Geheimprojekt Styx
großen Konferenzraum führte. Es standen mehrere gläserne Karaffen mit klarem Wasser auf dem Tisch, dazu Gläser und einige Sandwiches. Gurkensandwiches, was Howell verriet, dass sie hier etwas länger sitzen dürften. Die Personenschützer verteilten sich auf dem Korridor, nachdem sie routiniert den Konferenzraum auf eventuelle Geheimgänge überprüft hatten – wobei Howell sich sicher war, dass, wenn die Briten einen solchen eingebaut hätten, seine Leute ihn nicht finden würden.
Er setzte sich an das eine Ende des langen Tisches, der gute drei mal sieben Meter maß und aus poliertem Tropenholz gefertigt war. Howell fragte sich, wie die Briten den Tisch wohl ins Innere geschafft hatten.
„Bevor wir beginnen, Mister Howell, eine grundsätzliche Frage“, begann Thorne.
„Fragen Sie.“
„Mischen Sie sich in politische Dinge ein?“
Worauf willst du hinaus, Bernard, fragte sich Howell sofort, auf was zielt deine Frage ab. Hier geht es um keinen gewöhnlichen Auftrag. Sonst hätten wir eine Videokonferenz gemacht und würden uns nicht in einem abhörsicheren und schalldichten Konferenzraum besprechen. Es muss also etwas wirklich Heikles sein. Und solche Dinge bieten unerschöpfliche Möglichkeiten.
„Wir sind eine Privatfirma. Politik interessiert uns nicht.“
„Sehr gut, ich hatte auf diese Antwort gehofft.“
„Wir haben aber einige interne Richtlinien. Zum Beispiel werden Sie uns nicht für Unternehmen gewinnen können, bei denen wir ein Killerkommando einsetzen müssen.“
Thorne nickte. „Das war auch nicht meine Absicht.“
„Ausgezeichnet. Nun dann, Sir Thorne, sprechen Sie bitte.“ Howell benutzte ganz bewusst Thornes Adelstitel, um ihm zu zeigen, dass sie sich gegenseitig respektierten – eine grundlegende Voraussetzung, wenn man heikle Dinge besprach.
Der junge Mitarbeiter des Außenministeriums nickte, hob sein Smartphone, tippte einige kurze Befehlsreihen ein, dann verdunkelte sich der Raum etwas und ein Bild wurde via Beamer an eine Leinwand geworfen, die sich lautlos aus der Decke heruntergefahren hatte.
Howell betrachtete nachdenklich das Bild, während Thorne mit einer ausführlichen Erklärung begann.
„Das, Mister Howell, ist Prinzessin Aisha aus dem Königshaus Saudi-Arabiens. Geboren 1982 in Riad, gehört sie zum weltlichen Teil des Königshauses. Sie gilt als Reformatorin, die sich für die Rechte der Frauen stark macht.“ Thorne machte eine Pause und sah Howell an, wartete auf eine Frage des alten Mannes. Doch der sah immer noch das Porträt der Prinzessin an und schien wie in Trance. Dass dem nicht so war, konnte Thorne nicht wissen.
„Mister Howell, Sir?“, fragte er vorsichtig nach.
„Sprechen Sie weiter, ich höre Ihnen zu.“
Thorne nickte, mehr zu sich selbst, und fuhr dann fort. „Da sie Reformen anstrebt, die der Regierung durchaus Unruhe bringen können, sieht man sie in Riad eher ungern, und die radikaleren Teile des Königshauses würden sie am liebsten tot sehen, hingerichtet wegen Gotteslästerung.“
„Gotteslästerung?“
„Sie trägt Röcke, Schuhe mit Absätzen und am Strand Bikinis.“
„Ah.“ Howell nickte bloß.
„Nun, an sich gehen das britische Außenministerium interne Dinge des saudischen Königshauses nichts an, aber dieser Fall ist besonders.“
Howell ahnte, was jetzt kam, war aber bereit, das Frage-Antwort-Spiel mitzuspielen. Bis zu einem gewissen Punkt.
„Konkret bitte, Sir Thorne.“
„Die Prinzessin hat ihre Haushälterin, eine Philippina, mit einer Viertelmillion Dollar in die britische Botschaft in Riad geschickt. Sie sollte dort für sie um politisches Asyl ersuchen.“
„Mit welcher Begründung?“
„Es gibt wohl konkrete Pläne, sie umzubringen.“
„Wie konkret?“
Thorne reichte Howell wortlos einen Tablet-PC, auf dem die flüchtig eingescannten Rechnungen an eine amerikanische Sicherheitsfirma zu sehen waren. Ferner die Tagespläne der Prinzessin für die nächsten zwei Wochen, dazu die Sicherheitsmaßnahmen, selbst die Fahrzeugtypen mit der maximalen Resistenz gegen Sprengstoff waren aufgeführt. Es bestand kein Zweifel, diese Informationen reichten für einen Anschlag mehr als nur aus.
„Okay, das ist konkret“, sagte Howell und legte den Tablet vor sich auf den Tisch. Er hob die Hand zu einer ausladenden Geste. „Was also kann ich für das britische Außenministerium tun?“
„So weit sind wir noch nicht, Mister Howell“, erwiderte Thorne. „Noch bin ich dabei, Ihnen die Situation zu
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