Geheimprojekt Styx
sicheren Tod bewahrt. Denn sie tun das, wozu Regierungen entweder nicht willens oder nicht in der Lage sind.“ Sanchez zückte ihr Smartphone, scrollte durch die Bilder und wählte dann zehn Stück aus. Sie zeigten Hendricks, Boratto und jeweils die frisch Geretteten und teilweise deren Familienangehörigen. Auf bestimmt der Hälfte der Bilder, sah Hendricks deutlich mitgenommen aus, auf einem war sein Oberarm sogar dick verbunden.
Während Maria und John Sanchez die Bilder ansahen, sprach ihre Tochter weiter. „Du meinst, er ist ein skrupelloser Söldner? Er ist genau das Gegenteil. Ja, er hat über einhundert Millionen auf dem Konto, aber dennoch hat er jahrelang sein Leben riskiert, obwohl er es nicht nötig gehabt hätte. Also, Dad, sage mir, ist das die Art von Mann, die du verabscheust? Jemanden, der Menschen hilft und dabei sein Leben riskiert?“
Es folgte ein langes Schweigen und schließlich schüttelte ihr Vater langsam den Kopf. Die nachfolgenden Worte kamen ihm sichtlich schwer über die Lippen. „Ich würde gerne einmal mit Michael sprechen, Nadia, er scheint wirklich so zu sein, wie man sich den Traummann vorstellt.“
Sanchez strahlte und machte aus ihrer Freude auch keinen Hehl mehr. Bloß als ihre Mutter scheinbar grundlos in Tränen ausbrach, war sie irritiert.
„Mum?“, fragte sie vorsichtig. „Was ist los?“
„Nichts, Nadia, nichts“, gab Maria Sanchez zurück und fasste ihren Mann bei der Hand. Es dauerte etwas, ehe sie sich wieder beruhigt hatte. „Ich bin bloß überglücklich, dass dein Vater es endlich eingesehen hat.“
Sanchez grinste dünn. Sie stellte sich vor, wie Hendricks wohl auf ihren Vater reagieren würde, der sich in den letzten zehn Jahren praktisch nicht verändert hatte. Sein Gram hatte ihn wohl schon beinahe konserviert.
„Da bist du nicht alleine, Mum.“ Sanchez nahm ihr Smartphone wieder entgegen und warf dann einen Blick auf die SMS. Lane hatte ihr geschrieben, dass sie rund um das Haus in Stellung gegangen waren und er sogar zwei seiner Leute an den Strand geschickt hatte. Der Mann und die Frau tarnten sich als Pärchen und lagen, vermeintlich harmlos, auf einer Decke am Strand. Die kompakten Maschinenpistolen in den zwei Rucksäcken allerdings sprachen da eine andere Sprache.
Sanchez warf einen Blick durch das offene Wohnzimmerfenster und sah gerade, wie Lewis Lane, den Blick zur Tarnung auf sein Smartphone gerichtet, über den Strand schritt, als würde er einfach nur spazieren gehen. Guter Mann, dachte sie, überprüfte die Positionen seiner Leute und nebenbei verschafft er sich einen Überblick über das Grundstück.
„Mike hat hier auf den Bahamas eine Villa“, meinte sie und lächelte fröhlich. „Die würde ich euch gerne einmal zeigen. Damit ihr einen Eindruck von ihm bekommt.“
Tatsächlich war die Strandvilla auf den Bahamas, die direkt am Meer lag, die zweite Heimat Hendricks. Wenn er nicht auf dem Weingut gewohnt hatte, war er in seiner Villa gewesen. Und Sanchez liebte dieses Haus, einfach weil es in ihrer Heimat stand und außerdem, da sie den Einrichtungsstil – eine kühne Kombination aus englischem Kolonialstil und Moderne – grandios fand.
„Ist Michael denn auch dort?“, fragte Maria und sah ihre Tochter erwartungsvoll an.
„Nein, leider nicht. Er ist in London, hat dort einiges zu erledigen.“ Sanchez erhob sich. „Aber ich bin sicher, dass der Besuch auch so für euch aufschlussreich sein wird.“
„Wir müssen unseren Wagen nehmen“, meinte John und warf seiner Tochter einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du investierst Unsummen in einen Aston Martin und hast nicht einmal eine Rückbank?“
„Nein, und die brauche ich auch nicht. Wir nehmen einen von unseren Wagen“, erwiderte Sanchez und zückte ihr Smartphone. Die Nummer von Lane hatte sie in der Kurzwahl. „Lane? Holen Sie die Wagen, wir fahren zu Michaels Strandhaus.“
„Verstanden, Ma'am.“
Ihre Eltern sahen Sanchez ein wenig verwirrt an, und ihr Gesicht schlug in eine Kombination aus Entsetzen und völliger Verständnislosigkeit um, als Lewis Lane das Grundstück betrat und, seine Hand am Griff seiner Pistole, rasch auf die offene Wohnzimmertür zu kam.
Sanchez bemerkte das Verhalten ihrer Eltern zu spät, reagierte dann aber dennoch. „Das ist Mister Lane, er leitet das Personenschutzteam von mir.“
„Team?“, echote John.
„Misses Sanchez, Mister Sanchez“, grüßte Lane mit einem knappen Nicken. „Ma'am, die Wagen stehen bereit, das
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