Geheimprojekt Styx
Schreibtisch, der vermutlich irgendwo in einem Container in Katar rumsteht.“ Er schluckte einen Kloß hinunter.
Das ist nicht dein Fachgebiet, sagte er sich, Winterkriegsführung ist nicht deine Welt. Und trotzdem bist du hier. Um die Sache zu beenden. Also, mach jetzt nicht schlapp!
„Verstanden. Aber Mike, dir wird nichts zustoßen, dafür sorge ich.“
„Wollen's hoffen. Ich wollte noch heiraten.“ Die beiden Männer nickten sich zu, dann verließen auch sie das kleine Haus und traten hinaus in die eisige Kälte. Zurück blieben einige unwichtige Gegenstände, einige Taschen und Gewehrkisten, sowie sechs Sätze Winterkleidung.
Als sie zum Rest des kleinen Teams stießen, waren von Andersen bereits die drei Schlitten fertig gemacht worden, die Hunde waren in freudiger Erwartungshaltung, Leistung zu erbringen und damit ihren Zuchtzweck zu erfüllen, die drei Norweger standen wie ein Mann auf Skiern, die Gewehre vor der Brust.
„Mike, du nimmst den Schlitten mit Benny als Leithund, Poseidon, du den mit Iwan.“ Andersen wies auf einen leicht bräunlichen Alaskan Malamute, der irgendwie etwas grimmig wirkte. „Ich mache die Spitze, die Norweger sind auf Skiern unterwegs, um uns herum.“
Hendricks machte mit seinen dicken Polarhandschuhen eine Daumen-Hoch-Geste und stellte sich dann auf die beiden Kufen des Schlittens, welcher von Benny und sieben weiteren Hunden gezogen wurde. Er transportierte Munition und schwere Waffen, Brauer würde Verpflegung transportieren und Andersen, da es wichtiger als die beiden anderen Dinge war, die Zelte, Kommunikationsgeräte und Schlafsäcke.
Hendricks' aktiver Gehörschutz, der sämtliche Geräusche ab vierzig Dezibel dämpfte und alle unter zehn verstärkte, sowie ein eingebautes Funkgerät besaß, filterte die Stimme von Saxegaard heraus. „Wir brechen auf! Macht euch keine Sorgen, wir folgen euch!“
Damit setzten sich die Norweger in Bewegung und verschwanden rasch im dichten Schneegestöber, was seit ihrem Aufstehen noch stärker geworden zu sein schien. Die Sichtweite lag bei weniger als zehn Metern. Hendricks schluckte, prüfte den Kompass an seinem Unterarm sowie die Taucheruhr, die der Kälte problemlos standzuhalten schien.
Zehn Minuten nach sechs Uhr morgens, dachte er, normalerweise würd's jetzt eine zweite Runde mit Nad geben, aber ich stehe hier, mit Hunden, und friere mir den Arsch ab!
„Los geht’s!“, rief Andersen und fügte ein „Go, go, go!“ hinzu, um den Hunden den Befehl zu erteilen, dass sie loslaufen sollten. Brauer folgte weniger Sekunden später, bloß Hendricks musste seine gewisse Nervosität erst überwinden.
Leithund Benny drehte den Kopf und sah Hendricks an, als würde er fragen: „Wird's heute noch was?“
„Go, go, go!“, rief Hendricks dann und Benny setzte das Kommando sofort um. Er lief los, die anderen Hunde folgten und schon bald schossen sie mit zwanzig Stundenkilometern durch das weiße Chaos. Nach etwa drei Stunden, die sie fast geradeaus gefahren waren, was bloß aufgrund der Kompasse möglich gewesen war, kam Ragnarsson von links an Hendricks heran und hielt mühelos das Tempo, was in etwa dem unteren Durchschnitt des Ski-Langlaufs entsprach.
„Ich habe hochgerechnet“, sagte Ragnarsson über Funk, wobei er kein bisschen außer Atem klang. „Etwa zweiundvierzig Stunden bei diesem Tempo. Doch die Hunde haben noch jede Menge Reserven, ich schätze, dass wir bei rund fünfunddreißig landen werden.“
Hendricks nahm eine Hand vom Griff des Schlittens und drückte gegen seinen Hals, wo der Sendeknopf des Funkgeräts untergebracht war – unter unzähligen Schichten Stoff und modernsten Fasern.
„Verstanden.“
Ragnarsson verschwand wieder in die Richtung, aus der er gekommen war und Hendricks wusste, dass die drei Norweger rund um sie herum fuhren. Manchmal einen Kilometer weiter vor ihnen, manchmal einen neben ihnen, manchmal einen hinter ihnen. Sie kreisten, wie Geier um einen Kadaver. Nur waren sie die Jäger und nicht die Aasfresser.
Auf dem Weg zum ersten Rastplatz mussten sie nur ein einziges Mal von ihrem Kurs abweichen, als Prestud meldete, dass sie sonst in eine Eisbären-Familie gefahren wären. Sie umfuhren die größten Landraubtiere des Planeten mit einem Kilometer Abstand, Prestud allerdings behielt sie dennoch im Auge, sein Scharfschützengewehr bereits in den Händen, die Ski-Stöcke links und rechts in den Boden gerammt. Die Norweger ließen sich immer wieder von den Schlitten ziehen
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