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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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geben.«
    James nickte. »Ich werde morgen mit Mr   Ernest Stamford sprechen, dem ehrwürdigen Oberhaupt unserer Kanzlei, und ihm die ganze Geschichte unterbreiten.«
    »Gibt es irgendetwas, was
ich
tun kann?«, fragte Grace angespannt.
    »Halte einfach nur Augen und Ohren offen. Bekommstdu je mit, wenn Leute bei dem Bestatter aus und ein gehen und worüber gesprochen wird?«
    »Manchmal«, sagte Grace.
    »Dann wäre es ja vielleicht möglich, dass du etwas hörst. Mein Freund, der Anwaltsgehilfe, hat mir erzählt, dass die Unwins noch die Adoptionsurkunde für Lily vorlegen müssen.«
    »Aber die gibt es gar nicht!«
    »Genau. Sie werden also eine Fälschung anfertigen lassen, aber die muss echt aussehen, und das wird ein wenig dauern. Falls du diese entwenden könntest, wenn sie geliefert wird   … «
    »Aber lassen sie dann nicht einfach eine neue machen?«
    »So leicht geht das nicht. Und inzwischen gewinnen wir Zeit, um noch mehr herauszufinden und unsere Darstellung des Falls zu untermauern.«
    Grace schwieg einen Moment. »Aber haben wir denn wirklich eine Chance gegen Leute, die so hinterlistig sind wie die Unwins?«, fragte sie. »Wer wird mir denn glauben – wenn meine Aussage gegen die von jemandem steht, der schon als der nächste Bürgermeister von London gehandelt wird?«
    »Die Wahrheit ist auf deiner Seite«, sagte James, »und darauf müssen wir vertrauen.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte Grace leidenschaftlich. »Ich werde durch Schlüssellöcher spähen und Unterhaltungen belauschen und nach Boten Ausschau halten, die ins Haus kommen.«
    »Aber du musst vorsichtig sein«, sagte James und fasste Graces Hand. »Vergiss nicht, dass die Unwins unter ihrer Fassade von Respektabilität vollkommen skrupellos sind. Sie dürfen nicht den geringsten Verdacht hegen, dass du über alles Bescheid weißt.«
    »Ich werde aufpassen«, sagte Grace.
    James lächelte, beugte sich zu ihrer Hand hinunter und drückte einen Kuss darauf, bevor er sie wieder losließ.
    Grace wusste nicht, was sie von dieser galanten Geste halten sollte, und so beschloss sie, gar nicht erst darüber nachzudenken. Die Unwins, das Erbe, Lilys Verschwinden – das alles reichte bei weitem, um ihre Gedanken zu beschäftigen. Da war für nichts anderes mehr Platz.
    James beließ den
Mercury
nicht bei Grace, sondern legte ihn auf einem Stapel Müll neben einem Laternenpfahl ab, wo ihn ein Obdachloser aufsammelte und als Isolierung gegen die bittere Kälte unter seine Jacke schob. So entging Grace die kleine Annonce in der Rubrik Personenanzeigen:
    »Mrs   Smith« sucht dringend »Mary«. Zuletzt gesehen in Westminster Bridge Road, London, SW, am 7.   Juni 1861.   Wenn Datum und Adresse Ihnen etwas sagen, bitte kontaktieren Sie: Chiffre Nr.   236,
The Mercury
, London, betreffs einer Sache von großer Wichtigkeit.

Kapitel 25
    »Ich hatte an Kiefer für den Sarg meines lieben Gatten gedacht«, sagte die Witwe.
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein!«, erwiderte George Unwin, als wäre er bis ins Mark getroffen. »Kiefer! So ein lausiges, minderwertiges Holz! Für einen geliebten Ehemann kann ich es überhaupt nicht befürworten.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wenn er Ihnen sehr lieb und teuer war, dann, fürchte ich, kommt nur polierte Eiche in Frage. Wenn ihm natürlich in Ihrem Leben keine so große Bedeutung zukam   … « Er ließ den Satz unvollendet, wie einen stummen Vorwurf, in der Luft hängen.
    Es war ein paar Tage, nachdem Grace die erstaunliche Nachricht von dem Erbe erhalten hatte, und wieder einmal stand sie im roten Salon und wartete darauf, als lebendes Modell einer gewissenhaften Sargbegleiterin vorgeführt zu werden, die als Teil des festlichen Rahmens für einen Abschied aus diesem Leben gebucht werden konnte.
    Die Frau seufzte. »Es ist leider so, dass ich mich hinsichtlich der Ausgaben momentan in gewissen Schwierigkeiten befinde.«
    »Die Ausgaben sollten hierbei keine Erwägung sein«, erwiderte Mr   Unwin und schüttelte traurig den Kopf.
    »Haben Sie schon einmal den Nekropolis-Zug in Betracht gezogen?«, warf Mrs   Unwin ein. »Einige unserer fortschrittlicher eingestellten Witwen sind ganz begeistert davon – und er kann sich als durchaus sparsam erweisen.«
    »Ein Zug?«, fragte die Witwe. »Ganz bestimmt nicht. Mein Mann konnte die lärmenden Dinger nicht ausstehen.« Sie seufzte erneut. »Nein, was das Sargholz angeht   … «
    »Madam!«, sagte Mr   Unwin. »Ich würde meine Ehre als

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