Geheimorder Riesenauge
Kiny.
Die Alarmpfeifen schrillten. Wir alle hatten inzwischen den Eindruck gewonnen, der Gehörsinn der alten Marsianer müsse wesentlich unempfindlicher gewesen sein als der unsere. Der Lärm der Pfeifen war so entsetzlich grell, daß ein Mensch mit gesunden Ohren ihn nicht länger als ein paar Sekunden ertragen konnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen.
Ich hastete zum Kommandostand. Dort, in der Mitte des Dreiviertelrunds, erhob sich ein flaches Podest, auf dem die Schaltkonsole des Kommandanten stand. Der Schalter des Interkoms leuchtete mir entgegen. Ich hieb mit der flachen Hand darauf.
»Konnat an alle! Die Hypnos bereiten einen Ausbruchversuch vor! Wir müssen verhindern, daß sie uns entkommen. Listerman, sind Sie auf Posten?«
Eine etwas verwunderte Stimme antwortete:
»Selbstverständlich, Sir«, als betrachte er allein die Frage schon als Zumutung.
»Sie feuern nur auf meinen Befehl!« erklärte ich. »Und zwar auf beide Hypno-Einheiten. Legen Sie soviel Wucht dahinter, daß ihre Schutzschirme bis zur Kapazitätsgrenze belastet werden. Auf keinen Fall mehr. Die beiden Fahrzeuge dürfen nicht ernsthaft beschädigt werden. Sie sollen uns begleiten. Verstanden?«
»Alles klar, Sir«, antwortete Listerman mit jener kühlen Ruhe, die ihn für die Rolle des Feuerleitoffiziers prädestinierte. »Ich erwarte Ihren Befehl.«
»Das ist alles«, sprach ich in das fest in die Konsole eingebau te, weit ausladende Mikrophon und schaltete den Interkom aus.
Dann lehnte ich mich in den Sessel zurück und öffnete den M-Block. Tausendfältige Mentalschwingungen strömten auf mich ein. Ich sortierte sie aus und arbeitete mich schließlich zu jener Art von Impulsen vor, die eindeutig aus fremden Bewußtseinseinheiten stammte. Die Impulse waren schwach, und sie zu verstehen erforderte einiges an Aufmerksamkeit und Konzentration. Immerhin waren die Hypno eine Sechstel-Lichtsekunde weit entfernt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es mir jedoch bald, die Gedanken derjenigen Orghs zu verstehen, die sich mit dem bevorstehenden Fluchtversuch befaßten. Sie waren innerhalb des Impuls-Mischmaschs, der aus den beiden Hypno-Raumern auf mich eindrang, bei weitem die intensivsten. Und das war kein Zufall!
Kiny hatte recht. Der Kommandant der Orgh-Expedition hatte, nachdem der Anschlag seines Sicherheitsoffiziers fehlgeschlagen war, entschieden, daß das Heil der beiden Orgh-Schiffe nur noch in der Flucht lag. Ein Plan dazu war in aller Eile ausgearbeitet worden, und trotzdem war er nicht einmal schlecht: Man wollte die fünfzehn Minuten verstreichen lassen, die ich als Frist für eine zufriedenstellende Erklärung über Vidu-Yakkhats Coup gesetzt hatte. Man rechnete fest damit, daß ich nicht sofort das Wirkungsfeuer eröffnen, sondern zuvor über Hyper- oder Radiokom noch einmal an das Verstreichen der Frist erinnern würde. Das allein war für mich eine wichtige Information. Wir waren bislang wirklich nicht zimperlich mit den Orghs umgesprungen. Wir hatten sie von der ersten Sekunde an genau wissen lassen, wer hier der Herr war. Und trotzdem glaubten sie nicht, daß wir unsere Drohung wahrmachen würden.
Sie wollten also die zweite Aufforderung abwarten und dann erst ihre Erklärung abgeben. Der Wortlaut der Erklärung lag bereits fest, wie ich den Gedankenströmen entnahm, und er war alles andere als zufriedenstellend. Das jedoch brauchte er ande rerseits auch nicht zu sein; denn der Plan der Orgh-Kommandanten zielte darauf ab, den Ausbruchsversuch gerade in dem Augenblick anlaufen zu lassen, in dem er mit mir sprach und in dem ich ein solches Manöver am
Weitere Kostenlose Bücher