Geheimorder Riesenauge
sollte!
Ich horchte von neuem. Jetzt, da ich mich auf die Frequenz der Orgh-Gehirne eingespielt hatte, vernahm ich den Lärm meines Hofstaats kaum mehr. Ich erkannte deutlich die Ausstrahlungen zweier unbedarfter Gehirne, die zwar deutlich waren, aber keine nützliche Information in sich bargen. Und daneben gab es drei Impulsströme, deren Inhalt ich nicht zu erfassen vermochte. Das mußten Vidu-Yakkhat und zwei seiner Begleiter sein. Ich erinnerte mich, ähnlich dumpfe, unverständliche und ungegliederte Gedankenströme von Volltrunkenen empfangen zu haben. Gab es da eine Beziehung? War es möglich, daß Vidu-Yakkhat den fast allmächtigen Tumadschin Khan im Zustand der Trunkenheit aufzusuchen wagte?
Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Ich löste mich aus der telepathischen Starre und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Ohrenbetäubend brandete mir der Lärm meines Hofstaats entge gen. Boris Petronko, Führer der Garde der Zyklopen von Tusty III, stand an meiner Seite.
»Höchste Gefahr!« sagte ich. »Die Orgh-Delegation führt etwas im Schilde! Geben Sie Alarm!«
»Sofort, Euer Verklärtheit!« dröhnte sein von elektronischen Verstärkern auf angsterregende Lautstärke intensiviertes Organ.
Ich bekam nichts zu hören. Er bediente sich des in seinem Maskenhelm angebrachten Interkoms, um sich mit den zur Rechten und zur Linken aufgereihten Mitgliedern der Zyklopengarde zu verständigen. Die Zyklopen waren die Leibwächter Seiner Verklärtheit. Keiner von ihnen maß unter 2,17 Meter –, mit Stiefeln und Absätzen und Einlegesohlen, versteht sich. Die Masken waren vorzüglich. Die Schädel der Zyklopen hatten die Ausmaße eines ausgereiften irdischen Kürbis, und das Einauge auf der Stirn glühte in gefährlichen Farben.
Mein Arbeitstisch schwebte im Hintergrund des mächtigen Thronsaales, der mit allen Raffinessen und einem ungeheuren Aufwand an irdischen Steuergeldern eingerichtet war. Das Schweben des Arbeitstisches war ein neuer Trick, den wir zur Anwendung gebracht hatten, nachdem uns die Wirkungsweise der marsianischen Antigrav-Generatoren klargeworden war. Der Tisch schwebte in der Tat auf einem künstlichen Schwerefeld. Mehr noch: mit Hilfe eines kleinen Schaltbretts konnte ich das Schwerefeld, und damit den Arbeitstisch, innerhalb des Saales beliebig manövrieren. Wenn es mir einfiel, konnte ich mit meinem Tisch spazierenfahren, einen halben Meter über dem Hallenboden, und das mit beachtlicher Geschwindigkeit.
Im Augenblick jedoch stand mir der Sinn nach anderen Dingen. Was Vidu-Yakkhat und seine Begleiter anging, so war mir ein Verdacht gekommen. Ich war nicht Fachmann genug, um entscheiden zu können, ob meine Vermutung richtig war oder nicht. Ich brauchte Hilfe.
Ich rief das Bordlazarett an. Auf dem Bildschirm erschien das junge Gesicht einer Krankenschwester. Sie lächelte, als sie mich erkannte – ein Zeichen dafür, daß ich trotz der barbarischen Rolle des Tumadschin Khan, die zu spielen ich gezwungen war, den Kontakt zu meiner Mannschaft noch nicht verloren hatte.
»Doktor Vericoz, Sie Traum meiner einsamen Nächte«, grinste ich sie an. »Aber schnell! Am besten, Sie schicken ihn gleich herauf in den Thronsaal.«
Ihr Lächeln wurde noch um eine Spur freundlicher.
»Wird gemacht, Euer Verklärtheit!«
Der Bildschirm erlosch. Vericoz, wenn er gleich erreicht werden konnte, würde etwa zwei Minuten brauchen, um hierherzukommen. Hoffentlich war Trontmeyer langsam genug!
Diese Hoffnung mußte ich sofort aufgeben. Am anderen Ende des Thronsaales öffnete sich das portalähnliche Schott. Das bunte Treiben
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