Geheimprojekt Styx
immer noch leicht zitterte. Hendricks trat auf ein Fragment des Hallentors und stürmte dann los, das MG schussbereit erhoben. Boratto hinter ihm. Sie sicherten in jede Richtung, auf Bodenhöhe und bis hinauf unter die Decke. Nirgendwo konnten sie jemanden ausmachen.
Die Halle war verlassen, in dem kleinen Büro war der Stahltisch weggeräumt worden und auch die Garderobe war komplett geräumt worden. Es gab keine Spur mehr von den Söldnern, die noch vor knapp einer Stunde hier gewesen waren.
„Fuck!“, fluchte Hendricks laut und trat voller Wut gegen eine Holzkiste. Die leicht zersplitterte Delle war beeindruckend – der Schmerz in den Zehen ebenfalls, doch das ignorierte er. „Wo sind diese Arschlöcher hin?“
„Mike!“, rief Boratto plötzlich aus dem hinteren Teil der Halle. „Hier ist ein Notausgang.“
Hendricks lief los und erreichte wenige Augenblicke später Boratto. Sie sahen sich kurz an, dann öffnete Boratto die Tür und Hendricks stürmte hindurch – direkt in das grelle Sonnenlicht Kapstadts.
Etwa hundertfünfzig Meter entfernt befand sich ein kleiner Pier, von dem gerade ein Festrumpfschlauchboot abgelegt hatte. Selbst auf diese Entfernung erkannte Hendricks die grauen Haare des Söldners noch, mit dem er den fingierten Fallschirmkauf abgewickelt hatte.
Er sprintete los, Boratto folgte. Doch sie kamen nicht weit. Noch während sie die ersten paar Schritte zurücklegten, hob der Söldner mit den grauen Haaren einen Raketenwerfer und legte an. Hendricks reagierte auf die einzig mögliche Art und Weise. Er blieb stehen, warf sich zur Seite und packte Boratto am Arm, um ihn ebenfalls zu Boden zu reißen.
Dann schoss auch schon die Rakete über sie hinweg und schlug in die Lagerhallenwand ein. Als keine Explosion erfolgte, sahen sich die beiden am Boden liegenden Männer etwas irritiert an.
Ein Blindgänger, schlossen sie.
Dann nahmen sie wieder die Verfolgung auf, doch das Schlauchboot hatte bereits zu viel Distanz zwischen sich und die beiden gebracht. Hendricks sah sich hektisch nach einem geeigneten Wassergefährt um, damit sie die Verfolgung fortführen konnten, während Boratto sich auf den Boden geworfen und mit seinem Gewehr wenig erfolgreich das Feuer eröffnet hatte.
Der designierte SACS-Direktor wurde schließlich fündig. Ein schnittiges Donzi-Powerboat lief gerade vom Nachbarpier aus. Da Hendricks an der Ostküste Englands während seiner Studienzeit ebenfalls mit einem Donzi unterwegs gewesen war – zum Zeitvertreib und um den zahllosen Kurzbeziehungen zu imponieren – kannte er sich mit Powerboats, die mit ihren zwei Motoren, die jeweils durchaus auf tausend PS und mehr kamen und daher theoretisch völlig übermotorisiert waren, bestens aus. Er überschlug kurz, wann das Donzi das Ende des Piers auf dem sie gerade standen, erreicht hatte, dann ließ er das Maschinengewehr fallen, riss sich die Lederjacke von den Armen und sprintete los.
Doch Hendricks hatte sich etwas verschätzt. Zwar schaffte er am Ende des Piers den Absprung und erreichte mit den Armen auch das Donzi, doch nicht an der Stelle, wo er es beabsichtigt hatte. Als er mit den Beinen und dem Oberkörper gegen den seitlichen Rumpf des Powerboats krachte, presste der Aufprall ihm die Luft aus den Lungen, und eine Hand rutschte von der kleinen Reling die ungefähr fünfzehn Zentimeter hoch war.
Seine Beine hingen im Wasser, und als er sich schließlich an Bord zog, sah der Besitzer, ein Mann in den Vierzigern, Hendricks an, als wäre er der Teufel in Person. Schließlich geschah es nicht oft, dass ein Mann mit Schulterholster von einem Pier an Bord eines Powerboats sprang.
„Wir brauchen ihr Boot, Sir“, sagte er höflich, schob den Mann energisch, aber dennoch rücksichtsvoll vom Ruder weg und steuerte das Boot näher an den Pier heran, wo inzwischen Boratto auf Hendricks wartete. Er sprang ebenfalls an Bord, dann legte Hendricks den ersten von zwei Schubregeln um und das Donzi Boot machte einen gewaltigen Satz nach vorne. Der Bug hob sich weit aus dem Wasser, als der V-förmige Rumpf durch das dreckige Wasser des Hafens schnitt.
Sie schossen mit rund fünfundzwanzig Knoten an einem Containerschiff vorbei, das gerade ablegte, dann hatten sie auch schon die Hafenausfahrt vor Augen und Hendricks schaltete den zweiten Motor hinzu, was das Donzi auf rund fünfzig Knoten beschleunigte. Das Festrumpfschauchboot befand sich etwa tausend Meter vor ihnen und hielt direkt auf ein kleines Containerschiff zu,
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