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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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in Tränen aus. »Mama hat mir immer erzählt, dass Papa in Übersee sein Vermögen machen würde und wir dann ganz, ganz reich wären.«
    »Tatsächlich, hat sie das gesagt?«, fragte Mr   Binge.
    »Das hat sie! Wir wohnten in einem hübschen kleinen Häuschen in Wimbledon, und obwohl wir arm waren, kochte Mama jeden Tag Tee in ihrer schönen Teekanne mit den blauen Vögeln, die Glück bringen, und wir redeten darüber, was wir alles tun würden, wenn wir reich wären.«
    Grace starrte sie an. »Du weißt all das nur, weil Lily und ich es dir erzählt haben!«, rief sie wutentbrannt. »Und wo ist meine echte Schwester? Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Charlotte Unwin herablassend.
    Eine feindselige Stille trat ein, in der sich die gegnerischen Parteien zornig anfunkelten und die schließlich von Mr   Stamford mit einem Hüsteln unterbrochen wurde. »Meine Klientin, Miss Grace Parkes, hat die Geburtsurkunden für sich und ihre Schwester vorgelegt«, sagte er. »Über welchen schriftlichen Nachweis verfügen Sie, Mr und Mrs   Unwin?«
    »Wir haben die Adoptionsurkunde«, sagte Mr   Unwin und warf dabei seiner Frau einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Es ist nur so – wie dumm von mir, wirklich   –, dass ich sie irgendwo verlegt habe«, fuhr Mrs   Unwin fort. »Und, wie Sie sicher wissen, mit dem ganzen furchtbaren Schock über den Tod unseres geliebten Cousins gestern, habe ich sie im Augenblick einfach nicht finden können.«
    »Aber wir werden sie ganz bestimmt finden«, sagte Mr   Unwin.
    Es folgte eine Pause, so lang wie ein Herzschlag, und dann sagte Mr   Stamford in amüsiertem Ton: »Nun, wie es der Zufall will, brauchen Sie sich keine weiteren Sorgen zu machen, Mr   Unwin, denn – was glauben Sie wohl? – durch eine wundersame Fügung haben wir das fragliche Dokument hier!« Er hielt es in die Höhe und wedelte damit herum. »Zumindest gibt es vor, eine Adoptionsurkunde zu sein.«
    Die nun eintretende Stille war noch länger und nachhaltiger als alle vorherigen: Alle drei Unwins starrten entgeistert auf die Urkunde und fragten sich, wie um alles in der Welt Mr   Stamford in den Besitz derselben gelangt sein könnte und was dies nun zu bedeuten habe.
    Charlotte Unwin fing an zu weinen. »Aber ich sage Ihnen die Wahrheit: Ich bin Lily Parkes! Mama – meine echte Mama – hatte ein kleines Bildchen von Papa auf ihrem Nachttisch stehen, und sie sagte immer, wie sehr ich ihm ähnlich sehe! Es wurde von jemandem gemalt, der   … an dessen Namen ich mich nicht mehr genau erinnern kann, aber   … «
    In diesem Augenblick flog die Tür zu dem Büro auf, und eine Stimme rief: »Nein! Mama hat es selbst gemalt!«
    Grace fuhr herum, und da stand ihre Schwester, ihre richtige, geliebte Schwester Lily, und hinter ihr ein lächelnder James. Grace sprang auf, und als Lilysie sah, rannte sie auf sie zu, stolperte vor lauter Erregung noch über einen Läufer und fiel Grace buchstäblich in die Arme.
    »Dafür müssen wir Mrs   Beaman danken«, erklärte James das Ganze ein wenig später.
    Grace und Lily saßen – nachdem Lily es irgendwann geschafft hatte, mit dem Schluchzen aufzuhören – Arm in Arm nebeneinander auf der Chaiselongue im Vorzimmer. Sie gaben ein komisches Paar ab: die eine ganz elegant in Türkis, die andere in einer fleckigen Schürze über einem schäbigen grauen Baumwollkleid und mit nackten Füßen.
    »Mrs   Beaman, die Köchin der Unwins?«, fragte Grace überrascht.
    »Genau diese. Als du sie nach Weihnachten aufgesucht hattest, Grace, um dich nach deiner Schwester zu erkundigen, hatte Mrs   Beaman offenbar solches Mitleid, dass sie beschloss, zur Polizei zu gehen und die Wahrheit zu erzählen: dass Lily nämlich gegen ihren Willen aus dem Haus fortgebracht worden war.«
    »Oh, wie gutherzig von ihr!«, rief Grace aus.
    »Nun, es war wohl nur zum Teil Gutherzigkeit«, setzte James hinzu, »und zum anderen die Tatsache, dass George Unwin höchst knauserig mit dem Bestechungsgeld war. Er schien wohl zu glauben, mit zehn Shilling wäre die ganze Sache von Anfang bis Ende abgedeckt.«
    »Und wo war Lily die ganze Zeit?«, fragte Grace mit einem beunruhigten Blick auf ihre Schwester und hoffend, dass diese nichts Schlimmes hatte erleiden müssen.
    »In einem Hospital   … einer Anstalt in einem Slum von Manchester«, gab James zur Antwort.
    »Oh, Lily, war es sehr schlimm?«, fragte Grace.
    Lily überlegte. »So arg schlimm war es gar

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