Geheimorder Riesenauge
die Triebwerke der Orgh-Raumschiffe auf den Befehl des Kommandanten reagierten. Wir durften das Feuer erst dann eröffnen, wenn die Triebwerke schon angesprungen waren, denn nur dann konnten wir, wenn wir unsere telepathischen Fähigkeiten nicht eingestehen wollten, Kenntnis von dem verräterischen Vorhaben der Hypnos besitzen.
Ein Tastendruck öffnete den Interkom-Kanal zum Feuerleitstand.
»Listerman …?«
»Sir …?«
»Feuer!«
»Verstanden, Sir. Ich gebe Feuer!«
Ich beugte mich nach vorne und starrte auf die großen Optik-Bildschirme unter der Kuppeldecke.
Der Effekt war stärker als zuvor. Die Fackeln leuchteten noch greller und übertrafen mit ihrem Schein die Helligkeit der Sonne Yedocekon, von der wir allerdings schon eine beträchtliche Strecke entfernt waren. Ich hatte die Bildverbindung mit dem Hypno-Kommandanten in dem Augenblick ausgeschaltet, in dem mich Hannibal und Kinys telepathische Warnimpulse erreichten.
»Meßinstrumente zeigen an, daß die Orghs Fahrt aufzunehmen versuchen«, erreichte mich eine wohlbekannte, aufgeregte Stimme.
Es war Professor Scheuning. Er befand sich im Meßraum, in dem wir neben den marsianischen auch unsere eigenen Instrumente installiert hatten. Er mußte meine Ankündigung, daß die Orghs zu fliehen beabsichtigen, als Aufforderung genommen haben, seine Geräte auf sie zu richten. Ich war dankbar dafür. Wir mußten wissen, wie die Orghs auf unser Feuer reagierten.
»Halten Sie mich auf dem laufenden, Professor!« bat ich ihn. »Beschleunigen sie weiter?«
»Vorerst noch«, kam die prompte Antwort.
»Listerman … legen Sie zehn Prozent zu!«
»Zehn Prozent zu, gemacht, Sir!« bestätigte Listerman.
Das Leuchten wurde intensiver. Die Orghs mußten erkennen, daß ihre Feldschirme in wenigen Augenblicken durchbrennen würden. Trotzdem setzten sie ihr Vorhaben fort. Sie kannten die Leistung der marsianischen Geschütze nicht und rechneten damit, daß sie dem Aktionsradius unserer Kanonen entkommen konnten, wenn sie nur rasch genug beschleunigten. Das wenigstens war, was Hannibal ihren Gedankeninhalten entnehmen konnte und was er sofort an mich weiterleitete.
»Scheuning! Wie steht es?«
»Beschleunigung wird fortgesetzt«, erhielt ich zur Antwort. »Nach meiner Berechnung sind die Schutzschirme kurz vor dem Zusammenbrechen.«
Ich zerbiß einen Fluch. Es lag mir nichts daran, eines der beiden Orgh-Schiffe zu vernichten. Erstens widerstrebte es mir, intelligentes Leben zu zerstören, und zweitens gehörte das Gefolge von zwei unter mein Kommando gezwungenen Orgh-Raumschiffen zu der Psychologie meines Auftritts auf der Heimatwelt der Orghs. Ich wollte vorzeigen können, daß es mir keine Schwierigkeiten bereitete, jedes Orgh-Raumschiff, das mir in die Quere kam, anzuhalten und unter meinen Befehl zu zwingen. Zwei Einheiten waren ausgesandt worden, um die seltsamen Vorgänge im Yedocekon-Sektor zu erkunden. Mit eben diesen zwei Einheiten im Schlepp wollte ich über der orghschen Zentralwelt erscheinen. Hatte ich unterwegs eine davon zerstören müssen, so würde man es mir als das Zeichen der Schwäche auslegen.
»He, Listerman!«
»Hier, Sir!«
»Wieviel können Sie noch zulegen?«
Die Frage schien ihm nicht zu behagen. Er machte ein erstauntes Gesicht.
»Das … das weiß ich nicht, Sir«, antwortete er. »Ich kann nur nach dem optischen Eindruck urteilen, und da scheint es mir, als wären die Schirmfelder der Orghs schon voll belastet.«
Ich hatte eine ganze Batterie von Bildschirmen auf meiner Konsole. Bislang war nur einer davon eingeschaltet gewesen – eben der, der
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