Geheimorder Riesenauge
dem ich bereit war zu schwören, daß ich es noch nie zu sehen bekommen hatte. Er begann zu sprechen.
»Ich bitte um Milde, Euer Verklärtheit«, sprudelte es aus dem Translator. »In seiner Verblendung beschloß der bisherige Kommandeur der Expedition, vor Ihnen zu fliehen. Als den Mannschaften klar wurde, daß damit nicht nur die zwischen uns getroffenen Abmachungen gebrochen, sondern auch die Besatzungen beider Einheiten in Lebensgefahr gebracht wurden, enthoben sie den Kommandeur und die Mehrzahl seiner Stabsoffiziere ihrer Posten und setzten sie gefangen. Ich wurde dazu bestimmt, die Funktion des Kommandeurs zu übernehmen, und ich zögere nicht, Sie der bedingungslosen Ergebenheit der neuen Expeditionsleitung zu versichern.«
Ich unterdrückte mit Mühe ein Grinsen. Der Schreck war ihnen also wirklich in die Knochen gefahren. Was von der angeblichen Meuterei zu halten war, würde ich erfahren, sobald ich Verbindung mir Kiny und Hannibal aufnahm. Vorerst war das nicht besonders wichtig. Ich neigte mich dem Mikrophon zu, so daß der Orgh es auf seinem Bildempfänger sehen konnte, und sprach laut und deutlich:
»Listerman, Feuer einstellen!«
Dann wandte ich mich wieder an den neuen Kommandeur der Orgh-Expedition.
»Ihre Bitte um Milde wird wohlwollend in Erwägung gezogen. Gleichen Sie den Fahrtzustand Ihrer beiden Fahrzeuge dem meinigen an und bleiben Sie einstweilen auf Empfang, damit ich Ihnen weitere Anweisungen erteilen kann.«
»Selbstverständlich, Euer Verklärtheit«, kam es aus dem Translator.
Jetzt erst war meine Erleichterung vollkommen. Es stand in unserer Macht, die Orghs jederzeit zu vernichten. Aber es war die Grundlage meiner psychologischen Taktik, daß wir über dem Orgh-System mit zwei eingefangenen Orgh-Raumschiffen anzukommen hätten. Ich wollte unsere Überlegenheit unter Beweis stellen, nicht indem ich zerstörte, sondern indem ich klar und deutlich vor Augen führte, daß meine Machtmittel so unbegrenzt waren, daß ich nur zu befehlen, nicht aber zu vernichten brauchte.
Dieser Zwischenfall hätte meinen Plan durchkreuzen können. Meine Erleichterung rührte daher, daß es nicht soweit gekommen war.
4.
Ich ließ den Hypno warten, während ich die Leute, deren Rat ich nicht erst auf dieser abenteuerlichen Reise, sondern schon zuvor in den turbulenten Tagen auf dem Mars schätzengelernt hatte, zu einer Beratung zusammenrief. Wir trafen uns in einem kleinen Raum, der unmittelbar an meinen »Thronsaal« anschloß und wohltuend anspruchslos ausgestattet war. Scheuning und Aich waren bereits zugegen, als ich eintraf. Kurz nach mir erschienen Kaiare, der Bantu, Allison, der Australier und Nishimura, der Japaner – das erfolgreiche Dreier-Team, das während der MUTOOC-Wirren, als die Erde von einer unbekannten Versorgungsstation plötzlich mit Gütern aller Art überschwemmt wurde, in der sublunaren Marsfestung Zonta zu uns gestoßen war. Besonders Allison – mit vollem Namen Dr. Framus G. Allison – war eine imposante Erscheinung. Trotz der stattlichen Größe von 6 Fuß 2 wirkte er korpulent. Er war ein Gebirge von einem Mann. Sein breites, sommersprossiges Gesicht, das gewöhnlich zu einem Grinsen verzogen war, und die zu Borsten geschnittenen strohblonden Haare verliehen ihm ein jungenhaftes Aussehen. Framus G. Allison war ein merkwürdiger Mensch. Mancher hatte bei der ersten Begegnung den Eindruck, er rede zuviel und bringe nicht den nötigen Ernst auf, eine Lage mit all ihren möglichen Komplikationen konsequent zu überdenken. Erst wer Allison ein paarmal im Einsatz erlebt
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