Geheimprojekt Styx
tun als durch den Dreck zu robben und auf dich schießen zu lassen.“
„Unterbrochen von Ausflügen mit Nadia, Besuchen bei dir, egal ob in Katar, auf deiner Yacht oder sonstwo, und auf längeren Urlauben. Nein, Max, das Leben ist so schon gut, wie es ist.“
„Ganz wie du meinst. Aber du hast mich bestimmt nicht angerufen, um über's Älterwerden zu sprechen. Also, Mike, was liegt dir auf der Seele?“
„Ich brauche eine Einreisegenehmigung nach Katar, Waffenscheine, einen Lagerhallenkomplex und einen Flugplatz.“
„Hmm, sonst noch was? Vielleicht eine Yacht? Eine Gulfstream? Eine Blondine?“
„Bis auf das letzte... wenn du das über hast, immer her damit“, gab Hendricks prompt zurück.
Max lachte laut auf und meinte dann: „Das mit der Blondine war ein Spaß. Aber mal im Ernst. Was ist da los bei dir? Willst du umziehen?“
„So in etwa, ja. Wir sind, hier nicht mehr erwünscht.“
Es folgte ein für Max untypisches langes Schweigen. Der Sprössling der Herrscherfamilie Katars war eigentlich für sein loses Mundwerk bekannt, ganz besonders, wenn er mit seinem Freund Hendricks sprach. „Den Grund wirst du mir mit Sicherheit bei einer Flasche Scotch erklären.“ Das war eine Feststellung, keine Frage und Hendricks wusste das sehr genau.
„Ja, aber vorher brauche ich deine Hilfe. Ich habe einen Monat Zeit, hier unsere Zelte abzubrechen. Die gesamte Hardware, sprich Fahrzeuge, Flugzeuge und so weiter bekomme ich aber ohne einen Frachter schwer nach Katar.“
„Wie gut, dass ich vor ein paar Jahren eine Reederei aufgekauft habe.“
„Wie gut, wohl wahr.“ Hendricks schwieg kurz. „Max“, begann er dann mit ernstem Tonfall. „Kann ich auf dich und deine Hilfe zählen?“
„Das Ganze kostet mich drei Anrufe und ungefähr zehn Minuten.“
Manchmal haben absolutistische Herrschaftsformen doch auch ihre Vorzüge, dachte Hendricks, Max hat so gute Verbindungen zum Rest der Regierung, dass er solche Sachen im Vorbeigehen erledigen kann.
„Und was kostet es mich?“
„Ich suche noch einen Freiwilligen für eine Tour zum K2“, meinte Max trocken. Schon damals in Cambridge hatten Hendricks und Max festgestellt, dass sie beide eine Vorliebe für Extremsport hatten – daran hatte sich bis heute nichts geändert.
„Ich hasse Bergsteigen.“
„Na gut, dann eben eine Tour im Golf von Mexiko – du hast doch noch die „Booty“ oder?“, fragte Max und spielte damit auf das Donzi Power-Boat von Hendricks an, welches er in seinen eher wilden Jahren leichtfertig „Booty“ genannt hatte.
„Die liegt gerade in Nassau vor Anker.“
„Ah, herrlich. Also, wenn wir eine Tour durch den Golf machen, kriegst du deine Gefallen.“
„Dann betrachte das als gebongt.“
„Dito, mein Freund.“
Es folgte ein kurzes, beidseitiges Schweigen. Schließlich durchbrach Hendricks das Schweigen. „Max, ich brauche den Frachter in spätestens fünf Tagen in Kapstadt. Bring 'ne Menge Container mit, es gibt einiges zu transportieren.“
„Ein kompletter Umzug hat so etwas an sich.“
„Klugscheißer.“
„Mike, wir sprechen später weiter, mein Steak wird kalt und deine Freundin wartet vermutlich auch schon auf dich.“
„Max, mein Lieber, du bist immer noch Single, tauschst die Freundinnen wie Unterhemden.“
„Pah, das ist noch untertrieben.“
„Eben. Also kannst du gar nicht mitreden.“
„Will ich das denn wirklich?“
Hendricks grinste. Typisch Max, dachte er, der wird nie wirklich erwachsen. Obwohl er Milliardär und enorm erfolgreich im Öl- und Gasgeschäft ist.
„Kein Kommentar. Sieh zu, dass ich meine Genehmigungen bekomme und den Frachter. Dann machen wir die Tour im Golf von Mexiko.“
„Betrachte es als erledigt. Nun muss ich aber. Auf bald, Mike!“
„Auf bald, Max.“ Hendricks legte auf und warf das iPhone achtlos auf den Schreibtisch. Die robuste Polycarbonathülle gab beim Auftreffen ein dumpfes Geräusch von sich, und Hendricks nahm noch einen Schluck aus seinem Glas, füllte es nach und starrte wieder nachdenklich aus dem Fenster.
Er beschloss, die Hiobsbotschaft erst am nächsten Tag zu überbringen. Allerdings würde er Sanchez noch heute Abend informieren. Hendricks nahm die Füße wieder vom Schreibtisch und ging zur Tür, das Scotchglas in der Hand.
Als er schließlich wieder in seine Wohnung kam, fand er Sanchez auf dem Sofa liegend vor, die langen schwarzen Haare ungekämmt und in eine abgetragene Jogginghose gekleidet.
„Hey, Nad“, sagte Hendricks
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