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Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hat­te, wuß­te, daß es die­sem Mann kei­nes­wegs an Tat­kraft man­gel­te und daß er auch mehr als das Maß an In­tel­li­genz be­saß, das er­for­der­lich war, um ei­ne Si­tua­ti­on rich­tig ein­zu­schät­zen.
    We­ni­ge Au­gen­bli­cke nach dem Drei­er-Team er­schi­en An­ne Bur­ner, Psy­cho­lo­gin, und nach dem er­ha­be­nen, un­an­tast­ba­ren Rat­schluß der Ex­per­ten, die die­se Ex­pe­di­ti­on ge­plant hat­ten, die Ge­mah­lin sei­ner Ver­klärt­heit, des Tu­madschin Khan. Wer mir vor ei­nem Jahr aus­ein­an­der­zu­set­zen ver­sucht hät­te, daß ei­ne Frau vom Typ An­ne Bur­ners, hoch­ge­wach­sen, ha­ger, grob­kno­chig und mit ei­nem Ge­sicht, das an die Phy­sio­gno­mie ei­nes Pfer­des er­in­ner­te, die Rol­le mei­ner Frau spie­len wür­de, den hät­te ich aus­ge­lacht. Heu­te je­doch hat­te ich mich nicht nur mit der stän­di­gen An­we­sen­heit der ab­so­lut un­weib­lich wir­ken­den Da­me ab­ge­fun­den, ich hat­te An­ne auf ei­ne ei­ge­ne, fast hät­te ich sa­gen mö­gen »pla­to­ni­sche« Art und Wei­se zu ver­eh­ren be­gon­nen.
    Sie nahm Platz und warf mir einen freund­li­chen Blick zu. Sie hat­te sich kaum hin­ge­setzt, da platz­te Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan in den klei­nen Raum. MA-23, GWA-Schat­ten par ex­cel­lence, be­fand sich of­fen­sicht­lich im Zu­stand höchs­ter Er­re­gung. Die Au­gen leuch­te­ten aus dem von un­zäh­li­gen Fal­ten durch­zo­ge­nen Ge­sicht, und sei­ne Stim­me klang schrill und hei­ser zu­gleich, als er her­vors­tieß:
    »Mann o Mann! Die Bur­schen sind wirk­lich hart­nä­ckig!«
    Die Be­mer­kung be­zog sich oh­ne Zwei­fel auf ei­ne Be­ob­ach­tung, die er beim Ab­hö­ren der or­gh­schen Ge­dan­ken­im­pul­se ge­macht hat­te. Ich war be­gie­rig zu hö­ren, was er zu sa­gen hat­te. Aber An­ne Bur­ner kam mir in die Que­re. Sie warf zu­nächst einen os­ten­ta­ti­ven Blick auf die Uhr, so­dann einen miß­bil­li­gen­den auf Han­ni­bal und er­klär­te mir küh­ler Stim­me:
    »Ich er­in­ne­re mich an einen Fall, bei dem der Ma­jor sich über mein spä­tes Er­schei­nen zu ei­ner Be­spre­chung bit­ter be­klag­te. Da er sonst so auf Pünkt­lich­keit be­dacht ist, möch­te ich von ihm hö­ren, warum er aus­ge­rech­net zu die­ser kri­ti­schen Be­spre­chung zu spät kom­men muß.«
    Wer sie nicht kann­te, der muß­te ih­ren Vor­wurf für ernst hal­ten. Wir al­le je­doch wuß­ten, daß es zwi­schen An­ne und Han­ni­bal des öf­te­ren sol­che Ge­plän­kel gab. Es war, als ob sie sich ver­ab­re­det hät­ten, durch die­se Ein­la­gen un­se­ren an­sons­ten von Rou­ti­ne und bit­te­rem Ernst be­herrsch­ten All­tag auf­zu­lo­ckern.
    Han­ni­bal spiel­te mit. Mit em­pör­tem Ge­sichts­aus­druck wand­te er sich der Psy­cho­lo­gin zu.
    »Ich möch­te Sie dar­auf hin­wei­sen, Dr. Bur­ner«, ant­wor­te­te er, »daß es mei­ne Auf­ga­be ist, die Or­ghs un­ter te­le­pa­thi­scher Kon­trol­le zu hal­ten. Was sie in die­sen Au­gen­bli­cken den­ken, ist von großer Be­deu­tung für die Be­spre­chung, die wir hier durch­füh­ren wol­len. Ich blieb bis zum letz­ten Au­gen­blick auf mei­nem Pos­ten, da­mit ich Ih­nen die neues­te In­for­ma­ti­on brin­gen kann. Sie ha­ben we­der Recht noch An­laß, mich zu ta­deln.« Er stemm­te die Ar­me in die Sei­ten und grins­te plötz­lich. Mit völ­lig ver­än­der­ter, hei­te­rer Stim­me fuhr er fort: »Au­ßer­dem ha­be ich in der Ei­le die An­ti­gravschäch­te ver­wech­selt, und es dau­ert ver­dammt lan­ge, bis man vom Top-Deck wie­der hier her­un­ter­kommt.«
    Das Ge­ständ­nis, daß er den Weg ver­fehlt hat­te, kam so un­er­war­tet und wirk­te so ver­blüf­fend, daß wir al­le lach­ten, An­ne Bur­ner nicht aus­ge­nom­men.
    »Im Ernst«, sag­te Han­ni­bal mit Nach­druck, nach­dem die ers­te Hei­ter­keit sich ge­legt hat­te, »die Or­ghs le­gen es wei­ter­hin dar­auf an, uns an der Na­se her­um­zu­füh­ren. Die Meu­te­rei zum Bei­spiel fand nicht wirk­lich statt.«
    Al­ler Auf­merk­sam­keit kon­zen­trier­te sich auf ihn.
    »Der Kom­man­dan­ten­wech­sel ist le­dig­lich vor­ge­täuscht«, er­klär­te Han­ni­bal. »Die Meu­te­rei wur­de er­fun­den, weil

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