Geheimorder Riesenauge
abzuverlangen. Ihr seid Kinder, die erst lernen müssen, mit den anderen Sternvölkern der Galaxis nach den allgemeingültigen Regeln der interstellaren Diplomatie zu verkehren. Niemand nimmt es euch übel, daß ihr Kinder seid. Aber wehe euch, wenn ihr in eurem kindlichen Leichtsinn Erwachsene zu sein vorgebt und die Macht, die euch gegeben ist, mißbraucht. Nur das Verderben kann die Folge sein. Ich gebe euch einen Rat: hört auf Rorrhodo-Sqyn. Er ist der einzige, der den Ernst der Lage erkannt hat!«
Damit hatte ich meiner Pflicht Genüge getan. Mehr konnten weder die Orghs noch General Reling von mir verlangen. Ich hatte die Orghs besiegt, ich hatte mehr als die Hälfte ihrer Raumflotte vernichtet, und ich hatte eine von Weisheit triefende Botschaft hinterlassen. Mehr konnte ich nicht tun. Ich veranlaßte, daß die ›1418‹ über den erfolgreichen Abschluß unseres Einsatzes informiert wurde, so daß sich auch Captain Lobral mit seinen Leuten wieder auf den Heimweg machen konnte. Und dann gab ich Naru Kenonewe den Befehl, bei der nächstmöglichen Gelegenheit in die Resonanz-Krümmungszone vorzustoßen.
Es dauerte nur ein paar Tage, da sahen wir die Sonne auf unseren Bildschirmen erscheinen. Unsere Sonne! Ein winziger, mickriger Leuchtpunkt zunächst, aber dennoch war es wenigstens unsere Sonne. Mit dreitausend Mann waren wir ausgezogen, mit kaum weniger als dreitausend Mann kehrten wir zurück. Wir hatten Glück gehabt. Unser Unternehmen hätte ganz anders ausgehen können – für uns selbst wie für die gesamte Menschheit.
Wir näherten uns der Erde etwa auf der allgemeinen Ebene der Planetenbahnen. Wir kreuzten die Plutobahn, die Bahn des Neptun und des Uranus, kamen ziemlich nahe an Saturn selbst vorbei, überquerten die Jupiterbahn und befanden uns, nachdem wir den Asteroidengürtel passiert hatten, im sogenannten Innenraum des Sonnensystems. Auf der Höhe der Marsbahn erreichte uns General Relings Hyperfunkspruch.
»Oberst Konnat!« donnerte er mich an. »Ich kann nicht verstehen, warum Sie nicht schon lange die Möglichkeit genützt haben, mich über den Ausgang Ihres Einsatzes auf der Orgh-Welt in Kenntnis zu setzen! Sie können sich doch vorstellen, daß man hier auf der Erde nach Informationen förmlich fiebert!«
Er sandte mit Bildübertragung. Ich genoß den Anblick seiner schnurrbärtigen Visage, die an einen englischen Kolonialoffizier viktorianischer Zeiten gemahnte, und grinste ihn an.
»Erstens, Sir«, antwortete ich, »muß die Erinnerung Ihnen da einen Streich gespielt haben. Ich wurde vor einiger Zeit zum Generalmajor befördert. Und zweitens, Sir, bin ich Ihnen unendlich dankbar dafür, daß Sie es übernommen haben, der erste zu sein, der mich nicht mit ›Euer Verklärtheit Tumadschin Khan‹ anredet. Drittens, Herr General, ist auf Ghostly Castle alles so gelaufen, wie wir es vorhatten. Und viertens, Sir, können Sie und die GWA und die Internationale Abwehrkoalition getrost noch die paar Minuten warten, die ich brauche, um auf der Erde zu landen. Zwanzig Stunden später, wenn ich mich endlich mal richtig ausgeschlafen habe, erstatte ich Ihnen ausführlichen Bericht. Gute Nacht, Herr General!«
Ich unterbrach die Verbindung, und es war mir in diesem Augenblick wirklich völlig gleichgültig, wie Reling auf meine Unverfrorenheit reagieren würde.
ENDE
Als ZBV-Taschenbuch Nr. 23 erscheint:
Intelligenz unerwünscht
von K. H. Scheer
Die Spezialagenten Thor Konnat und Hannibal Utan von der GWA glauben einen Urlaub verdient zu haben. Erwartungsvoll starten sie auf eine Tiefsee-Expedition. Sie wollen die
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