Geheimorder Riesenauge
wenigsten erwartete.
Wie gesagt: die Idee war nicht schlecht. Was die Orghs nicht wußten – und was sie auch auf keinen Fall erfahren durften – war, daß drei von uns ihre Gedanken lesen konnten. Wir würden also gewappnet sein, wenn die beiden Orgh-Raumer zu beschleunigen begannen. Andernfalls wären sie uns womöglich durch die Lappen gegangen. Die Raumschiffe der Orghs besaßen ein Beschleunigungsvermögen, das dem der marsianischen Schlachtschiffe um einiges unterlegen, aber trotzdem noch beachtlich war. Hinzu kam, daß wir trotz der Fortschritte, die wir gerade in den vergangenen Tagen gemacht hatten, unser eigenes Fahrzeug noch immer unvollkommen beherrschten. Es wäre uns, hätten die Orghs uns wirklich überrascht, wahrscheinlich nicht gelungen, die Geschütze rechtzeitig feuerbereit zu machen, um die Flüchtenden noch nachhaltig zu beeindrucken. Und ob wir den Autopiloten ausreichend schnell davon hätten überzeugen können, daß er nun mit Höchstbeschleunigung die Verfolgung aufnehmen müsse, blieb dahingestellt. Der Plan des Orgh-Kommandanten wäre also wahrscheinlich erfolgreich gewesen.
So aber war uns die Möglichkeit gegeben, den Plan zu vereiteln, bevor er noch richtig zu Ende gedacht war. Wir hätten jetzt gleich das Feuer auf die beiden Orgh-Fahrzeuge eröffnen können. Daß ich einen entsprechenden Befehl nicht gab, lag daran, daß ich die telepathische Begabung dreier Mitglieder unserer Besatzung – Hannibal Othello Xerxes Utan, Major ZbV der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr, Kiny Edwards, die Mutantin, und ich selbst – vorläufig als Geheimwaffe betrachtete, von deren Existenz die Orghs nichts erfahren durften. Es hatte verschiedene Gelegenheiten gegeben, bei denen wir auf ihre Vorhaben so unglaublich schnell reagiert hatten, daß sie eigentlich auf den Gedanken hätten kommen müssen, wir verstünden es, ihre Absichten zu durchschauen, bevor sie mit deren Ausführung begannen. Vielleicht hatten sie auch Verdacht geschöpft, wer mochte das wissen? Wichtig war jedoch, daß sie nicht zu der Gewißheit gelangen durften, wir besäßen telepathische Fähigkeiten. Solange sie im Ungewissen blieben, hatten wir noch einen Trumpf im Ärmel, den wir ausspielen konnten, wann es die Lage erforderte.
Ich sah auf. Die fünfzehn Minuten, die ich dem Orgh-Kommandanten gegeben hatte, waren verstrichen. Ich hatte nicht die Absicht, durch mein Verhalten seine etwas geringschätzige und optimistische Beurteilung unserer Handlungsweise zu bestätigen. Ich würde nicht das tun, was er von mir erwartete.
»Sind Sie feuerbereit?« erkundigte ich mich bei Listerman.
»Jederzeit, Sir«, antwortete er.
»Drosseln Sie die Salvenleistung um zwanzig Prozent und brennen Sie den Orghs eine auf den Pelz!« befahl ich.
»Betrachten Sie es als geschehen, Sir«, antwortete Listerman, und in seiner Stimme schwang so etwas wie Begeisterung.
3.
Da, wo bisher nur die winzigen Lichtpunkte der beiden Orgh-Raumer zu sehen gewesen waren, flammten plötzlich bläulich-weiße Fackeln auf. In der Tiefe der BAPURA rumorten die Generatoren der Energiegeschütze. Was wir flackern sahen, waren die Schirmfelder, die die beiden Raumschiffe der Hypnos automatisch ausgefahren hatten, als sie die Geschützenergien zu spüren begannen. Listermans Salven waren nicht kräftig genug, um die Schirmhüllen zu durchschlagen. Sie waren nur als Warnsignal gedacht, sozusagen als Schuß vor den Bug. Die Reaktion zeigte sich sofort. Der mit dem Radiokom gekuppelte Bildschirm leuchtete auf. Das Gesicht eines Orgh erschien. Das riesige Auge
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