Geheimprojekt Styx
welches nicht länger als hundertzwanzig Meter war.
„Art!“, befahl Hendricks, der alle Hände mit dem Steuern des Donzi-Boots zu tun hatte, da sie immer wieder kleineren Schiffen, Booten und schließlich Containerschiffen ausweichen mussten. Dennoch wurden sie nicht nennenswert langsamer. Boratto, der von Booten so viel wusste, wie ein Mönch vom wilden Nachtleben, musste zugeben, dass Hendricks durchaus wusste wie man ein Powerboat steuerte – auch unter schwierigen Bedingungen.
„Nimm die Typen unter Feuer!“
„Bei dem Wellengang und Tempo – völlig ausgeschlossen!“
Hendricks fluchte, drückte mehrfach gegen beide Schubhebel und zwang die Maschinen dazu, noch mehr zu leisten. Dann plötzlich fluchte er noch weiter und selbst über den Lärm der beiden Motoren hinweg war es deutlich zu hören.
„Die Typen gehen an Bord des Containerschiffs!“, rief Hendricks aus und Boratto wusste, dass sein Chef kurz vor einem Wutanfall stand.
„Mike! Denen können wir nicht folgen, die drehen einmal kurz bei und versenken uns!“
Boratto hat Recht, dachte Hendricks finster, das einzige, was wir machen können, ist, uns den Namen zu notieren und herauszufinden, wann sie im nächsten Hafen einlaufen und die Typen dann erwarten.
Er drehte hart bei und nahm etwa sechzig Prozent des Schubs weg, als er den Hafen ansteuerte.
„Die Kiste heißt „Asian Dream“, also werden wir beim Hafenbüro nachfragen, wo sie hinfährt“, sagte er, und in Hendricks Tonfall war deutlich zu hören, dass er wenig begeistert war. Er sah den Besitzer des Powerboats an, der kreidebleich war, und grinste dünn. „Sie dürfen nun wieder steuern, und Sie bekommen eine anständige Aufwandsentschädigung.“
Obwohl er in Rhodesien geboren und aufgewachsen war und lange Zeit dort gelebt hatte, kannte Frank Howell den europäischen Kontinent recht gut. Er hatte in der Gründungsphase der SACS nahezu jedes europäische Land bereist und Leute rekrutiert. In Bars, direkt von den Polizeiakademien weg, vor Clubs, wo potentielle Rekruten als Türsteher gearbeitet hatten, einige hatte er auch nach dem Verlassen der Armee angeworben.
Daher hatte Howell jede große europäische Stadt besucht. Doch London war für ihn immer so etwas wie eine zweite Heimat gewesen. Als er nun durch die Innenstadt der geschichtsträchtigen Stadt fuhr und sich dem Regierungsviertel, Westminster, näherte, kamen Erinnerungen hoch. Sie bogen nach Whitehall ein, wobei sich die beiden Polizeifahrzeuge der Diplomatic Protection Group als mehr als nützlich erwiesen, da sie jeden potentiell misstrauischen Polizisten erst einmal in Sicherheit wogen, und hielten schließlich beim Nebeneingang des Außenministeriums.
Tobias Brauer sprach sich kurz mit den Polizisten ab, dann öffnete er die Beifahrertür und stieg aus. Die Männer und Frauen der Europa-Abteilung verteilten sich über den gesamten Bereich, zwei wechselten sogar die Straßenseite. Erst dann wurde Howell von seinem Adjutanten aus dem Wagen gehievt.
Aus dem Nebeneingang kam ein junger Mann im Nadelstreifenanzug, das Jackett offen, darunter eine Weste, aus deren Tasche eine Kette für eine Taschenuhr hing. Howell rollte etwas auf den Mann zu und blieb dann stehen.
„Sir Bernard Thorne, Außenministerium“, stellte sich der Mann vor, machte keine Anstalten, Howell die Hand zu reichen, sondern wartete darauf, dass sich Howell seinerseits vorstellte. Doch der ließ sich etwas Zeit, ließ das „Sir“ im Namen des Mannes auf sich wirken.
„Frank Howell, Direktor der South African Consulting Service.“ Er streckte Thorne die Hand entgegen. Ein Händedruck wurde ausgetauscht, kurz und kräftig.
„Ich hatte bereits mit Ihrem Adjutanten telefoniert, Mister Howell“, sagte Thorne und bedeutete mit einer Geste, ihm zu folgen. Der gesamte Tross aus Personenschützern der SACS und Polizisten folgte den beiden ins Innere des Außenministeriums.
„Waren Sie schon einmal in London?“, fragte Thorne und Howell wusste, dass der junge Mann hoffte, ihm etwas Neues erzählen zu können.
„Mehrfach. Meist residiere ich im Dorchester“, gab Howell ungerührt zurück.
„Das Dorchester ist eine ausgezeichnete Wahl, dort bringen wir hin und wieder selbst Gäste unter.“
„Ist mir auch schon aufgefallen. Und hin und wieder sollen einem da ja auch Prominente begegnen.“
„Soll durchaus vorkommen, ja.“
Sie betraten einen geräumigen Aufzug und fuhren hinauf in den dritten Stock, wo Thorne sie in einen
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