war sehr hübsch. Aber an Vater kann ich mich gar nicht mehr erinnern.«
    »Natürlich nicht!«, fiel Mrs   Unwin rasch ein. »Sie war ja kaum älter als zwei, als er fortfuhr.«
    »Mama hatte aber so ein kleines Bildchen von ihm auf ihrem Nachttisch stehen.«
    »Und gab es irgendetwas Auffallendes an seinem Äußeren?«
    Charlotte zögerte. »Das Bildchen war wirklich
sehr
klein. Aber Mama sagte immer, ich sähe ihm sehr ähnlich.«
    »Und Sie haben in dem Haus mit dem Maulbeerbaum gewohnt   …?«
    »Ganz allein. Und Mama sagte immer, dass Papaeines Tages zu uns zurückkehren würde und wir dann ganz reich wären. Dort haben wir gewohnt, bis   … bis   … « Und da verzerrte sich ihr Gesicht aufs Neue zu einem sich anbahnenden Tränenausbruch.
    »Bis ihre Mutter starb«, vervollständigte Mr   Unwin rasch den Satz. Er hatte das Ganze nun schon so oft beim Einstudieren miterlebt, dass er die ständigen Heulanfälle seiner Tochter allmählich leid war. »Und dann haben Mrs   Unwin und ich – da wir keine eigenen Kinder bekommen konnten – von dem armen kleinen Waisenkind gehört und es zu uns genommen.«
    »Wir haben dich behandelt wie unser eigenes, mein Liebling!«, sagte Mrs   Unwin, woraufhin Mutter und Tochter sich selig in die Augen blickten.
    »Aber warum haben Sie ihren Namen geändert?«, wollte Mr   Binge wissen. »Das Kind war   … wie alt – fünf oder sechs Jahre? Bestimmt war sie doch an den Namen Lily gewöhnt?«
    »Aber ich habe ihn nie gemocht!«, rief Charlotte mit gepeinigtem Blick aus.
    »Und, ehrlich gesagt«, führte Mrs   Unwin aus, »ich fand schon immer, dass Lily ein Dienstbotenname ist. Wir hielten es für das Beste, dem Mädchen einen richtigen Neuanfang zu ermöglichen.«
    »Aber könnten Sie uns vielleicht sagen«, fragte Mr   Unwin, »wie Charlottes Vater zu so einem Vermögen gekommen ist?«
    »Guano«, sagte Mr   Binge bloß.
    Alle drei Unwins machten fragende Gesichter.
    »Vogel-, äh, -kot «, erklärte Mr   Gently. »Eine große Menge davon, die er auf den Galapagosinseln entdeckte.«
    Mrs   Unwin war so entsetzt über diese Information, dass sie Mr   Gently kaum in die Augen blicken konnte. »Aber wozu braucht denn jemand so etwas?«, fragte sie schwach.
    »Als Dünger«, erklärte Mr   Gently. »Ein äußerst wertvoller Handelsartikel. Er stieß buchstäblich auf einen ganzen Berg davon.«
    Mrs   Unwin wandte sich mit einem Ausdruck von Ekel ab.
    »Können Sie uns vielleicht sonst noch irgendetwas erzählen, Miss, ähm, Charlotte?«, fragte Mr   Binge.
    Charlotte betete alles herunter, was sie von der echten Lily und von Grace erfahren hatte: das Teeservice mit den blauen Vögeln, der Hochzeitshut, Mamas gestickte Segenssprüchlein und die mit Samt ausgekleidete Ringschachtel fanden Erwähnung. Nachdem sie zu sprechen aufgehört hatte und der Schreiber entlassen worden war, teilten die Anwälte den Unwins mit, dass alles seine Ordnung zu haben schien.
    »Und wenn Sie noch die Adoptionspapiere vorbeibringen könnten, sobald es Ihnen möglich ist, ich denke, dann können wir die Formalitäten recht bald zum Abschluss bringen«, fügte Mr   Binge hinzu.
    Damit erhoben sich die beiden Herren, verabschiedeten sich mit einer Verbeugung von den Unwins undsprachen ihnen ihr Beileid über das Ableben von Lilys echtem Vater sowie ihre Glückwünsche zur Erlangung seines Vermögens aus, was die Unwins in eine gewisse Unsicherheit darüber stürzte, welche Miene sie nun an den Tag legen sollten, während sie die Kanzleiräume verließen, um zu Hause eine Flasche edlen Champagner zu öffnen.

Die Herren Anwälte Binge & Gently der gleichnamigen Kanzlei geben bekannt, dass die junge Dame, nach der seit mehreren Monaten gesucht wurde, sich nun gemeldet hat. Regelmäßige Leser unserer Zeitung werden sich erinnern, dass gewisse Personen gesucht wurden,

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