Geheimprojekt Styx
Schlag. Hendricks hatte immer die beste Ausrüstung zur Verfügung gehabt, die auf dem internationalen Markt zu haben gewesen war. Teilweise auch wirklich schwere Waffen und exotische Gerätschaften. Doch das, was er da im Kofferraum sah, überstieg selbst seine Erwartungen.
Es waren zwei Paar modernste Körperpanzerungen, mit Vollvisierhelmen aus ballistischem Polycarbonat, das selbst dem Volltreffer einer Schrotflinte standhielt, dazu Keramikplatten in der Schutzweste, die mit Oberschenkel- und Armprotektoren aus Kevlar verstärkt worden war, dazu ein feuerfester Overall und Schutzhandschuhe mit Kevlareinlagen. Es bestand kein Zweifel, wenn jemand, gut ausgebildet und ausgerüstet, diesen Schutzanzug anlegte, wäre er sehr schwer zu stoppen.
Etwas erinnerte Hendricks an das berühmt-berüchtigte Feuergefecht in Los Angeles, dem North-Hollwood-Shootout aus dem Jahre 1997. Damals waren die Bankräuber ebenfalls schwer gepanzert gewesen und durch die gewöhnliche Pistolenmunition praktisch nicht zu stoppen gewesen. Heute, runde fünfzehn Jahre später, wäre es vermutlich ähnlich, nur dass man selbst mit Gewehrmunition nicht wirklich weit kommen würde.
Hendricks suchte weiter im Kofferraum, wobei er immer noch diesen Schock verdauen musste. Er fand einen halbautomatischen Granatwerfer, ein Scharfschützengewehr mit Magazin, unzählige Magazine mit Munition, ferner eine Kampfschrotflinte und schließlich drei FN P90, wie sie auch von der SACS verwendet wurden.
Als er den Sitz wieder hochgeklappt hatte, wirkte er eine Nuance blasser.
„Diese Typen sind wirklich verdammt gut ausgerüstet“, murmelte er.
„Heißt konkret?“, fragte Boratto.
„Ganzkörperpanzerung, Granatwerfer, jede Menge Halbautomaten und P90.“
Der Pfiff Borattos sprach Bände und bedurfte keines weiteren Kommentars.
Hendricks wurde immer bewusster, dass er in eine Sache hineingeraten war, die weit über das Niederbrennen eines Dorfes hinausging. Und über seine Neugierde ebenso. Wenn der Punkt, an dem Umkehren unmöglich gewesen war, noch nicht bei Charles Wallcrofts Fallschirmsprungschule erreicht worden war, dann definitiv jetzt. Die Leute, mit denen sie es zu tun hatten, scheuten offenbar keine offenen Feuergefechte, waren in der Lage, modernste Ausrüstung überall hin zu transportieren und offenbar auch ausgebildet, diese zu nutzen.
Während er sich Gedanken darüber machte, mit wem sie sich wohl angelegt hatten, legte er wieder einen Arm um Sanchez, die inzwischen nicht mehr ganz so zitterte, aber dennoch völlig fertig wirkte. Es bestand kein Zweifel, dass die Geschehnisse auf der Autobahn ihr Leben für immer verändern würden. Doch auch Hendricks ließ das Erlebte nicht kalt, er wusste bloß, anders als seine Freundin und zukünftigen Ehefrau, mit solchen Erlebnissen umzugehen. Dennoch gingen sie nie spurlos an ihm vorbei und hinterließen ihre Narben.
Er schwieg für den größten Rest der Fahrt, blickte jedoch immer wieder nervös aus dem Heckfenster, um eventuelle Verfolger auszumachen. Doch es gab keine – zum Glück, wie er befand. Einen weiteren Angriff würden sie vermutlich nicht überstehen.
Als der Hafen in Sichtweite kam und sie noch rund vier Minuten Fahrt vor sich hatten, fragte Boratto, wie üblich ruhig und routiniert: „Wie gehen wir vor?“
„Wir sprengen das Tor auf und räuchern sie aus.“
„Mit dem Granatwerfer.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Ja.“ Hendricks rutschte zur Seite, klappte den mittleren Sitz wieder hinunter und holte den Granatwerfer hervor. Er hatte mit so einem Modell schon mehrfach zu tun gehabt, es allerdings erst ein paar Mal abgefeuert. Doch das spielte keine Rolle.
Als sich der X5 dem Hallentor der African-Pacific-Import-Export Firma näherte und sie direktes Sichtfeld hatten, öffnete Hendricks das Dachfenster, schob seinen Oberkörper hinaus, legte den Granatwerfer an und eröffnete das Feuer.
Die ersten drei 40mm-Granaten zerfetzten das Tor in unzählige Teile, die nächsten beiden schlugen im Inneren ein, wo sie weitere Verwüstung stifteten.
Hafenarbeiter gingen panisch in Deckung, ein Gabelstaplerfahrer krachte vor Schreck sogar in einen Container, dessen Seitenwand er mit seinem Gabelstapler durchbohrte.
Hendricks zog sich wieder in den BMW Geländewagen zurück, tauschte Granatwerfer gegen Maschinengewehr und riss die Seitentür auf, noch bevor Boratto den Wagen ganz zum Stehen gebracht hatte, Sanchez blieb im Wagen, ihre Pistole erhoben, wobei sie
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